Verkauf der Holteistraße 19 an privaten Investor verhindert -
Der Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg hat in der Holteistraße 19 und 19a am Mittwoch sein Vorkaufsrecht ausgeübt. Das gab der zuständige Baustadtrat Florian Schmidt (Grüne) am Donnerstag via Twitter bekannt. Der nötige Zuschuss, den die landeseigene Wohnungsbaugesellschaft für den Kauf der Häuser benötige, habe die Senatsverwaltung für Finanzen gegeben. Den Angaben zufolge liegt der Kaufpreis bei sechs Millionen Euro.
Neuer Eigentümer: "Diese Genossenschaft"
Neuer Eigentümer der Häuser wird das Unternehmen "Diese Genosssenschaft". Es wurde gegründet, um Häuser zu kaufen, wenn zum Beispiel keine städtische Wohnungsbaugesellschaft zur Verfügung steht.
21 Mietparteien vor Verdrängung bewahrt
Damit sichert der Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg das Haus von 21 Mietparteien. Es drohte der Verkauf an die "Fortis Group", die ihren Fokus nach eigenen Angaben auf die "behutsame Entwicklung der vorwiegend historischen und wertvollen Altbauten, um die Wohnqualität nachhaltig zu erhöhen" legt. Seit der Gründung im Jahr 2013 hat das Unternehmen nach eigenen Angaben 34 Immobilien angekauft, vorwiegend sind es Mehrfamilienhäuser im Großraum Berlin-Brandenburg und in den neuen Bundesländern.
Eines der mehreren "Fortis"-Subunternehmen kaufte das Haus in der Holteistraße im Juni. Eigenen Angaben zufolge haben die Mieter vor fünf Wochen davon erfahren. Anschließend organisierten sie Protest. Am vergangenen Samstag demonstrierten etwa 150 Menschen in Friedrichshain gegen den Verkauf und die Verdrängung von Mietern. Demonstranten äußerten die Furcht vor großen Mietsteigerungen durch Luxussanierungen im Auftrag der "Fortis Group".
Das Immobilienunternehmen war in der Vergangenheit in mehreren Berliner Mietshäusern so vorgegangen: In der Samariterstraße 8, der Rigaer Straße 35, der Maximilianstraße 46 und der Lenbachstraße 7 hatte die Immobilienagentur den Mietern kostspielige Sanierungen angekündigt und diese als notwendig bezeichnet. In der Lenbachstraße beispielsweise hätte ein Mieter nach der Modernisierung statt 458 Euro 1.408 Euro monatlich zahlen sollen. Den Begriff der "Luxussanierung" wies "Fortis" zurück.
Boxhagener Platz ist ein soziales Erhaltungsgebiet
Schon am Samstag sagte der Baustadtrat Schmidt der rbb-Abendschau, dass der Bezirk von seinem Vorkaufsrecht Gebrauch machen könne. Allerdings war zu dem Zeitpunkt noch kein Zuschuss von Seiten der Senatsverwaltung für Finanzen bewilligt.
Der Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg hat für verschiedene Gebiete Erhaltungsverordnungen beschlossen. Der Boxhagener Platz ist eines der zwölf sogenannten Erhaltungsgebiete, die es in dem Bezirk gibt. Im Berliner Baugesetz ist festgelegt, dass der zuständige Bezirk ein Vorkaufsrecht ausüben darf.
Sendung: Abendschau, 25.07.2019, 19:30 Uhr