Computer-Auswertung stockt - Rekonstruktion von Stasi-Akten kann noch Jahrzehnte dauern
30 Jahre nach dem Untergang der DDR sind immer noch viele zerrissene Stasi-Akten nicht rekonstruiert. Zwar wurde zu diesem Zweck ein Computerprogramm entwickelt, doch derzeit werden die Unterlagen wieder per Hand zusammengefügt. Und das kann dauern.
Rund 30 Jahre nach dem Mauerfall können Zehntausende zerrissene Stasi-Akten immer noch nicht ausgewertet werden. Die Papiere werden derzeit ausschließlich per Hand zusammengesetzt. Das sagte der Bundesbeauftragte für die Stasi-Unterlagen, Roland Jahn, in einem dpa-Gespräch, wie die Nachrichtenagentur am Donnerstag mitteilte. Die Rekonstruktion per Computer wurde vor zwei Jahren wegen technischer Probleme gestoppt. Sie sei bislang nicht wieder in Gang gekommen.
Von 16.000 Säcken sind nur 520 rekonstruiert
Die Stasi hatte im Herbst 1989 begonnen, massenhaft Akten zu vernichten. Nachdem die Reißwölfe heiß liefen, wurde auch per Hand zerfetzt. Bürgerrechtler stoppten die Aktion. Von den 16.000 Säcken mit Akten-Schnipseln wurde bislang der Inhalt von 520 Säcken rekonstruiert. Damit sind laut Jahn zur Zeit knapp 20 Mitarbeiter in Berlin und mehreren Außenstellen der Bundesbehörde beschäftigt.
1.650.000 Blätter wurden per Hand wiederhergestellt. Die manuelle Rekonstruktion könnte noch Jahrzehnte dauern, hieß es. Die Säcke lagern laut Behörde hauptsächlich in einer großen Halle in Magdeburg.
Computer-Auswertung auf Eis gelegt
Das Projekt zur computerunterstützten Auswertung der Daten wurde 2008 gestartet, damals ging man von schnellen Fortschritten aus. Doch das Vorhaben wurde auf Eis gelegt, weil die technischen Voraussetzungen für ein Massenverfahren nicht reichten. Das Fraunhofer Institut für Produktionsanlagen und Konstruktionstechnik entwickelte zwar eine leistungsfähige Software, doch es gab keine speziellen Scanner. Dazu werde jetzt ein neuer Vertrag vorbereitet, sagte Jahn.
Sendung: Brandenburg aktuell, 02.01.2020, 19.30 Uhr