Für besseres Krankenhaus-Essen -

Angesichts der Diskussion um schlechtes Krankenhausessen in Berlin entbrennt eine Debatte darüber, wie die Situation zu verbessern ist. Nach Meinung der Grünen soll künftig wieder in Stationsküchen gekocht werden: In einem Antrag für das Abgeordnetenhaus schlagen sie vor, ein entsprechendes Modellprojekt an der Charité auch auf anderen Stationen zu übernehmen. Dort werde frisch gekocht und Essen nach einem Buffetprinzip verteilt – das habe auch den Vorteil, dass deutlich weniger in der Tonne lande.
Für den Einbau der Stationsküchen sollen nach dem Willen der Grünen die 700.000 Euro verwendet werden, die für die Sanierung von Krankenhäusern im aktuellen Haushalt bereit stehen, "damit wieder patientennah und frisch gekocht wird", erklärte die gesundheitspolitische Sprecherin der Grünen-Fraktion, Catherina Pieroth, dem ARD Mittagsmagazin.
SPD: Nostalgischer Irrweg
Der Antrag der Grünen wird derzeit auf Arbeitskreis-Ebene diskutiert – und stößt bei den Koalitionspartnern auf Widerspruch.
"Es wäre ein nostalgischer Irrweg, in der räumlichen Enge der Kliniken jetzt überall kleine Stationsküchen zum Selberkochen zu bauen", sagte der gesundheitspolitische Sprecher der SPD-Fraktion, Thomas Isenberg. "Das würde auch zu Lasten der Räume für Operationen oder aber Kranken- beziehungsweise Pflegezimmer gehen."
Die SPD will stattdessen nachhaltige Rahmenbedingungen auch bei Energieverbrauch und Logistik schaffen: "Wir starten eine Landesinitiative für klimafreundliche Krankenhäuser. Wir wollen, dass diese umweltfreundlicher wirtschaften und entsprechende Gütesiegel tragen", sagte Isenberg.
Linke: Unausgegorener Vorschlag
Der gesundheitspolitische Sprecher der Linkspartei, Wolfgang Albers, bezeichnet den Vorschlag mit den Stationsküchen als "unausgegoren" und "praxisfern". Außerdem sei er im Vorfeld nicht ausreichend mit dem Koalitionspartner diskutiert worden.
"Die Komplexität des Problems ist noch nicht in jedem Kopf der Koalition angekommen", sagte Albers. "Daran werden wir noch arbeiten müssen." Stationsküchen hält Albers für unrealistisch, zumal das vorgesehene Geld für den dauerhaften Unterhalt der Küchen nicht ausreiche. Vielmehr müsse man "das Patientenwohl in allen Belangen im Blick haben und dann politisch über Krankenhausfinanzierung diskutieren".
Krankenhausverpflegung unter hohem Kostendruck
Eine aktuelle Studie war zu dem Ergebnis gelangt, dass in vielen Krankenhäusern am Essen gespart wird. Die Studie bewertet nicht die Qualität des Essens, sondern beleuchtet die Ausgaben der Krankenhäuser für die Patienten-Verpflegung, die Art der Essenszubereitung und den Zustand der Krankenhausküchen. Durchgeführt wurde die Studie von K&P Consulting im Auftrag des Deutschen Krankenhausinstituts.
Ergebnis: Betrachtet man die Lebensmittelausgaben der Krankenhäuser so, als wären die Preise seit 2005 nicht gestiegen, also inflationsbereinigt, geben Krankenhäuser 2018 3,84€ pro Tag und Patient für Lebensmittel aus und damit weniger, als 2005.
Denn im gleichen Zeitraum sind die Lebensmittelpreise laut Statistischem Bundesamt um 34,6% gestiegen. Diese Preissteigerung spiegelt sich nicht in den realen Ausgaben der Krankenhäuser. Die Krankenhäuser gaben 2018 gerade mal 0,69€ mehr aus (5,14€), als noch 2005. Das heißt, die Mehrausgaben der Krankenhäuser entsprechen nicht dem Anstieg der Lebensmittelpreise.
"Das sind deutliche Einsparungen. Das liegt zum einen daran, dass die Krankenhäuser ihre Prozesse effizienter gestalten, aber das Thema Verpflegung steht auch unter dem wirtschaftlichen Druck dem Krankenhäuser ausgesetzt sind", sagt Mitverfasser der Studie Ekkehart Lehmann.
Lehmann hält den Vorstoß der Berliner Grünen Fraktion hin zu mehr Stationsküchen für sinnvoll: Kürzere Wege und geringere Warmhaltezeiten seien ein "richtiger Weg".
Sendung: rbb88,8, 27.01.2020, 17:40 Uhr