Zweiter Jahrestag am Mittwoch - 3,8 Millionen Euro für Betroffene des Breitscheidplatz-Anschlags

Fr 14.12.18 | 12:01 Uhr
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Gedenkstätte für die Opfer des Terroranschlags auf dem Weihnachtsmarkt an der Gedächtniskirche auf dem Breitscheidplatz in Berlin (Quelle: dpa/Bernd von Jutrczenka)
Video: Abendschau | 14.12.2018 | Frank Drescher | Bild: dpa/Bernd von Jutrczenka

Insgesamt rund 170 Betroffenen des Terror-Anschlags auf dem Berliner Breitscheidplatz sind bislang Entschädigungzahlungen in Höhe von insgesamt rund 3,8 Millionen Euro gezahlt worden. Zum zweiten Jahrestag ist ein stilles Gedenken geplant.

Zwei Jahre nach dem islamistischen Terroranschlag auf den Weihnachtsmarkt am Berliner Breitscheidplatz haben mehr als 170 Verwandte der Todesopfer sowie verletzte Menschen insgesamt rund 3,8 Millionen Euro Entschädigungszahlungen erhalten. Diese Summe nannten die drei zuständigen Stellen; das Bundesamt für Justiz mit dem Härtefallfonds, das Berliner Landesamt für Gesundheit und Soziales (Lageso) und die Verkehrsopferhilfe.

Der Betrag wird sich in Zukunft noch erhöhen. In vielen Fällen wurden nicht nur einmalig hohe Summen zur Entschädigung ausgezahlt, sondern lebenslange Zahlungen von monatlichen Grundrenten bewilligt.

Insgesamt hatten 192 Menschen Anträge auf Entschädigung gestellt

Die Gesamtsumme der pauschal gezahlten Einmalbeträge für Opfer und Angehörige liegt bei 3.075.000 Euro, wie das Bundesjustizministerium mitteilte. Die höchste Einzelsumme davon waren 350.000 Euro für einen sehr schwer verletzten Menschen. Diese sogenannten freiwilligen Härteleistungen des Bundes werden an Hinterbliebene von terroristischen Taten und extremistischen Angriffen gezahlt. Der Bund hatte die Beträge im Sommer rückwirkend verdreifacht.

Zusätzlich zu diesen Zahlen kommen monatliche Grundrenten für Hinterbliebene wie Witwer, Waisen und Halbwaisen sowie Schwerverletzte. Die Höhe richtet sich nach dem Ausmaß der Schädigung und liegt laut Gesetz zwischen 141 und 736 Euro pro Monat. Auch die Kosten für ärztliche Behandlungen und Therapien wurden übernommen. 192 Anträge auf die Zahlungen gingen ein. Die allermeisten seien auch bewilligt worden.

Bei dem Anschlag am 19. Dezember 2016 hatte der Tunesier Anis Amri zwölf Menschen getötet und mehr als 70 verletzt. Weitere Menschen wurden traumatisiert.

In diesem Jahr eher ein stilles Gedenken

Am kommenden Mittwoch jährt sich das Attentat zum zweiten Mal. An diesem Jahrestag des Terroranschlags wird es ein stilles Gedenken geben. Am Vormittag werde Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD) einen Kranz am Mahnmal für die Opfer des Anschlags an der Gedächtniskirche niederlegen, wie die Senatskanzlei mitteilte. Begleitet wird er vom Präsidenten des Berliner Abgeordnetenhauses, Ralf Wieland (SPD), dem Opferbeauftragten der Bundesregierung, Edgar Franke, und einigen Senatoren. Der Pfarrer der Gedächtniskirche, Martin Germer, wird eine kurze Ansprache halten. Weitere Reden sind nicht geplant.

Der Opferbeauftragte Franke wird den ganzen Tag für Hinterbliebene und andere Betroffene als Ansprechpartner zur Verfügung stehen. Am Abend werde dann die übliche kurze Andacht in der Kirche stattfinden. Dabei soll der Anschlag vom 19. Dezember 2016 thematisiert werden. Ob um 20.02 Uhr, der Uhrzeit des Anschlags, die Glocken der Kirche läuten, stand wenige Tage vor dem Gedenken noch nicht fest. Der Weihnachtsmarkt auf dem Breitscheidplatz ist an dem Gedenktag wie üblich geöffnet. Die Budenbetreiber und der Schaustellerverband sind an den Planungen zum Gedenken beteiligt.

Sendung: Inforadio, 14.12.2018, 9.00 Uhr

4 Kommentare

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  1. 4.

    Immerhin...Angehörige gefallener deutscher Soldaten bekommen keine monatliche Hilfe.

  2. 3.

    Berliner Kurier: "wurden drei Witwerrenten in Höhe von 443 Euro pro Monat und drei Waisen- (233 Euro) und Halbwaisenrenten (124 Euro) bewilligt." Für tote Angehörige bei staatlich verpfuschter unzureichender Terrorabwehr gibt es hier solche Minimalbeträge.
    Es wurden auch nur 8 x anteilig Begräbniskosten von ca. 1700 Euro übernommen. Die anderen Toten wurden wohl nicht beerdigt oder so?
    Das sind unerwünschte Angehörige, die in Dt. trotz unrealistischer Versprechungen bei der medienträchtigen Mahnmalseröffnung hängengelassen und den hohen Bürokratiehürden überlassen werden.

  3. 2.

    Existiert eine sichere Informationsquelle (Erfahrungen) von Opfern und Hinterbliebenen über die Auswirkungen der staatlichen Entschädigungsleistungen sowie der Umgang mit den Betroffenen?

  4. 1.

    Wer möglichst nicht kondoliert und die Angehörigen vom Gedenkgottesdienst fernhält, um sich dort lieber selbst als Politiker den Kameras zu präsentieren, wobei die Angehörigen in Berlin auch ewig mit ihren Problemen allein gelassen wurden, bis das beschämende Thema international in der Presse auftauchte, entschädigt natürlich auch mit "Peanuts".

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