Containerdörfer in Berlin - Senat will Flüchtlingsunterkünfte länger betreiben als geplant

Mo 13.01.20 | 19:14 Uhr
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Temohomes auf dem Gelände der Gemeinschaftsunterkünfte für Geflüchtete auf dem Tempelhofer Feld in Berlin (Quelle: dpa/Bernd von Jutrczenka)
Bild: Audio: Inforadio | 13.01.2020 | Ute Schuhmacher

Für zahlreiche Notunterkünfte, die während der großen Flüchtlingswelle in Berlin errichtet wurden, ist die Baugenehmigung mittlerweile abgelaufen. Der Senat will sie länger nutzen als ursprünglich geplant und hat eine Verlängerung beantragt - zum Teil bis ins Jahr 2025.

Der Berliner Senat will mehrere Flüchtlingsunterkünfte, deren Baugenehmigungen abgelaufen sind, weiterbetreiben. Wie die Senatsverwaltung für Integration, Arbeit und Soziales (SenIAS) am Montag mitteilte, sollen die Tempohomes und Containerstandorte "nicht automatisch zurückgebaut" werden, sondern "in unterschiedlicher Art weitergenutzt werden". Drei Containerstandorte sollen den Plänen zufolge bis 2025 für Flüchtlinge genutzt werden. Alle anderen sollen bis spätestens Ende 2021 schließen.

Nach dem Flüchtlingsbaurecht sind die Baugenehmigungen, die für die temporäre Nutzung der Containerdörfer erteilt wurden, drei Jahre nach Baubeginn ausgelaufen. Daher hat die landeseigene Berliner Immobiliengesellschaft (BIM) Anträge für eine weitere Laufzeit von drei Jahren gestellt. Nach Senatsangaben bedeutet das nicht, dass sie über den gesamten Zeitraum weiter als Flüchtlingsunterkünfte genutzt werden sollen. Einige könnten beispielsweise auch Schulen oder Kitas zur Verfügung gestellt werden.

Die Planungen des Senats nach Bezirken*

Charlottenburg-Wilmersdorf

  • Tempohome Fritz-Wildung-Straße (256 Plätze) wird bis Juni 2021 als Unterkunft für Geflüchtete genutzt, zur weiteren Nutzung werden Anfang 2021 Gespräche geführt, Bezirk beabsichtigt Wiederherstellung einer Sportfläche.

Friedrichshain-Kreuzberg

  • Tempohome Alte-Jakob-Straße (160 Plätze) wird mindestens bis zum Dezember 2021 weiter zur Unterbringung für Geflüchtete genutzt, bis zur Baufreiheit für Wohnungsbau und Errichtung des MUF in der Alte-Jakob-Straße.

Lichtenberg

  • Containerstandort Hausvaterweg (280 Plätze) wird bis Juni 2021 weiterhin als Unterkunft für Geflüchtete genutzt. Anschließend für temporäre Zwischennutzung durch Dritte offen.
  • Tempohome Hohenschönhauser Straße (256 Plätze) wird bis August 2020 weiterhin als Unterkunft für Geflüchtete genutzt, Nachnutzung für Schule / Sportflächen.
  • Tempohome Wollenberger Straße (256 Plätze) wird bis Juni 2021 weiterhin für die Unterbringung von Geflüchteten genutzt. Nachnutzung Wohnungsbau, Schule, Kita.

Marzahn-Hellersdorf

  • Tempohome Zossener Straße (256 Plätze) Freizug zur Gewährung der Baufreiheit für Wohnungsbau erfolgt.
  • Tempohome Dingolfinger Straße (256 Plätze) Freizug erfolgt, Zeitraum bis zur Baufreiheit als Schulstandort noch in Abstimmung.
  • Containerstandort Blumberger Damm (400 Plätze) Fortführung als Unterkunft für Geflüchtete bis Januar 2021 (Umzug MUF Murtzahner Ring nach dessen Fertigstellung angestrebt).

Mitte

  • keine Tempohomes

Neukölln

  • Tempohome Karl-Marx-Straße (160 Plätze) wird bis 30.04.2025 als Unterkunft für Geflüchtete genutzt.
  • Tempohome Gerlinger Straße (490 Plätze) wird bis zum 30.04.2020 als Unterkunft für Geflüchtete genutzt, bis dahin erfolgt Freizug zur Gewährung von Baufreiheit für Wohnungsbau.

Pankow

  • Tempohome Buchholzer Straße (512 Plätze) Freizug erfolgt. Hier wird geprüft, ob eine Zwischennutzung für soziale und kulturelle Zwecke möglich ist.
  • Containerstandort Großcurthstraße (554 Plätze) wird bis zum 30.06.2020 als Unterkunft für Geflüchtete fortgeführt, anschließend Gewährung Baufreiheit Schulneubau.
  • Tempohome Siverstorpstraße (256 Plätze) wird bis Juli 2020 als Unterkunft für Geflüchtete fortgeführt. Der Bezirk wird den Standort als Drehscheibe für Schulsanierung / Schulneubau nutzen.

Reinickendorf

  • Tempohome Oranienburger Straße (256 Plätze) wird bis Dezember 2021 als Unterkunft für Geflüchtete genutzt, Nachnutzung durch Wohnungsbau.

Spandau

  • Tempohome Am Oberhafen (256 Plätze) wird vorerst bis zum 30.06.2020 als Unterkunft für Geflüchtete genutzt, weitere Nutzung darüber hinaus noch in Abstimmung mit Vermieter.
  • Tempohome Am Rohrdamm (256 Plätze) wird bis März 2021 als Unterkunft für Geflüchtete genutzt, anschließend Freizug für Baufreiheit ab August 2021 für Schulneubau.

Steglitz-Zehlendorf

  • Containerstandort Ostpreußendamm (296 Plätze) wird bis 31.12.2025 weiterhin als Unterkunft für Geflüchtete genutzt.
  • Containerstandort Hohentwielsteig (340 Plätze) wird bis 31.12.2025 weiterhin als Unterkunft für Geflüchtete genutzt.
  • Tempohome Finckensteinallee (256 Plätze) weitere Nutzung als Unterkunft für Geflüchtete von der Baufreiheit für Errichtung Bundesarchiv abhängig.
  • Tempohome Lissabonallee (256 Plätze) wird mindestens bis Juni 2020 und spätestens zur Gewährung Baufreiheit für geplante Sportstätte als Unterkunft für Geflüchtete genutzt, angestrebt ist Umzug in MUF Beelitzhof.

Tempelhof-Schöneberg

  • Tempohome Columbiadamm (1.024 Plätze) Freizug entsprechend dem Gesetz zum Erhalt des Tempelhofer Feldes erfolgt, Rückbau dauert noch an.

Treptow-Köpenick

  • Containerstandort Alfred-Randt-Straße (386 Plätze, nach Brandschaden noch rund 200 Plätze nutzbar) soll möglichst bis zur Fertigstellung des MUF Salvador-Allende-Straße genutzt werden.
  • Tempohome Quittenweg (256 Plätze) – Gespräche dauern noch an, SenIAS strebt Weiternutzung des Standortes bis 31.12.2020 an.

Sendung: Inforadio, 13.01.2019, 17.30 Uhr

2 Kommentare

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  1. 2.

    Als wären die rechtspopulistischen bis -extremen Anfeindungen am rbb vorbeigegangen übernimmt er den Duktus, der Menschen zu Objekten macht und ihnen ihrer Würde beraubt, indem hier, abermals, von "Flüchtlingswelle" gesprochen wird.

    Ferner wäre mehr als die bloße Übernahme einer Pressemitteilung des Senats im Interesse des Themas gewesen. 2015/ 16 gab es rund 60 Mio. Geflüchtete (UNHCR), Klimageflüchtete nicht mitgezählt (mehr als doppelt so viele, zusätzlich). 2019 waren es 70 Mio (UNHCR). Wie kommt man darauf, dass eine angemessene Anzahl von Erstunterkünften für Geflüchtete, abseits von Containerburgen, bestehen, der Realität faktischer Gentrifizierung völlig entgegenstehend und was veranlasst den Senat, von aktuell weniger Bedarf zur Aufnahme Geflüchteter zwecks Asylprüfung auszugehen, wo doch die Fakten das Gegenteil belegen? Teil der Seebrücke sein zu wollen, aber keine Maßnahmen zu treffen, ist wirdersprüchlich. Nachrichten sind keine Wetteransagen, rbb.

  2. 1.

    Das ist schlau vom Senat und vorausschauend. Denn Flüchtlinge können auch in größerer Zahl wieder aufgenommen werden. Sinnvoll wäre es jetzt endlich Griechenland zu entlasten.

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