"Drug-Checking"-Projekt - Start von Partydrogen-Check in Berlin verzögert sich

Fr 06.12.19 | 12:10 Uhr
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Symbolbild: Sichergestelltes Ecstasy (Quelle: dpa/Roessler)
Bild: dpa/Roessler

Cannabis, Ecstasy oder Amphetamine sind Bestandteil des Berliner Partylebens. Für die Konsumenten soll das Analyse- und Beratungsangebot "Drug-Checking" kommen, das steht seit einem Jahr fest. Doch einen Starttermin kann der Senat noch immer nicht nennen.

Das sogenannte "Drug-Checking" in Berlin verzögert sich. Da noch Absprachen mit möglichen Testlaboren laufen, könne noch kein Starttermin genannt werden, teilte die Senatsverwaltung für Gesundheit mit.

Mit dem Projekt sollen Besucher von Berliner Clubs Partydrogen wie Ecstasy und Kokain auf ihre Reinheit und Dosierung überprüfen lassen können. Der offzielle Projektstart war bereits im November 2018, insgesamt hat der Senat für 2018 und 2019 insgesamt 150.000 Euro für die Drogentests bereitgestellt. Auch für den Doppelhaushalt 2020/21 seien Mittel bereitsgestellt.

Rechtsgutachten: Projektmitarbeiter vom "Drug-Checking" bleiben straffrei

Zunächst war allerdings noch unklar, ob das Berliner Konzept legal sei oder die Projektmitarbeiter sich strafbar machen. Ein Rechtsgutachten kam im Sommer zu dem Schluss, dass Projektmitarbeiter straffrei bleiben würden. Die Einschätzung wird von der Senatsverwaltung für Inneres sowie für Justiz geteilt. Damit sind auch Polizei und Staatsanwaltschaft abgedeckt.

Die Bundesdrogenbeauftragte Daniela Ludwig hatte sich kürzlich offen dafür gezeigt, Checks von Partydrogen als mögliches Instrument der Suchtpolitik deutschlandweit zu prüfen. Es sei "eine Möglichkeit der Schadensminimierung und des Gesundheitsschutzes, die wir genauer in
den Fokus nehmen müssen", sagte die CSU-Politikerin nach einem Besuch bei einem Projekt in Innsbruck (Österreich). Wenn Checks zur Warnung gerade junger Konsumenten vor gesundheitlichen Risiken beitrügen, dürfe man vor dieser Methode nicht die Augen verschließen.

Konsumentenforschung: Hälfte aller Clubgänger konsumiert harte Drogen

In Österreich, Spanien und den Niederlande ist das "Drug Checking" bereits etabliert, Vorreiter war die Schweiz. Dort ist das Beratungsangebot bereits seit 20 Jahren gesetzlich erlaubt. Das Drogeninformationszentrum (DIZ) der Stadt Zürich beispielsweise bietet jeden Dienstag und Freitag Termine an, an denen Drogen zur Analyse abgegeben werden können. Zudem sind die Mitarbeiter des Projekts saferparty mit einem mobilen Labor und einem Infostand regelmäßig in Züricher Clubs unterwegs, um dort Drogen zu analysieren und über die Folgen des Drogenkonsums aufzuklären.

Wie nötig das offenbar ist, zeigt ein Blick in die Warnungen, die saferparty auf seiner Website veröffentlicht. Allein im Juni waren dort 15 Warnungen vor bestimmten zu hoch dosierten Ecstasy-Tabletten und LSD-Filzen abrufbar. In einer Warnung heißt es etwa: "Bei Überdosierungen steigt die Körpertemperatur stärker an und es können Halluzinationen auftreten. Die regelmässige Einnahme grosser Mengen MDMA ist neurotoxisch und vergrössert die Wahrscheinlichkeit irreparabler Hirnschäden."

Forscher der Charité hatten im Frühjahr 2018 rund 900 Berliner Clubgänger zu ihrem Konsum befragt. In der nicht-repräsentativen Studie hatte rund die Hälfte der Befragten angegeben, illegale harte Drogen zu konsumieren. Die Mehrzahl der Clubgänger wünschte sich eine stärkere Aufklärung. Vor allem das "Drug Checking" hielten die Befragten für ein sehr sinnvolles Angebot.

2 Kommentare

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  1. 2.

    Es wird Ihnen vielleicht entgangen sein, aber Frau Klöckner ist von der CDU. Die Grünen fordern schon lange strengere Regeln und Kontrollen in der Nahrungsmittelproduktion. Erst vor kurzen hat die Landwirtschaftslobby im Protest gegen Verschärfungen die Stadt lahm geleget.

  2. 1.

    Keine ordentlichen Lebensmittelkontrollen gewährleisten, aber Drogen checken! Na ja, wenn Personal und Steuergeld knapp sind muss man sich eben auf Schwerpunkte konzentrieren, oder besser gesagt auf das, was der rot-rot-grüne Berliner Senat dafür hält.

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