Erfolgreich, aber personalintensiv - Ausweitung der Berliner Böllerverbotszonen noch offen
Erstmals durfte in dieser Silversternacht in Berlin nicht nur am Brandenburger Tor nicht geknallt werden, sondern auch der Alexanderplatz und die Pallasstraße waren Böllervebotszonen. Das hat gut geklappt. Die CDU fordert jetzt weitere Gebiete ohne Böller.
Eine positive Bilanz der neuen Böllerverbotszonen am Berliner Alexanderplatz und in der Schöneberger Pallasstraße ziehen sowohl die Polizei als auch die Feuerwehr. Der Berliner Innensenator Andreas Geisel (SPD) sagte am Donnerstag: "Unser Konzept ist voll aufgegangen".
Auch Burkard Dregger, Fraktionschef der CDU im Abgeordnetenhaus, zog ein positives Fazit und forderte, die Zonen noch auszuweiten. Sie sollten künftig auch dort gelten, wo in der Silvesternacht Einsatzkräfte gezielt angegriffen wurden, sagte Dregger.
Silvesternacht soll erst ausgwertet werden
Zwar habe die Polizei das Verbot an den neu zur Partymeile am Brandenburger Tor hinzugekommenen Orten gut durchsetzen können, sagte Polizeisprecher Thilo Cablitz im rbb. Der Einsatz sei jedoch sehr personalintensiv gewesen. "Stadtweit ein Böllerverbot durchzusetzen, wäre sehr kräfteintensiv und ich denke, bei der aktuellen Situation kaum leistbar." Auch Benjamin Jendro, Sprecher der Berliner Gewerkschaft der Polizei (GdP), hält weitere neue Verbotszonen für Feuerwerk nach eigener Aussage nicht für umsetzbar. Denn Berichte zu Übergriffen gegen Polizisten und Feuerwehrleute seien aus fast allen Stadtbezirken gekommen, sagte er. "Es war ein enormer Kraftaufwand, allein diese zwei Verbotszonen durchzusetzen."
Innensenator Geisel sagte, die vergangene Silvesternacht werde nun ausgewertet, danach werde über die weitere Vorgehensweise entschieden. Es sei zu früh, jetzt über weitere Verbotszonen zu spekulieren.
Die Berliner Polizei war in der Silvesternacht mit 2.000 zusätzlichen Beamten im Einsatz. 550 davon waren für die Einhaltung der Feuerwerks-Verbotszonen in Schöneberg und am Alexanderplatz im Einsatz.
Berliner Feuerwehr fand Böllerverbot "sehr hilfreich"
Viele Anwohner hatten zuvor bekundet, sie gingen nicht davon aus, dass sich die Bewohner der jeweiligen Zonen an das Böllerverbot halten würden. Doch das Chaos blieb aus.
Landesbranddirektor Karsten Homrighausen sagte am Mittwoch im rbb, die Berliner Feuerwehr hätte weder am Alexanderplatz noch in der Pallasstraße durch Pyrotechnik ausgelöste Einsätze gehabt. "Auch im unmittelbaren Umfeld der Zonen nicht", so Homrighausen weiter. Auch vor dem Hintergrund der Ressourcenengpässe der Feuerwehr seien die beiden Böllerverbotszonen "sehr hilfreich" gewesen. Denn genau dort hätten sich in den vergangenen Jahren die Einsätze gehäuft.
Dennoch habe die Berliner Feuerwehr in der Silvesternacht mehr als 600 Einsätze verzeichnet. "Das haben wir sonst in einem Monat", so Homrighausen weiter. Es habe im Vergleich zum vorangegangenen Jahreswechsel fast 40 Prozent mehr Brände gegeben, so der Landesbranddirektor. Allein in der ersten Stunde des neuen Jahres hätten 1.800 Menschen den Notruf 112 gewählt. Die Berliner Feuerwehr war in der Silvesternacht mit 1.340 Mitarbeitern im Einsatz.
Absperrgitter, Zugangskontrollen, Wasserwerfer
Um das Böllerverbot durchzusetzen, hatte die Polizei an den entsprechenden Zonen Absperrgitter aufgebaut und Zugangskontrollen mit Taschenkontrollen eingerichtet. Die Schöneberger Verbotszone - und damit auch ein Abschnitt der Potsdamer Straße - wurde auch für den Autoverkehr gesperrt. Die Polizei war am Silvesterabend mit einem Großaufgebot an beiden Orten im Einsatz, in Schöneberg stand auch ein Wasserwerfer.
In den Böllerverbotszonen war der Einsatz von Raketen, Fontänen und Chinaböllern zwischen 18 Uhr am Silvesterabend bis 6 Uhr an Neujahr nicht mehr erlaubt. Hier hatten in den Vergangenen Jahren Gruppen junger Männer Böller auf unter anderem Polizisten und Feuerwehrleute geworfen.
Sendung: Abendschau, 01.01.2020, 19:30 Uhr