Führungswechsel im Bundeswehr-Batallion - Storkow bekommt transsexuelle Kommandeurin

Mi. 18.10.17 | 20:22 Uhr
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Generalmajor Heinrich-Wilhelm Steiner übergibt am 18.10.2017 in Storkow (Brandenburg) im Informationstechnikbatallion 381 die Truppenfahne an die neue Kommandeurin des Batallions, Oberstleutnant Anastasia Biefang. (Quelle: dpa/Bernd Settnik)
Video: Brandenburg aktuell | 18.10.2017 | Michel Nowak | Bild: dpa-Zentralbild

Sie ist nicht nur die erste Frau in diesem Amt bundesweit, sondern eine Frau mit einer besonderen Biografie: Oberstleutnant Anastasia Biefang machte zunächst als Mann Karriere bei der Bundeswehr. Jetzt übernimmt sie am Standort Storkow als Frau das Kommando.  

Mit einem Feldgottesdienst und einem feierlichen Appell ist in Storkow (Oder-Spree) am Mittwoch der Führungswechsel beim Informationstechnik-Bataillon der Bundeswehr vollzogen worden. Oberstleutnant Anastasia Biefang übernimmt das Amt von Thorsten Niemann, der ins Verteidigungsministerium wechselt.

Biefang ist transsexuell und bundesweit die erste Frau in diesem Amt. Die 43-Jährige hatte ihre Karriere bei der Bundeswehr vor 23 Jahren als Mann begonnen. Da sie sich, wie sie selbst sagt, immer mehr als Frau fühlte, entschloss sie sich vor zwei Jahren zur Geschlechtsumwandlung.

Nur ein kleines Signal der Normalität

In Storkow ist sexuelle Vielfalt kein Novum: Vorgänger Thorsten Niemann lebt offen schwul. Mit anfänglichen Berührungsängsten am neuen Standort rechnet Anastasia Biefang dennoch. "Da ist vielleicht eine gewisse Distanz am Anfang, aber die werde ich zusammen mit den Soldaten und Soldatinnen abbauen."

Schwule, Lesben und Transsexuelle haben immer noch einen schweren Stand in der Bundeswehr. Der Wehrbeauftragte der Bundesregierung, Dr. Hans-Thomas Bartels, berichtete jüngst von Wörtern wie "Drecksschwein" oder "Homo" als typische Beschimpfungen. 131 Anzeigen gab es allein im letzten Jahr wegen Verstößen gegen die sexuelle Selbstbestimmung.

Biefang fordert Vielfaltsmanagement

Biefang selbst engagiert sich für die Belange von Transgender-Menschen im "Arbeitskreis Homosexueller Angehöriger der Bundeswehr". Sie fordert seit Jahren ein Vielfaltsmanagement für die Truppe. Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) habe aber bereits einige Maßnahmen eingeleitet, die zu einem offeneren und respektvolleren Umgang beitragen, sagt Biefang.

Zu dem Informationstechnik-Bataillon in Storkow gehören 740 Soldaten in fünf Kompanien. Kernaufgabe der IT-Spezialisten ist es, mobile Kommunikationsverbindungen bei Einsätzen und Übungen der Bundeswehr im In- und Ausland herzustellen.

Mit Informationen von Nico Hecht

16 Kommentare

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  1. 16.

    Es sind noch nicht alle mit den neuen Baretts und Abzeichen ausgestattet. Ganz einfach. Mitnichten macht da "jeder was er will". Aber solang der Anzug im Fokus steht haben wir nun wirklich keine Probleme. :-)

  2. 15.

    Kurze Klugscheißerfrage: Warum haben manche Kommando Cyber-Informationsraum-Soldaten den Fernmeldeblitz auf ihrem blauen Barett und nicht das CIR-Wappen und warum haben manche Soldaten zu ihrem blauen Barett orangefarbene Litzen und keine gelben? Darf bei der Streitkräftebasis doch noch jeder machen, was er will? Dann hat sich ja nichts geändert. :)

  3. 14.

    Ich will gar nichts andeuten. Ich gebe meinem Eindruck, wie auch in meinem Beitrag(4), Ausdruck.
    Meine Empfehlung an außenstehende Dritte: Lesen Sie den ... winfried-rbb24-"Diskurs" ... und
    bilden Sie sich danach ... IHRE ... Meinung.

  4. 13.

    Wenn dem so wäre,bräuchten wir auch kein extra Gesetz um Minderheiten vor Unterdrückung,Diskriminierung u.Ausgrenzung zu schützen.

  5. 12.

    Falls Sie das andeuten wollen: Die Kommandeurin hat ihren Job nicht bekommen, weil sie transsexuell ist, sondern weil sie offensichtlich eine fähige Soldatin ist. Warum das ein Thema ist: Weil sie sich - unterstützt vom Arbeitgeber - seit Jahren gegen Diskriminierung in der Truppe einsetzt und für das Problem sensibilisieren will. Mehr nicht. Steht auch so im Beitrag.

  6. 11.

    Was lernen wir (wieder) aus diesem Artikel ?! ... Es ist nicht der Befähigungsnachweis, hier eine besondere soldatische Leistung, eine Nachricht wert, sondern das besondere Geschlecht. Im Zivilbereich denke ich an die Frauenquote. Auch dabei steht Geschlecht vor Befähigung.

  7. 10.

    Das hat doch nun wirklich NIEMANDEN zu interessieren! !!!!

  8. 8.

    Ganz genau, ich verstehe die Erwähnung der sex. Befindlichkeiten in dem Artikel nicht.
    Oder gibt es durch die Tatsache bedingt eine andere Uniform? Oder gibt es dadurch Einsatzänderungen?
    Oder ist es Provokation, da ja Trump das Gegenteil durchsetzen will? Fragen über Fragen... ich komm nicht drauf...

  9. 7.

    .......was für Vorstellungen von der Tätigkeit des Militärs hat "der"eigentlich?
    Allein schon die Fragestellung grenzt an Diskriminierung.Im übrigen gibt es auch Frauen beim Militär u.das ist gut so.

  10. 6.

    Wenn einer glaubt, dass es eine Rolle spielt, was beim individuellen Soldaten unterhalb der Gürtellinie vorgeht - was für Vorstellungen von der Tätigkeit des Militärs hat der eigentlich?

  11. 5.

    Verstehen Sie mich bitte auch nicht falsch,Sie schreiben es selbst:..ich lebe in Berlin u.kenne viele Transsexuelle...Kaum einer Ihrer Freunde wird Ihnen darauf eine Antwort verneinen.Nur soviel,es ist ein sehr langes Prozedere um eine Umoperation zur Frau zuzulassen( psychisch).Eventuell befindet sich A.Biefang schon in Behandlung.Allerdings gibt es auch Transsexuelle die nur d.Hormonbehandlung machen,aber sich nicht Operieren lassen möchten.

  12. 4.

    Nur ein kleines Signal der Normalität ?! ... Meiner Ansicht nach, für die "Regenbogen-freien"
    eine Art "Wilhelm-Tell'scher-Gesslerhut" und/ oder Roman/ Film "Der Untertan".

  13. 3.

    Bitte, bitte nicht falsch verstehen! Ich hege absolute Hochachtung. Nur Anastasia Biefang sieht nicht im geringsten weiblich/feminin aus. Sieht aus wie ein 100% Mann und hört sich an wie 100% Mann. Kommt noch nicht mal schwul rüber. Ich lebe in Berlin und kenne Transsexuelle, die sind weiblicher/femininer/fescher, als so manche Frau in unserer Stadt.

  14. 2.

    Distanz zum/ zur Vorgesetzten sollte normal sein und SoldatInnen sind keine Knuddeltiere.

  15. 1.

    Cool,kann ich nur begrüßen.

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