Flüchtlingsunterbringung in Berlin - 344 Euro für 7,5 Quadratmeter im Wohncontainer

Di 26.03.19 | 18:44 Uhr
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Eine Frau blickt aus einem Fenster der Flüchtlingsunterkunft Alfred-Randt-Straße (Quelle: dpa/Soeren Stache)
Audio: Inforadio | 22.03.2019 | Thomas Rautenberg | Bild: dpa/Soeren Stache

Obwohl Hasan al Hasan einen Job hat, kann er es sich nicht leisten, aus dem Flüchtlingswohnheim auszuziehen. Dort muss er eine Gebühr bezahlen, die sich nach seinem Einkommen richtet: 45 Euro pro Quadratmeter. Von Thomas Rautenberg

Bezahlbare Wohnungen in Berlin sind knapp. Immer mehr geflüchtete Menschen, die einen Job haben und damit über eigenes Geld verfügen, leben daher weiterhin in den Flüchtlingsunterkünften des Landes. Einer der Bewohner ist Hasan al Hasan. Der 24-Jährige ist IT-Techniker, kommt aus Syrien und lebt seit drei Jahren in Deutschland. Noch immer wohnt er in einer Flüchtlingsunterkunft des Internationalen Bundes in Köpenick. Sein privater Alltag spielt sich auf 7,5 Quadratmeter Wohnfläche ab.

Zu zweit lebten sie in einem Container, sagt Hasan, die gemeinschaftliche Toilette sei ein paar Räume weiter. Auch die Küche werde von allen gemeinsam genutzt. Im Container selbst gebe es zwei Betten, zwei Schränke und einen Tisch mit zwei Stühlen.

Heimchef Peter Hermanns und Hasan al Hasan sitzen gemeinsam am Tisch (Quelle: rbb/Thomas Rautenberg).
Heimchef Peter Hermanns kann die Bedenken von Hasan al Hasan nachvollziehen. | Bild: rbb/Thomas Rautenberg

45 Euro für 7,5 Quadratmeter im Wohncontainer

Hasan muss 344 Euro für die 7,5 Quadratmeter im Wohncontainer zahlen. Das ist sehr viel Geld für sehr wenig Komfort und mangelnde Privatsphäre. Der junge Informatiker verdient in seinem Job 1.200 Euro netto monatlich. Deshalb wird er mit dem Höchstsatz an den Unterbringungskosten beteiligt. Zu Recht, mag man sagen, dennoch kann Heimchef Peter Hermanns vom Internationalen Bund den Frust des jungen Mannes verstehen: "Wenn ich 1.200 Euro verdiene und eine Wohnung mit einer Miete von 344 Euro habe, dann müsse ich die auch zahlen." Das Problem sei nur, im Heim bezahle man rund 45 Euro pro Quadratmeter. Das sei zwar keine Miete, sondern eine Gebühr für die Unterbringung nach öffentlichem Recht, erklärt Hermanns. In einer eigenen Wohnung wären es dagegen nur sieben, acht oder neun Euro Miete für den Quadratmeter.

Teure Unterbringung in Flüchtlingsunterkunft

Ob es sich um eine Gebühr oder eine Miete handelt, ist für die Betroffenen nicht von Bedeutung. Für sie ist entscheidend, dass die Kosten bei 45 Euro pro Quadratmeter liegen. Die zuständige Senatsverwaltung für Soziales erläutert schriftlich, wie die Rechnung entsteht: Es werden alle Kosten, die zum Betrieb der Unterkunft notwendig sind, zusammengezählt. Strom, Wasser, Miete und Personal sind dabei wohl die größten Posten. Nicht mitgezählt werden dagegen Ausgaben für Bewachung- oder Leerstand. Auch die Sozialarbeiter im Heim werden aus anderen Töpfen bezahlt. Je nach Unterbringungsstandart kann es weitere Abschläge geben.

Unter dem Strich bleiben dann 344 Euro monatlich, die von den Geflüchteten mit eigenem Einkommen bezahlt werden müssen. Diese vorläufige Nutzungsentgeltverordnung des Senats gilt seit Jahresanfang. "Sie hat für die Betroffenen schon eine spürbare Erleichterung gebracht", sagt Heimchef Peter Hermanns. So seien die Gebühren 2018 noch deutlich höher gewesen. Insofern sei er froh, dass sich dieser Senat erstmals überhaupt dieses Themas angenommen und mit der vorläufigen Entgeltverordnung den Maximalbetrag bei 344 Euro gedeckelt habe. "Bis Ende 2018 sind es noch bis zu 500 Euro gewesen", so Hermanns.

2020 soll es weitere Entlastung geben

Im kommenden Jahr will der Senat eine neue Nutzungsentgeltverordnung für Flüchtlingsunterkünfte vorlegen. Ziel ist es, die Unterbringung nicht nur für die Betroffenen selbst, sondern auch für die mitfinanzierenden Sozialämter preiswerter zu machen. Am Besten ginge das über mehr bezahlbaren Wohnraum in der Stadt. Doch der ist natürlich kaum zu haben.

Sendung: Inforadio

24 Kommentare

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  1. 24.

    Nomen est omen?

    "Die linke Sozialsenatorin Breitenbach sollte den Hut nehmen. Aber dafür fehlt ihr der Charakter.
    Letztlich reiht sich ihre Unfähigkeit in die Reihe der Berliner Senatoren nahtlos ein."

    Meinen sie wirklich unter einem cDU oder einem von der rechtsextremen AfD gestellten (gottbewahre!)Senator wäre das anders? Eher schlechter. Das war eine mies ausgeführte politische Nebelkerze. Eher ein Rohrkrepierer.

  2. 22.

    Oh, jetzt sind es sogar nur noch Einzeiler.

    Was hat das eine mit dem anderen zu tun? Das ist nur der dümmliche Versuch Menschen gegeneinander auszuspielen.

  3. 21.

    @rbb24: https://www.duden.de/rechtschreibung/Standard

    @topic: Kosten als Gebühr umzulegen ist notwendig, doch sollte unter Berücksichtigung des Verhältnismässigkeitsgebots aufgrund integrationspolitischer und weiterer Aspekte auch eine Einzelfallbetrachtung erfolgen. So sollten sich durchaus individuelle Lösungen finden lassen, dass die Nutzungsgebühr im Zweifel nicht als Barriere für Anmietung und Bezug sonstigen/normalen Wohnraums wirkt.

  4. 19.

    Und was wollen sie uns mit ihrem Kommentar mitteilen? Dass mehr ausgebildet werden muß? Dass die Wirtschaft die Ausbildung generell vernachlässigt? Dass wir nur noch gut ausgebildte Flüchtlinge aufnehmen und die anderen ersaufen lassen sollten?

  5. 18.

    Da sieht man wieder gut,wer der eigentliche Profiteur der Flüchtlingskrise ist. Die Wirtschaft.

    Wieviel von den 344 Euro landen denn direkt in privater Hand?
    Durch das Betreiben von Heimen sind sicher auch einige Millionäre geworden.

  6. 17.

    Schick. Mal wieder den Fall eines qualifizierten Flüchtlings herausgepickt und flugs drüber berichtet. Hasan lebt doch hier in Ruhe, ohne Bomben, Bedrohung, o.ä. Die Jahre vorher wurde ihm die Unterkunft bezahlt, nun muss er selbst dafür aufkommen.

    Das es in Berlin aber immer noch etliche tausende Flüchtlinge gibt, für die der Steuerzahler einen Tagessatz von 35.-/Person aufbringen muss, das mittlerweile nur noch Schlafplätze und keine Zimmer oder gar Wohnungen vermietet werden, und dass das alles von der Kommune gedeckt wird, fällt dabei einfach mal hinten herunter.

    Davon abgesehen sind Qualifizierte wie Hasan die Ausnahme. Aufgrund von schlechter Bildung/Ausbildung werden die meisten hier lebenden Flüchtlinge dauerhaft SGB II Empfänger bleiben. Ich darf es täglich erleben.

  7. 16.

    Ich finde es eher unerträglich dass Leute wie sie in Zweizeilern denken und hier Fremdenhass schüren.

  8. 15.

    Ich möchte nur mal den Gedanken aussprechen das die Unterbringung vor Arbeitsaufnahme kostenlos war . Wenn er denn jetzt Lohn bekommt finde ich es nur fair gegenüber dem Gastland sich angemessen an der Unterbringung zu beteiligen . Meine Tochter zählt 300€ als Student ohne Einkommen + Nebenkosten .

  9. 14.

    Wo wird er sich wundern? Laut DMB liegen die Nebenkosten deutscher Mieter im Schnitt bei 2,19€/m². Selbst in einem schwierigen Altbau muss man sich echt Mühe geben, um Richtung 4€/m² zu kommen.
    Ja, er wird sich wundern - dass es auf dem freien Markt viel günstiger ist!? Das ist ganz im Sinne des Beitrags. Also welchen Sinn hat ihr Kommentar?

  10. 13.

    Das ist doch Schwachsinn. Gehen Sie doch mal auf wg-gesucht.de. Wenn sie sich da den Schnitt anschauen, kommen Sie auf 416€ für 18 m² Durchschnittlich. Das sind 22€/m². Also bitte erstmal Ihre Hausaufgaben machen, bevor Sie los schreiben.

    Aber ja. Beides ist schwierig. Wo ist also das Problem darüber zu berichten? Es sind außerdem 2 ganz unterschiedliche Sachverhalte. Etwas komplexeres Denken darf man doch wohl heute noch erwarten oder?

  11. 12.

    Mal ehrlich: da wird sich über die Deutsche Wohnen aufgeregt und von Enteignung fabuliert?
    Anscheinend ist der rot/rot/grüne Senat keinen deut besser, wenn es um horrende Mieten geht.
    Und wie ich die schriftliche Erläuterung lese, scheint mir, dass hier die Ärmsten der Armen abgezogen werden.
    Die linke Sozialsenatorin Breitenbach sollte den Hut nehmen. Aber dafür fehlt ihr der Charakter.
    Letztlich reiht sich ihre Unfähigkeit in die Reihe der Berliner Senatoren nahtlos ein.

  12. 11.

    Die Politik hat selbst Schuld an diesen Zustände n.Es muss endlich einen Zuzugstopp geben, bevor alles explodiert.
    Es ist unerträglich geworden in dieser Stadt.

  13. 10.

    Es gibt Menschen in diesem Land die verdienen 1.200 brutto monatlich und die müssen auch irgendwie klar kommen. Wo ist also das Problem?

  14. 9.

    Könnte der Arbeitgeber nicht bei der Beschaffung von Wohnraum behilflich sein? IT-Spezies sind doch Goldstaub.

  15. 8.

    Ich möchte nur mal als Gedanken hinzufügen , das es lange Zeit eine kostenlose Unterbringung gab und wenn man eine Job hat kann man auch angemessen zahlen . Meine Tochter studiert hat keine Einkommen und zahlt 300 Euro .

  16. 7.

    Meine Tochter studiert in München und zahlt für ihr WG-Zimmer 480 €. Das Zimmer ist 2,10 m hoch und 7,5 qm groß.......

  17. 6.

    der wird sich wundern was für nebenkosten er hat bei richtiger miete.. jetzt ist es all inclusiv.

  18. 5.

    1200 Euro netto für einen IT-Techniker? Ist das nicht sittenwidrig bzw. Lohndumping?
    Die Miete ist ja unglaublich.

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