Flüchtlingsunterbringung in Berlin - 344 Euro für 7,5 Quadratmeter im Wohncontainer

Obwohl Hasan al Hasan einen Job hat, kann er es sich nicht leisten, aus dem Flüchtlingswohnheim auszuziehen. Dort muss er eine Gebühr bezahlen, die sich nach seinem Einkommen richtet: 45 Euro pro Quadratmeter. Von Thomas Rautenberg
Bezahlbare Wohnungen in Berlin sind knapp. Immer mehr geflüchtete Menschen, die einen Job haben und damit über eigenes Geld verfügen, leben daher weiterhin in den Flüchtlingsunterkünften des Landes. Einer der Bewohner ist Hasan al Hasan. Der 24-Jährige ist IT-Techniker, kommt aus Syrien und lebt seit drei Jahren in Deutschland. Noch immer wohnt er in einer Flüchtlingsunterkunft des Internationalen Bundes in Köpenick. Sein privater Alltag spielt sich auf 7,5 Quadratmeter Wohnfläche ab.
Zu zweit lebten sie in einem Container, sagt Hasan, die gemeinschaftliche Toilette sei ein paar Räume weiter. Auch die Küche werde von allen gemeinsam genutzt. Im Container selbst gebe es zwei Betten, zwei Schränke und einen Tisch mit zwei Stühlen.

45 Euro für 7,5 Quadratmeter im Wohncontainer
Hasan muss 344 Euro für die 7,5 Quadratmeter im Wohncontainer zahlen. Das ist sehr viel Geld für sehr wenig Komfort und mangelnde Privatsphäre. Der junge Informatiker verdient in seinem Job 1.200 Euro netto monatlich. Deshalb wird er mit dem Höchstsatz an den Unterbringungskosten beteiligt. Zu Recht, mag man sagen, dennoch kann Heimchef Peter Hermanns vom Internationalen Bund den Frust des jungen Mannes verstehen: "Wenn ich 1.200 Euro verdiene und eine Wohnung mit einer Miete von 344 Euro habe, dann müsse ich die auch zahlen." Das Problem sei nur, im Heim bezahle man rund 45 Euro pro Quadratmeter. Das sei zwar keine Miete, sondern eine Gebühr für die Unterbringung nach öffentlichem Recht, erklärt Hermanns. In einer eigenen Wohnung wären es dagegen nur sieben, acht oder neun Euro Miete für den Quadratmeter.
Teure Unterbringung in Flüchtlingsunterkunft
Ob es sich um eine Gebühr oder eine Miete handelt, ist für die Betroffenen nicht von Bedeutung. Für sie ist entscheidend, dass die Kosten bei 45 Euro pro Quadratmeter liegen. Die zuständige Senatsverwaltung für Soziales erläutert schriftlich, wie die Rechnung entsteht: Es werden alle Kosten, die zum Betrieb der Unterkunft notwendig sind, zusammengezählt. Strom, Wasser, Miete und Personal sind dabei wohl die größten Posten. Nicht mitgezählt werden dagegen Ausgaben für Bewachung- oder Leerstand. Auch die Sozialarbeiter im Heim werden aus anderen Töpfen bezahlt. Je nach Unterbringungsstandart kann es weitere Abschläge geben.
Unter dem Strich bleiben dann 344 Euro monatlich, die von den Geflüchteten mit eigenem Einkommen bezahlt werden müssen. Diese vorläufige Nutzungsentgeltverordnung des Senats gilt seit Jahresanfang. "Sie hat für die Betroffenen schon eine spürbare Erleichterung gebracht", sagt Heimchef Peter Hermanns. So seien die Gebühren 2018 noch deutlich höher gewesen. Insofern sei er froh, dass sich dieser Senat erstmals überhaupt dieses Themas angenommen und mit der vorläufigen Entgeltverordnung den Maximalbetrag bei 344 Euro gedeckelt habe. "Bis Ende 2018 sind es noch bis zu 500 Euro gewesen", so Hermanns.
2020 soll es weitere Entlastung geben
Im kommenden Jahr will der Senat eine neue Nutzungsentgeltverordnung für Flüchtlingsunterkünfte vorlegen. Ziel ist es, die Unterbringung nicht nur für die Betroffenen selbst, sondern auch für die mitfinanzierenden Sozialämter preiswerter zu machen. Am Besten ginge das über mehr bezahlbaren Wohnraum in der Stadt. Doch der ist natürlich kaum zu haben.
Sendung: Inforadio