#Wiegehtesuns | Bewohner kurz vor der Evakuierung - Waldbrand Beelitz - der persönlichen Katastrophe knapp entkommen

Am Sonntag brannte der Wald in Beelitz. Das Feuer breitete sich durch den Wind schnell aus. Als die Lage immer bedrohlicher wird, werden die Bewohner mehrerer Straßenzüge informiert, dass eine baldige Evakuierung bevorstehen könnte. Hier erzählen sie, wie es ihnen erging.
In der Serie #Wiegehtesuns? erzählen Menschen, wie ihr Alltag gerade aussieht – persönlich, manchmal widersprüchlich und kontrovers. rbb|24 will damit Einblicke in verschiedene Gedankenwelten geben und Sichtweisen dokumentieren, ohne diese zu bewerten oder einzuordnen. Sie geben nicht die Meinung der Redaktion wieder.
Andrea und André Franke besitzen ein Haus im Fercher Weg in Beelitz. Einen Steinwurf entfernt, in der Hermann-Löhns-Straße, liegt das Restaurant "Lokal Genial" von Markus Schulze und Ariana Strauss. Am Sonntag war das Feuer nur wenige Hundert Meter von ihnen entfernt. Wenige Hundert Meter, die über Hab und Gut und die eigene Existenz entscheiden.
Immer nebliger und dunkler
Ariana Strauss: Wir sind raus auf die Terrasse und es wurde immer nebliger und dunkler. Dann haben wir die Feuerwehrfahrzeuge gesehen und dann wurde unsere Straße gesperrt. Alle Nachbarn standen auf der Straße und es kam eine riesengroße schwarze Front auf uns zu. Da war uns klar, dass jetzt gleich alles abgesperrt wird und so war es dann auch. Die Feuerwehr kam auf uns zu und hat gesagt: Ihr müsst alles zumachen. Es könne sein, dass wir auch evakuiert werden.
Andrea Franke: Man hat große Sorge, dass man zurückkommt und nur noch eine Ruine stehen hat.
Ariana Strauss: Wir sind dann rein und uns war klar, wir müssen das Nötigste mitnehmen. Dokumente und die wichtigsten Papiere. Wir konnten hier auch nur noch mit einem Tuch vor dem Mund laufen, weil man nicht mehr atmen konnte. Es wurde dann alles auch schon orange-grau. Dann wurde uns klar: Oh mein Gott, das ist wirklich nicht mehr lustig. Jetzt wird es ganz schnell ernst. Von unserer Wohnung in der Stadt haben wir dann gesehen, wie die Rauchwolken unser Restaurant umschlossen haben. Das Gefühl ist gar nicht zu beschreiben.
Restaurant im Rauch eingehüllt
Markus Schulze: Es ist ein ganz beklemmendes Gefühl, wenn man sieht, wie das eigene Restaurant im Rauch eingehüllt ist und man nicht weiß, ob man morgen noch was davon hat.
Andrea Franke: Man hat in der Situation eigentlich gar nicht gedacht, man hat nur funktioniert und der Schrecken und das, was hätte passieren können, kommt jetzt mit der Zeit Stück für Stück zurück. Aber es war vor allem auch große Angst, dass man Haus und Gut verliert.
André Franke: Man braucht einen Moment, um die Situation zu realisieren. Man sieht den Rauch und sieht, wie unheimlich stark es hier gewindet hat. Dementsprechend macht man sich schon große Sorgen.
Markus Schulze: Es war einfach eine schwarze Wand. Die Hilflosigkeit ist das größte Problem. Ob man jetzt einen Sprenger aufstellt, oder mit dem Gartenschlauch versucht, irgendwelche Bäume nass zu machen, das hilft im Endeffekt ja auch nichts.
Welche Dinge nimmt man mit?
Andrea Franke: Vieles kann man ja auch gar nicht mitnehmen. Es geht ja nicht um die Dinge, die einen Wert haben, sondern es gibt ja auch viele Dinge im Haus, die einen emotionalen Wert haben. In dem Moment, wen sie einem sagen, man soll das Wichtigste zusammenpacken, dann weiß man eigentlich gar nicht, was soll ich mitnehmen? Die Kinder kamen dann noch mit Sachen, Fotoalben, wir brauchen Kinderbilder, wenn was abbrennt. Die haben ihre eigenen Sachen zusammengepackt, was für sie wichtig ist. Ich habe nur funktioniert irgendwie. Mir war das eigentlich gar nicht bewusst, was ich einpacken soll.
Ariana Strauss: In der Nacht kam dann ein bisschen Regen und wir haben gehofft: Los noch ein bisschen mehr. Am Morgen haben wir uns dann gefreut, dass der Wind nachgelassen hat und der Regen dann doch noch kam. Man hofft, dass es den ganzen Tag und die ganze Nacht durchregnet und das Feuer dadurch eingedämmt wird.
Hoffen auf den Regen
Markus Schulze: Man hofft auf jeden einzelnen Tropfen Regen, der vom Himmel fällt.
Andre Franke: In der Nacht kam meine Tochter von oben und meinte: Ah, es regnet. Das ist schon eine Last, die da abfällt.
Ariana Strauss: Ich glaube, ohne Regen würden wir hier jetzt nicht sitzen.
Andrea Franke: Jetzt sackt es erst einmal so ein bisschen, weil ja immer wieder Momente hochkommen, die einen bewegen. Dass das einem bewusst wird, wieviel Glück wir hatten, dass das Feuer an uns vorbeigezogen ist. Wir versuchen jetzt, erst einmal zur Ruhe zu kommen.
Gesprächsprotokoll: Stefan Oberwalleney