Lkw-Fahrer in Polen beerdigt - Letztes Geleit für Łukasz U.

Fr 30.12.16 | 14:40 Uhr
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Beerdigung LKW Fahrer Polen
Video: Brandenburg aktuell | 30.12.2016 | M. Nowak / A. Horbacz | Bild: dpa

Der polnische Lastwagenfahrer, der bei dem Anschlag am Berliner Breitscheidplatz getötet wurde, wurde am Freitag in seiner Heimat beigesetzt. Angehörige und Freunde erwiesen die letzte Ehre, landesweit blieben hunderte Lastwagen stehen und hupten.

Der polnische Lastwagenfahrer, der bei dem Anschlag am Berliner Breitscheidplatz erschossen wurde, wurde Freitagmittag in seiner Heimat beigesetzt. Mit einem Trauergottesdienst in dem Ort Banie bei Stettin nahmen Familie und Freunde Abschied von dem 37-Jährigen. An der Feier nahmen auch Staatspräsident Andrzej Duda und die Leiterin der Kanzlei von Regierungschefin Beata Szydlo, Beata Kempa teil. Der Weihbischof in Stettin-Cammin, Henryk Wejman, erwähnte in seiner Predigt die Großherzigkeit des Verstorbenen.

Fahrerkollegen gaben Łukasz U. anschließend mit einem Lkw-Konvoi das letzte Geleit zum Friedhof. Landesweit blieben zu Beginn der Gedenkmesse hunderte Lastwagen stehen und hupten.

Polnischer Lkw wurde als Waffe missbraucht

Der mutmaßliche Attentäter Anis Amri hatte am 19. Dezember den Lastwagen von Łukasz U. in Berlin entführt und als Waffe bei seinem Anschlag auf den Weihnachtsmarkt am Breitscheidplatz missbraucht. Dabei wurden elf Menschen getötet und mehr als 50 verletzt. Der Pole als zwölftes Opfer wurde tot auf dem Beifahrersitz gefunden.

Vermutungen, wonach U. selbst in das Lenkrad eingegriffen und damit noch Schlimmeres verhindert wurde, bestätigten sich indes nicht. Medienberichten zufolge soll er schon Stunden vor dem Attentat einen Kopfschuss erlitten haben. Der Lkw wurde wohl durch eine Bremsautomatik gestoppt.

Unter den Toten des Anschlags befanden sich neben dem polnischen Lastwagenfahrer sieben Deutsche, eine Italienerin, eine Israelin, ein Ukrainer sowie ein Opfer aus Tschechien. Wie das Bundeskriminalamt (BKA) am Freitag bekannt machte, lebten zehn der Getöteten dauerhaft in Deutschland, davon sieben in Berlin, zwei in Brandenburg und einer in NRW. Eine Person habe in Israel gelebt, eine in Polen.

Weise sieht keine Versäumnisse im Fall Amri

Nach den bisherigen Ermittlungen zum Terroranschlag vom Breitscheidplatz sieht das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) keine Versäumnisse im eigenen Haus. "Bis jetzt kann ich keine Fehler im Fall Amri erkennen", sagte Behördenchef Frank-Jürgen Weise der "Bild"-Zeitung. Amri sei nicht durch das Raster des BAMF geschlüpft. Für eine abschließende Bewertung sei es aber noch zu früh.

Bild: rbb/Michael Nowak

Amri war 2011 als tunesischer Flüchtling nach Italien gekommen, saß dort wegen verschiedener Straftaten mehrere Jahre hinter Gittern und kam im Juli 2015 nach Deutschland. Immer wieder täuschte der mittlerweile getötete mutmaßliche Attentäter die deutschen Behörden, benutzte Aliasnamen, stellte mehrere Asylanträge, kam vorübergehend in Abschiebehaft, lebte mal in Nordrhein-Westfalen, mal in Berlin. Schließlich entzog er sich der Überwachung der Behörden.

5 Kommentare

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  1. 5.

    Ob sich die Bundesregierung schon mit den Hinterbliebenen in Verbindung gesetzt hat?Hilfe könne die in diesen schlimmen Tagen bestimmt gebrauchen.Oder lässt man andere wieder die Arbeit machen?

  2. 4.

    Warum wird in den Nachrichten behauptet, das der Terror nun auch in Polen angekommen ist, wo wurde gleich der LKW Fahrer ermordet ? Ja in Deutschland Herrschaften und nicht in Polen, sollt ihr nun wieder den Bürger zeigen, das man nirgends mehr sicher ist ! Osteuropa leidet nicht unter dem Terror ( Beneidenswert ) oder ?

  3. 3.

    Dem LKW Fahrer gebührt alle Ehre. Seinen Angehörigen sowie den Angehörigen der anderen Todesopfer mein herzlichstes Beileid.
    Es ist schlimm das Gäste in unserem Land sich sowas trauen.

  4. 2.

    Mein aufrichtiges Beileid.
    Nur schäme ich mich dafür, daß von unseren Volksvertretern anscheinend es keiner für nötig hielt,
    ihm in Namen unseres Volkes auch die letzte Ehre zu erweisen.

  5. 1.

    Mein herzliches Beileid an die Angehörigen und Freunde dieses mutigen Mannes.

    Danke Lukas, Dein Mut hat vielen an diesem Tag das Leben gerettet.
    Dein Opfer war nicht umsonst.

    Ich glaube nämlich nicht daran, dass jemand mit einem offen sichtbaren TOTEN Mann auf dem Beifahrersitz stundenlang durch die Gegend fährt, sorry.
    Den blutüberströmten Mann hätte sonst sicher jemand sofort der Polizei gemeldet.
    So ein Lastwagen hat riesige Fenster wissen Sie, sowas sieht man also deutlich...

    Der miese Mörder hätte sicher so einen deutlich sichtbaren Beweis sofort unter dem Sitz verstaut oder woanders verscharrt.

    WER versucht hier also etwas zu vertuschen + warum?
    Das interessiert mich mal sehr.

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