Harald Wolf tritt ab - Senator, Fachpolitiker, Parteistratege

Mi 15.01.20 | 13:24 Uhr | Von Jan Menzel
Harald Wolf bei Bundesparteitag der Linken
Bild: Audio: rbb | 15.01.2020 | Holger Hansen

Seit Jahrzehnten ist Harald Wolf einer der führenden Köpfe der Berliner Linken: Als Architekt der ersten rot-roten Koalition, als Wirtschaftssenator und als einflussreicher Fachpolitiker und Stratege. Nun schlägt der 63-Jährige ein neues Kapitel auf. Von Jan Menzel

Selbst für einige Genossen war es eine Überraschung, als der eher nüchterne Harald Wolf 2002 in die Fußstapfen des schillernden Gregor Gysi trat. Gysi war in der ersten rot-roten Koalition unter Klaus Wowereit Wirtschaftssenator, bis er in den Strudel der Affäre um privat genutzte Bonusmeilen geriet. Wolf sprang für den Zurückgetretenen ein. Sein Verdienst war nicht nur, dass das erst junge Regierungsbündnis stabil blieb. Er trug auch wesentlich dazu bei, die PDS  - wie die Partei damals noch hieß - in ganz Berlin zu etablieren und Vertrauen zu kritischen Akteuren wie Kammern und Wirtschaftsverbänden aufzubauen.

Politische Anfänge bei Alternativen Liste

Wolfs politische Karriere in der Berliner PDS ist auch deswegen erstaunlich, weil er nicht aus dem Ostteil der Stadt stammt. In Hessen geboren, kam er 1977 nach West-Berlin an die Freie Universität, um Politologie zu studieren. Wolf war zunächst Mitglied der Gruppe Internationaler Marxisten und trat 1986 der Alternativen Liste bei, die er wenige Jahre später jedoch in Richtung PDS verließ.

Vor 29 Jahren wurde er erstmals ins Abgeordnetenhaus gewählt und stieg zum Fraktionschef der damaligen PDS auf. Ein Amt, das heute übrigens sein jüngerer Bruder Udo Wolf bei der Linken ausübt. Mit dem schlechten Abschneiden seiner Partei bei der Abgeordnetenhauswahl 2011 und dem Ende der rot-roten Koalition endete auch Wolfs Zeit in der ersten Reihe der Landespolitik.

Fachpolitiker und Stratege

Anders als andere Ex-Senatoren blieb Wolf der Politik und dem Parlament treu, als einer der führenden Strategen seiner Partei - aber nicht mehr im Rampenlicht. Als Fachpolitiker beackerte er mit der Verkehrs- und Mietenpolitik neue Themengebiete so, wie er einst auch als Senator gearbeitet hatte: unaufgeregt, sachkundig und vorausschauend. So gehört Wolf zu den maßgeblichen Akteuren hinter dem laufenden Volksbegehren "Deutsche Wohnen und Co. enteignen".

Neben der Landespolitik hatte sich der Linkenpolitiker seit 2017 verstärkt im Bundesvorstand seiner Partei engagiert. Aktuell ist er Bundesschatzmeister der Linken. Er wolle sich zukünftig mehr auf die Bundespolitik  konzentrieren, zitiert ein Fraktionssprecher den Ex-Senator.  Das bundesweit beachtete Berliner Regierungsprojekt Rot-Rot-Grün wolle er aber weiter begleiten. Nun aber mit mehr Abstand. Aus privaten Gründen, so der leidenschaftliche Segler, werde er im Februar von Berlin nach Hamburg ziehen.

Sendung:  Inforadio, 15.01.2020, 13:00 Uhr

Beitrag von Jan Menzel

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