Hintergrund - Wenn der Schulwechsel zur Zitterpartie wird

Mi 22.05.19 | 17:49 Uhr | Von Kirsten Buchmann
Unterrichtssituation an einer Sekundarschule in Berlin (Quelle: dpa/Stephanie Pilick)
Audio: rbb | 22.05.2019 | Kisten Buchmann | Bild: dpa/Stephanie Pilick

Beim Wechsel auf die weiterführende Schule dürfen Berliner Kinder drei Wunschschulen angeben. Gehen diese Wünsche aber nicht in Erfüllung, kann sich der Schulwechsel für die Familien zu einer Achterbahnfahrt entwickeln. Von Kirsten Buchmann

Wenn die Berliner Sechstklässler im Mai Post bekommen, liegen bei vielen schon die Nerven blank: Seit Februar warten sie auf den Bescheid, an welcher Oberschule sie aufgenommen worden sind.

Im Februar bewerben sich die Berliner Kinder für eine weiterführende Schule. Die Oberschulplätze werden dabei nicht beispielsweise nach Einzugsbieten verteilt; stattdessen melden die Familien ihr Kind an der Wunschschule an und können außerdem einen Zweit- und Drittwunsch äußern.

Wenn die Schulen mehr Anmeldungen als freie Plätze in ihren Klassen haben, wird allerdings nicht jedes Kind berücksichtigt. Stattdessen wird nach Aufnahmekriterien ausgewählt: Für einen Großteil der Plätze spielt der Notendurchschnitt eine Rolle. 30 Prozent der Plätze werden außerdem nach einem Losverfahren vergeben und zehn Prozent gehen an Härtefälle oder Geschwisterkinder.

Für die Kinder, die an keiner ihrer drei Wunschschulen aufgenommen und von ihren Eltern nicht woanders angemeldet worden sind, sucht das Schulamt einen Platz an einer Oberschule. Diese Schule kann irgendwo im Berliner Stadtgebiet liegen, was für die Schüler dann teils lange Wege bedeuten kann.

Früher war die BVG-Verbindung ausschlaggebend

Der Landeselternausschuss sieht keine Alternative zu diesem System, denn die einzelnen Oberschulen bieten unterschiedliche Profile, wie zum Beispiel einen mathematisch-naturwissenschaftlichen, musischen oder informationstechnischen Schwerpunkt - und nicht in jedem Bezirk decken die Schulen alle Profile ab. Die Aufnahme-Regelungen also hin zu Einzugsbereichen zu ändern, hätte aus Perspektive des Landeseltenausschusses Nachteile: Kinder könnten dann womöglich "nicht mehr Schulprofile wählen", die zu ihnen passen, wendet der Vorsitzende des Landeselternausschusses Norman Heise ein. Auch bei einer Verschiebung innerhalb des jetzigen Systems sähe er Schwierigkeiten. Mehr Plätze als bisher zu verlosen, "das würde die leistungsbezogenen Eltern auf den Plan rufen".

Noch bis vor einigen Jahren war die Fahrtnähe vom Wohnort zur Schule mit der BVG entscheidend. Hatte eine Schule zu viele Bewerber, wurden diejenigen ausgewählt, für die sie laut dem Fahrplan der Berliner Verkehrsbetriebe am schnellsten zu erreichen war. Diese Regelung wurde gekippt und seit 2011 abgelöst von der jetzt geltenden.

Weil in Berlin der Andrang auf die Schulplätze steigt, ist in diesem Jahr zusätzlich ein weiteres Problem aufgetaucht: Bisher klärten die Bezirke bei einer "Ausgleichskonferenz", wohin die Kinder verteilt werden, die keinen Wunschplatz bekamen. Treptow-Köpenick klagt jedoch, in diesem Jahr hätten sich andere Bezirke nicht bereiterklärt, Kinder aus diesem Bezirk aufzunehmen. Für rund 75 Kinder schuf der Bezirk inzwischen auf eigene Faust zusätzliche Plätze.

Beitrag von Kirsten Buchmann

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