Folgen der Coronapandemie - Fahrschulen stecken weiter im Prüfungs-Stau

Fr 11.03.22 | 06:44 Uhr | Von Wolf Siebert
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Ein Fahrlehrer sitzt in seinem Fahrschulwagen neben seinem Schüler und ist im Außenspiegel zu sehen. (Quelle: dpa/Felix Kästle)
Bild: dpa/Felix Kästle

Durch die Corona-Lockdowns war es in Berlin zu teilweise langen Wartezeiten für Führerschein-Prüflinge gekommen. Der rbb hatte im Oktober darüber berichtet. Wolf Siebert ist der Frage nachgegangen, ob sich die Situation mittlerweile entspannt hat.

Die 18-Jährige Sarah Borcherding erzählt, dass sie drei bis vier Monate auf ihre praktische Fahrprüfung warten müsse. Ihre Führscheinausbildung hat sie in der Fahrschule Fuchs in Berlin-Frohnau begonnen. Nach der theoretischen Prüfung wollte sie gerne schnell auch die praktische Prüfung machen. Borcherding, die gerade ein Freiwilliges Soziales Jahr macht, sagt: "So lange wollte ich nicht warten. Deshalb habe ich mich umgehört."

Die Fahrschule Fuchs habe zum Glück auch in Oranienburg eine Niederlassung, und in Oranienburg sei die Wartezeit nur drei bis vier Wochen. "Da ich eh aus Neuendorf komme, konnte ich mich in Oranienburg anmelden", sagt Borcherding. Sie ist jedoch nicht die einzige, die im Prüfungsstau steckt.

Wartelisten mit bis zu 800 Bewerbern

Im vergangenen Oktober hatte der rbb schon einmal über die Fahrschule Fuchs berichtet. Die Wartezeiten auf die Prüfung sind seitdem nicht kürzer geworden, sagt Geschäftsführer Klaus Thiele: "Wir haben 230 Schüler auf der Warteliste, die auf die praktische Prüfung warten. Für uns und auch für die Kolleginnen und Kollegen, mit denen ich in Berlin gesprochen habe, ist die Situation unverändert."

Das bestätigt auch der Fahrlehrerverband Berlin: Überall gebe es lange Wartezeiten und Wartelisten mit bis zu 800 Bewerbern bei größeren Fahrschulen.

Berliner Fahrschulen waren während der Lockdowns geschlossen

Ein kurzer Blick auf die Ursachen zeigt: Während der beiden Lockdowns waren die Fahrschulen in Berlin geschlossen. Dennoch wurden weitere Fahrschüler aufgenommen, Ausbildung und Prüfung waren aber nicht möglich.

Durch eine Gesetzesänderung war zudem die Dauer der praktischen Prüfung um zehn Minuten verlängert worden. Deshalb können die Prüforganisationen Dekra und TÜV pro Tag nur noch acht statt zehn Fahrschüler prüfen. Die Welle wuchs.

Andreas Röse, TÜV, der in Berlin rund ein Drittel der Prüfungen abnimmt, widerspricht vehement: Wartezeiten von drei bis vier Monaten gebe es beim TÜV nicht. Man setze mehr Personal bei Prüfungen ein, arbeite auch samstags und liege jetzt bei einer Wartezeit von vier Wochen. Machtlos sei man aber, wenn Prüfer durch Krankheit ausfielen: "Wenn während der Pandemie bei einer Prüfung drei Leute in einem Auto sitzen, maximal 1,5 Kubikmeter Luft haben und pro Tag acht Prüfungen abgenommen werden, dann sind auch mal Prüfer krank geworden", sagt er.

Eine gute Nachricht hat er aber: Es gebe immer kurzfristige Prüfungstermine, sogar für die laufende oder die kommende Woche. Die Voraussetzung sei, dass die Fahrschüler bereit sein müssten, sich auch außerhalb ihres Bezirks prüfen zu lassen.

Fristen können verlängert werden

Die Dekra, die in Berlin die meisten Prüfungen abnimmt, äußerte sich nur schriftlich, sagte aber nichts zur Länge der Wartezeiten. Ihre Die Botschaft: Es sei besser geworden. Durch Einsatz von mehr Personal habe man im Januar und im Februar mehr Prüfungen abnehmen können als in den Vergleichsmonaten 2019 vor der Pandemie. Klaus Thiele von der Fahrschule Fuchs bleibt dabei, dass sich die Situation nicht verbessert habe.

Ein anderes Thema scheint dagegen vom Tisch zu sein: das Fristen-Problem. Grundsätzlich muss man nach der theoretischen Prüfung innerhalb von einem Jahr auch die praktische ablegen. Wegen der Lockdowns hätten das einige Prüflinge nicht geschafft. Deshalb hatte die Verkehrsverwaltung die Frist zweimal verlängert. Die Pressestelle teilte auf Anfrage mit:

"Wir gehen davon aus, dass durch die bis zum 31.12.2021 gewährten Fristverlängerungen jede Bewerberin und jeder Bewerber die Möglichkeit hatte, ihre oder seine Prüfung fristgerecht abzulegen."

Und wer diese Frist nicht einhalten konnte, der könne unter bestimmten Umständen einen Antrag auf Fristverlängerung stellen.

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Beitrag von Wolf Siebert

7 Kommentare

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  1. 7.

    Ganz ehrlich, wer sich das antut, für mehrere Tausend Euro dafür zahlen dass man den ganzen Tag unter der Maske hockt, nein danke. Eigentlich müssen die Fahrschüler noch Schmerzensgeld dafür kriegen !

  2. 6.

    Fahrradstadt Pfffft
    Zu 1.) die meißten staus entstehen durch busspuren, parkplatzsuchverkehr, radwege, fußgängerzonen. betonpoller, rote wellen, vorrangschaltungen für öpnv und fußgänger, ewigkeitsbaustellen ohne bauarbeiter usw.

  3. 5.

    Beruflich manchmal unumgänglich so ein Lappen, ich selber habe privat kein Auto mehr aber die Möglichkeit einen Firmenwagen auszuleihen, natürlich gegen entsprechende Vergütung. Aber es wohnt nun mal auch nicht jeder in Charlottenburg.

  4. 4.

    Auf "dreckigen Sitzen" singt die Lebensqualität so stark, dass...(daran Startups u. Öffis scheitern) und niemand fliegt erster Klasse, um eher anzukommen. Sogar Mietfahrräder haben nicht nur Freunde - und Lastenräder sind ein Fall für das Jugendamt? (unangeschnallt, ohne Protektoren u. Helm) und der Platzbedarf im Hausflur erst...
    P.S. Aber so meinen Sie das nicht, weil Sie ja "Moralmix" äh, sorry "Modalmix" verwenden - was immer welcher "Schiedsrichter" darunter versteht...

  5. 3.

    Zum Glück kauft bei weitem nicht jeder, der einen Führerschein macht, auch ein Auto. Ich zum Beispiel hab einen Führerschein, hab aber noch nie ein Auto besessen. Wozu auch, ich wohne ja in der Stadt. Für Umzüge oder so kann man einfach was mieten. Die Kilometer, die ich pro Jahr am Steuer sitze kann man mit den Händen abzählen. In meinem Bekanntenkreis machen das alle so. Das spart auch eine Menge Geld.

  6. 2.

    Nein, die kann sich schon mal an Staus auf Radwegen gewöhnen und mit stärker werdenden Protesten von Fußgängern rechnen, die es sich nicht mehr länger gefallen lassen wollen, auf FUSSwegen und in FUSSgängerzonen von rasenden Radfahrenden über den Haufen gefahren zu werden!

  7. 1.

    Dann kann sich die kommende Generation schon mal mit dem Thema Stau auseinandersetzen. Ich hoffe, sie ist klüger als die Generation vor ihr und nutzt das Kfz nur als Ergänzung in einem Modalmix - am Besten ohne Eigentum an einem eigenen Fahrzeug. Ich drücke der Umwelt und unser aller Lebensqualität die Daumen.

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