#Wiegehtesuns? | Petra N., Parents for Future - "Das Problem ist, dass die Klimakrise keine Pause macht"

Fr 25.03.22 | 06:05 Uhr
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Archivbild: Petra N., Parents for Future, bei einer Mahnwache am 18.03. auf dem Marie-Elisabeth-Lüders-Steg im Berliner Regierungsviertel. (Quelle: privat)
Bild: privat

Petra N. hat zwei kleine Töchter und sorgt sich um deren Zukunft. Seit 2019 engagiert sie sich bei den Parents for Future und hat sich an Dutzenden Klimaaktionen beteiligt. Krieg und Energiekrise stellen ihre Zuversicht gerade vor eine harte Prüfung.

In der Serie #Wiegehtesuns? erzählen Menschen, was sie gerade beschäftigt – persönlich, manchmal widersprüchlich und kontrovers. rbb|24 will damit Einblicke in verschiedene Gedankenwelten geben und Sichtweisen dokumentieren, ohne diese zu bewerten oder einzuordnen. Sie geben nicht die Meinung der Redaktion wieder.

Petra N. ist 46 und seit 2019 bei den Parents for Future aktiv. Sie hat zwei Töchter im Alter von drei und viereinhalb Jahren. Petra ist viel auf Klimaaktionen unterwegs. Und die stehen jetzt - nach Corona - im Zeichen von Krieg und Energiekrise. So geht es Petra.

Als Corona die Klimakrise aus der öffentlichen Wahrnehmung verdrängt hat, fühlte sich das schon tragisch an. Vorher war die Klimabewegung sehr präsent und es gab viel Zuspruch aus der Bevölkerung. Als das gedämpft wurde durch Corona, war das ein Schlag.

Jetzt beim Krieg führte es auch bei mir selbst - anders als bei Corona - dazu, dass die Klimakrise in den Hintergrund gedrängt wurde. Als Ende Februar der Bericht des Weltklimarates erschien, konnte ich mich nicht darauf konzentrieren, weil ich so entsetzt war über den Krieg. Aber das Problem ist natürlich, dass die Klimakrise keine Pause macht.

Ich glaube, man muss einfach mal festhalten, dass durch eine verkehrte deutsche aber auch globale Politik der letzten Jahrzehnte diese fatale Abhängigkeit vom russischen Gas geschaffen wurde, und das fällt uns jetzt auf die Füße. Trotzdem: Den Kohleausstieg zu verschieben wäre fatal. Es kommt jetzt auf die Politik an, den Ausbau der erneuerbaren Energien voranzuteiben und zu schauen, dass wir so schnell wie möglich unabhängig werden.

Ich bin vor drei Jahren zu den Parents for Future gegangen, weil mein Wunsch nach Engagement viel mit der Sorge um die Zukunft meiner Kinder zu tun hat. Und auch weil ich das Gefühl habe, dass Eltern das Potenzial haben, eine starke politische Kraft zu werden. Es gibt einfach viele Eltern und ich glaube, dass dieses Elternsein in unserer polarisierten Gesellschaft etwas sehr Verbindendes haben kann: Wir alle wünschen uns, dass unsere Kinder in Frieden und ohne Klimakatastrophen leben.

Ich selbst lebe schon relativ lange umwelt- und klimabewusst. Ich bin zum Beispiel seit über 25 Jahren Vegetarierin, ich fliege schon ganz lange nicht mehr, ich habe keinen Führerschein und kein Auto, ich beziehe schon seit langer Zeit Ökostrom.

Mir ist dann aber bewusst geworden, dass persönlicher Konsumverzicht nicht ausreicht, sondern dass es an der Politik ist, die an den wichtigen Stellschrauben drehen muss. Seitdem hat sich mein Freizeitverhalten sehr stark verändert. Ich verbringe einfach meine meiste Freizeit mit der Klimabewegung. Und organisiere da Aktionen, um Menschen zu sensibilisieren und politischen Druck auszuüben.

Es gibt diesen schönen Spruch: Es ist so schwer, nach Feierabend die Welt zu retten, wenn andere sie hauptberuflich zerstören. Das empfinde ich auch so. Es ist einfach viel Zeit, die dabei draufgeht.

Was meine Töchter betrifft, hoffe ich schon, dass meine – beziehungsweise unsere – Erziehung Früchte trägt und dass Dinge wie Flugreisen für sie vielleicht später gar nicht so attraktiv sind. Sie werden das in ihrer Kindheit zumindest auch nicht kennenlernen. Ich hoffe, dass ich ihnen vermitteln kann, dass man auch schöne Urlaube erleben kann, indem man andere Transportmittel wie Bus oder Fahrrad nutzt.

Sie sind ja noch relativ klein, aber "Mama geht zur Demo" ist schon ein geflügelter Satz, würde ich sagen, das kriegen sie mit. Wirklich über die Klimakrise habe ich mit ihnen noch nicht gesprochen. Das ist in dem Alter noch sehr schwierig zu vermitteln.

Ich kann die Klimakrise nicht verdrängen, so wie es vielleicht andere tun, um sich zu schützen. Denn sie ist so präsent. Was ich aber merke ist, dass ich mir Auszeiten nehmen muss. Ich habe zum Beispiel eine Zeit lang nur Bücher gelesen, die die Klimakrise zum Thema hatten. Das mache ich jetzt ganz bewusst nicht mehr.

Es gibt bei Aktionen mit den Parents immer wieder einzelne Menschen, die uns anfeinden. Wenn ich das Gefühl habe, dass noch ein Dialog möglich ist, versuche ich auch ein Gespräch.

Dass wir ein kleiner Haufen sind – das Gefühl habe ich nicht. Ich glaube, dass die Klimabewegung schon sehr viele Menschen für die Klimakrise und ihre Ausmaße sensibilisiert hat.

Das Problem ist, dass es nicht ausreicht, was die Klimabewegung bisher erreicht hat. Die globalen Emissionen steigen, das finde ich wahnsinnig frustrierend. Die Hoffnung, die ich schöpfe, liegt in den engagierten Menschen in der Klimabewegung und auch in anderen progressiven gesellschaftlichen Bewegungen. Ich denke, es gibt noch so viel zu retten, und das müssen wir einfach versuchen. Anders könnte ich später auch meinen Kindern wahrscheinlich gar nicht ins Gesicht schauen.

Gesprächsprotokoll: Anna Bordel

Sendung: Abendschau, 25.03.2022, 19:30

18 Kommentare

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  1. 18.

    Aha, welche Produzenten schweben Ihnen denn da so vor, die es jetzt nicht bereits gibt? Wenn erneuerbar zu wenig Strom produziert wird, soll die Lücke wie geschlossen werden, was dann "intelligent" sein soll? Mit Blockheizkraftwerken kann man jetzt schon die eigene Stromrechnung reduzieren, unabhängig ist man selten und muss trotzdem zugreifen und abseits der Heizperiode kann man auch weniger Strom generieren, wenn man nicht die Umgebung heizen will. Dann wäre ein Großkraftwerk umweltfreundlicher. Nein, intelligente Stromnetze sind nur ein Baustein, nicht die Lösung. Das Problem auf Jahrzehnte ist und bleibt die Grundlastfähigkeit. Es gibt noch nicht mal im Ansatz Ideen im tatsächlich erforderlichen Umfang, nur für kürzeste Übergangszeit.

  2. 17.

    Also, den deutschen Anteil ca. 2% bestätigen Sie, jedes Importland verbraucht indirekt mehr. Mein Kommentar war aber nicht an Vegetarier gerichtet, sondern allgemein an Menschen die auf die Straße gehen und von anderen fordern und dann selbst nicht auf ihren Komfort bei Lebensmitteln und Statussymbolen verzichten. Und wenn Sie den chilenischen Bauern fragen würden wie toll er das findet das seine Ressourcen und Umwelt für unsere E-Autos zerstört werden, wird das wohl nicht nett ausfallen. Das Phytoplankton für ca. 70 % des Sauerstoffs verantwortlich ist, war mir neu. Und finden es irritierend warum dem in den öffentlichen Medien kaum Bedeutung beigemessen wird. Ich trage meinen Teil zum Umweltschutz bei und gehe sparsam mit Ressourcen um. Soja gar nicht und Fleisch selten, Palmöl ist erschreckenderweise in sehr vielen Produkten enthalten lässt sich also nicht komplett vermeiden, aber massiv reduzieren, Getränke aus Glasflaschen...

  3. 16.

    „ Von einer 46Jährigen würde ich jetzt aber eindeutig mehr erwarten, außer der Allgemeinforderung der Staat soll es jetzt richten. “
    Das finde ich aber auch!
    Und ja, ich finde es schon wichtig und richtig, wenn jeder einzelne etwas in seinem privaten Umfeld tut, da ist es vielleicht garnicht so verkehrt, dass alles teurer wird und man ein bisschen nachdenken muss, was man wofür ausgibt.
    In Deutschland braucht keiner Hunger leiden, wenn er rechnen kann und vernünftig lebt.

  4. 15.

    Am Rande: Warum können sich diese ganzen fortschrittlichen Bewegungen nicht deutsch benennen?
    Es gibt in diesem Land auch Leute, die der englischen Sprache nicht mächtig sind oder sein wollen. Weil sie evtl. andere Sorgen haben oder vielleicht in der Schule nur französisch gelernt haben - von russisch will ich gar nicht erst anfangen.

    Abgesehen davon finde ich die Forderungen der selbsternannten Zukunftserfinder in weiten Teilen überzogen. Ich würde mir ja auch eine bessere Welt wünschen. Aber das ist eben ein weiter Weg. Eine langfristige tragfähige Strategie wäre hilfreich - ist aber offenbar zu viel verlangt, wenn man Richtung Regierung schaut.

    Fortschritt kam in der Geschichte der Menschheit noch nie von der Regierung - Erneuerung entstand aus Erfindungen und wirtschaftlichem Interesse an der Verwertung des technischen Fortschritts.

    Alles andere würde ich auch heute unter Aktionismus verbuchen.

  5. 14.

    Ihr Beitrag strotzt von alten fehlerhaften Ansichten.
    Zum Beispiel sind die 2% nur der innerdeutsche Anteil. Es gibt Aussagen, die darauf hinweisen dass unsere gesamten wirtschaftlichen Aktivitäten schon gut 10% des globalen CO2 Ausstoßes ausmachen.
    Der brasilianische Regenwald produziert nicht den größten Anteil des Sauerstoff der Welt. Das machen die Ozeane, genauer Phytoplankton und da bewegt sich im Moment auch sehr viel.
    Das Soja aus Brasilien wird vorrangig zur Fleischproduktion verwendet. Das bissel was die Veganer/~tarier nutzen ist vernachlässigbar im Vergleich dazu.
    Genauso Palmöl. Das wird gerade bei den Ökobewegungen versucht zu vermeiden. Es gibt aber kaum noch Produkte ohne Palmöl im Laden.
    Ich bin ja sehr froh, dass sie auf Sojaprodukte, Palmöl, Elektronik und Fleisch verzichten sonst könnten sie ja solche Beiträge nicht schreiben.

  6. 13.

    "Wir leben in modernen Gesellschaften, die auf eine zuverlässige Versorgung mit Energie angewiesen sind."
    Die Zukunft wäre ein intelligentes Stromnetz. Dann könnte man jede kleine dezentrale Energieversorgung mit aufnehmen und die Lasten besser verteilen. Das war nicht gewünscht. Es sollen die Großen und nur die großen Konzerne weiter den Markt diktieren können anstatt ein demokratisches kleinteiliges Energienetz aufzubauen. Die Technologie ist da. Teuer ist der initiale Aufbau, aber dann wird es sich recht schnell rechnen. Es wird perspektivisch dann sogar weniger Energie verloren durch den Transport. Von den Windparks in der Nordsee gehen so einige KW verloren bevor sie in Bayern ankommen. Unsere Politik hat aber lieber Steuern erhoben auf selbst erzeugtem Strom, den man selbst verbraucht. Energiepolitik in diesem Land ist absurd.

  7. 12.

    Global betrachtet ist Deutschland für ca. 2 % des weltweiten CO2-Ausstoßes verantwortlich. Natürlich ist es sinnvoll diesen weiter zu reduzieren, aber selbst wenn Deutschland ab morgen gar kein CO2 ausstoßen würde, könnten wir damit die Welt nicht retten und der ewig zitierte Traum, wenn Deutschland voran geht werden die anderen folgen wird ein Märchen bleiben.

    Viel wichtiger wäre es den Regenwald (Lunge der Welt) zu schützen. Aber nein dann könnt ihr euch ja in Deutschland nicht auf die Schulter klopfen. Und wo soll dann das ganze Palmöl oder der Soja für unsere umweltbewussten Vegetarier herkommen sowie die schönen Gartenmöbel aus Tropenholz, mit denen bei den Gästen geprahlt wird? Stattdessen wird ohne Ende Kunststoff zur Dämmung verbaut, Wärmepumpen gepriesen die Lärm machen und nur effizient bei kompletter Dämmung sind sowie E-Autos gehyped obwohl dafür Chile ausgebeutet wird und keine Ladestruktur vorhanden ist.

  8. 11.

    Wenn Sie sich mal mit den "realitätsfernen" Vorschlägen beschäftigen würden, könnten Sie leicht erkennen, dass niemand ein Zurück zu vorindustriellen Zeiten fordert.

  9. 10.

    "sozialverträgliche Energiewende" - so habe ich die sozialfeindlichen NIMBY-Beschimpfungen auch noch nicht gesehen...
    Na ja, weil Sie, trotz Anlass, nicht persönlich geworden sind: Wenn man schon keine Radwege aufmalen kann, dann kann man den Begriff "Abstand" so (sozialverträglich) hier diskutieren, dass eine Verunglimpfung ausbleibt. Es ist mehr gewonnen, wenn man die Leute mitnimmt und "das können wir uns nicht mehr leisten" einfach lässt. Ich weiß, Sie haben früher anders formuliert, aber die Kernaussage dürfte verständlich sein.

    P.S. An einem sinnvollen EnergieMIX kommt keiner vorbei, wenn es sozialverträglich sein soll... und strategisch erst....

  10. 9.

    Wossi, demonstrieren und wählen ist wie man in Demokratien mitarbeitet. Der Bürger kann keine Gesetze erlassen. Wenn ich selber Radwege auf die Straße male bekomme ich eine Anzeige und ich kann weder Steuern erheben noch Subventionen verteilen. Ich will auch für niemanden billige fossile Brennstoffe. Ich will bezahlbare Energie, und eine sozialverträgliche Energiewende das ist ein großer Unterschied.

  11. 8.

    Was nützen denn Vorschläge, die so realitätsfern sind, dass sie gar nicht oder zumindest nicht in absehbarer Zukunft realisiert werden können? Wir brauchen Lösungen statt nur immer wieder die gleichen Forderungen, die am Ende auch niemandem helfen. Niemand auf der Welt wird ein Zurück in vorindustrielle Zeiten mittragen und mitgehen. Wir leben in modernen Gesellschaften, die auf eine zuverlässige Versorgung mit Energie angewiesen sind.

  12. 7.

    Falls F4F oder auch P4F auch nur wenigen Politikern oder Managern einen neuen Gedanken einpflanzen könnten, wäre dies Erfolg genug. China und Indien stelle ich mir schwierig vor. USA kann ich nicht einschätzen, da die USA 1982 mal viel weiter waren. Russland wird vielleicht der härteste Brocke. Für F4F. Aber gut, solange die noch Zeit haben und nicht arbeiten müssen. Ok, dann kommen sicher wieder neue Jugendliche nach.

  13. 6.

    Es ist ein Unterschied, ob man Vorschläge macht oder aber an Lösungen mitarbeitet. Im besten Falle kann man auch davon leben. Stattdessen kritisieren Sie wieder einmal Vergangenes, zu dem Sie selber beigetragen haben: Weil Sie billige fossile Brennstoffe wollten...nicht für sich aber für die Alleinstehende natürlich? Wie nennt man so etwas nochmal?

  14. 5.

    Solche Vorschläge existieren. Im Dutzend gibt es sie billiger. Umgesetzt haben wir bisher noch keinen davon. Vielleicht erinnern Sie sich zum Beispiel an die Enquete Kommission die bereits am 1. Oktober 1990 einen Plan vorgelegt hat wie man bis 2005 30% CO2 einsparen könnte. Wären wir dem Plan über die erste Phase hinaus gefolgt hätten wir bis 2020 70% einsparen können. Stattdessen hat man sich damit begnügt die Ostindustrie abzuwickeln und das als großen Gewinn zu verkaufen.

  15. 4.

    Steht doch im Kommentar was Luftballons auslösen können. Kann ich zwar nicht 100% so unterschreiben, aber grundsätzlich hat Nr. 1 schon recht. Lesen ist offensichtlich nicht deine Stärke, aber rum nölen klappt, Super!

  16. 3.

    Was soll das denn mit den Luftballons? Immer wieder dieses Rumgenhöhle. Es ist fünf nach Zwölf, nicht Fünf vor Zwölf.

  17. 2.

    Von einer 46Jährigen würde ich jetzt aber eindeutig mehr erwarten, außer der Allgemeinforderung der Staat soll es jetzt richten.

    Macht endlich konkrete Vorschläge mit entsprechender Finanzierbarkeit bzw. Kosten-Nutzen-Abwägung oder lasst es bleiben.

  18. 1.

    Guten Tag,
    Klimakritiker ok.
    Luftballons gehöre zu den schlimmen Umwelsünden dazu..Luftballons sind für Vögel, Fische und Kleintiere tödlich..
    Warum muß das sein??
    MfG C.T.Jäde

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