"Housing First" in Berlin - Wohnungsprojekt für Obdachlose ist erfolgreicher als gedacht
Als "Housing First" vor einem Jahr gestartet wurde, gab es große Zweifel: Klappt es, auf dem angespannten Berliner Immobilienmarkt dutzende Wohnungen für Obdachlose zu finden? Nun steht fest: Es geht - sogar besser, als gedacht.
Ein Jahr nach dem Start des Berliner Obdachlosen-Hilfsprojekts "Housing First" haben die Verantwortlichen eine positive Bilanz gezogen. Das bundesweit einmalige Pilotprojekt habe das für das erste Jahr angesteuerte Ziel übertroffen, wie Sozialsenatorin Elke Breitenbach (Linke) am Montag in Berlin sagte. Der Erfolg würde anfänglich kritische Stimmen widerlegen.
Bislang konnten 35 Wohnungen an obdachlose Frauen und Männer vermittelt werden. Ziel war es, über einen Zeitraum von drei Jahren bis zu 80 wohnungslose Menschen mit einer eigenen Wohnung zu versorgen.
Wohnraum und Lebenshilfe
Die Wohnungen seien überwiegend von großen städtischen und privaten Wohnungsunternehmen zur Verfügung gestellt worden, hieß es weiter. Träger des Pilotprojekts sind die evangelische Berliner Stadtmission, die gemeinnützige Neue-Chance-Gesellschaft der Diakonie sowie der Sozialdienst katholischer Frauen.
Bei "Housing First" bekommen auf der Straße lebende Menschen ohne die üblichen formalen Vorbedingungen eine Wohnung. Zuvor mussten sie viele Voraussetzungen erfüllen, um eine Wohnung zu erhalten, etwa mögliche Schulden oder eine vorhandene Sucht in den Griff bekommen. Daran scheiterten aber viele. Die nun bei "Housing First" zur Verfügung gestellten Wohnungen müssen sie allerdings selbst finanzieren können, etwa mit Hilfe des Jobcenters, durch eine Rente oder auch durch Arbeit. Außerdem erhalten sie von Sozialarbeitern eine individuell zugeschnittene Unterstützung.
Laut Breitenbach ist der Ansatz von "Housing First" ein "Paradigmenwechsel" in der Wohnungslosenhilfe. Zunächst sollen Menschen eine Wohnung erhalten, "um zuerst einmal tief Luft holen und zur Ruhe kommen zu können. Dann entscheiden sie, wie es weitergeht", erläuterte Breitenbach. Die Senatssozialverwaltung stellt für das Projekt in diesem Jahr 580.000 Euro zur Verfügung.