Kolonie "Morgengrauen" - Kleingartenanlage in Tempelhof soll Schule weichen

Fr 07.02.20 | 12:31 Uhr
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20.12.2018, Berlin: Burkhard Träder, Vorsitzender der Kleingartenanlage "Am Kienberg" geht durch die Anlage an einem Insektenhotel vorbei (Bild: dpa/Britta Pedersen)
Bild: dpa/Britta Pedersen

Der Berliner Bezirk Tempelhof-Schöneberg nimmt eine Teilfläche der Kleingartenanlage "Morgengrauen" in der Eisenacher Straße als Schulstandort in Anspruch. Zum 30. November soll den Pächtern der Kleingartenanlage "Kolonie Morgengrauen" in Tempelhof gekündigt werden. Die 80 Kleingärten der Kolonie sollen einer neuen Integrierten Sekundarschule weichen. Der bestehende Bauplan weist das Grundstück bereits als Fläche für Gemeinbedarf aus.

"Alle bestehenden Standorte sind ausgeschöpft"

"Ich bedaure die Kündigung sehr. Als Schulstadtrat muss ich jedoch dem stetig steigenden Bedarf nach Schulplätzen nachkommen. Wir erwarten ein erhebliches Schulplatzdefizit, das nicht mit Hilfe der bisher geplanten Maßnahmen gedeckt werden kann. Alle Erweiterungskapazitäten an bestehenden Standorten sind ausgeschöpft", teilte Bezirksstadtrat für Schule und Sport, Oliver Schworck in einer Pressemitteilung vom Freitag mit. Im Bezirk Tempelhof-Schöneberg sollen einem Bericht der Bildungsverwaltung zufolge 2.800 Schulplätze fehlen. Der Bezirksverband der Kleingärtner hat umgehend Widerspruch zur Kündigung eingelegt.

2020 sollen 15 Kleingartenkolonien in Berlin neuen Schulgebäuden weichen. Auch die Pächter anderer Kolonien wehren sich gegen die Kündigungen. Ihr Argument: Kleingärten würden zu einem besseren Stadtklima beitragen, aber auch Lebensraum für Pflanzen- und Tierarten schaffen.

Verständnis über den Gegendruck

Christiane Heiß. Bezirksstadträtin für Straßen und Grünfläche, zeigt Verständnis über den Gegendruck der Kleingärtner, sieht aber keine weitere Lösung in bei der Bewältigung des fehlenden Raums: "Leider hat das Land Berlin in der Vergangenheit sehr viele öffentliche Flächen verkauft", teilte die Stadträtin mit. "Deshalb sind im Bezirk keine ungenutzten Reserveflächen mehr für soziale Infrastruktur vorhanden. Darunter leiden nicht nur die Kleingärtner, sondern das gesamte öffentliche Grün und Spielplätze."

Die Fläche auf der die Kleingartenanlage liegt, gehört dem Land Berlin, wie rund drei Viertel der knapp 880 Kolonien in ganz Berlin. Für sie gilt laut dem aktuellen Entwurf des Kleingartenentwicklungsplans eine Schutzfrist bis einschließlich 2020. Sie fallen demnach in die Kategorie "Bauliche Entwicklung von Kleingärten" und dürfen nach dem Ablauf der Frist mit sozialer Infrastruktur bebaut werden.

21 Kommentare

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  1. 21.

    Kinder kriegen gegen das Klima ?! Hört auf, so viele Kinder in die Welt zu setzen und denkt mal nach. Wir steuern auf 8 Milliarden Menschen zu. Die Städte sind überfüllt.

  2. 20.

    Antwort auf J. L. : Wer hier mal wirklich egoistisch ist sind ja wohl sie selbst! Seit bestimmt schon einem Jahrzehnt lese und höre ich in den Medien das in ganz Deutschlandweit Kita und Schulplaetze jeglicher Art fehlen. Die Verantwortlichen Politiker halten sich raus und sind nur noch um Schadensbegrenzung bemüht.
    Wenn sie sich gegen Kinder entschieden haben, ist es ihre Sache, aber sie müssen nicht anderen ihren Willen aufzwingen. Im übrigen, sehen sie sich mal die Menschliche Geschichte an, wenn unser aller Vorfahren so gedacht hätten wie sie, dann wäre die Menschheit schon längst ausgestorben.
    Die Lauben Pächter tun mir leid und ich hoffe, dass sie eventuell eine andere Laube finden.

  3. 19.

    Laut dem "Kleingartenentwicklungsplan 2030" sollen 429 Parzellen für unter anderem Kitas, Schulen, Krankenhäuser, Turnhallen und andere soziale Infrastrukturbauten weichen. Das wären weit weniger als 1% der mehr als 66.000 Parzellen im Berliner Stadtgebiet.

    So traurig das auch für die betroffenen Kleingärtner sein mag, aber Projekte die der Allgemeinheit nützen sind weitaus wichtiger als das private Laubenpiepen.


  4. 18.

    Das ist wirklich sehr erschreckend, was Sie da im Kontext mit einer nun zukünftig fehlenden kleinen Kolonie hier beschreiben. Glaube in keiner Grossstadt gibts mehr Lauben, als in Berlin. Zur Beruhigung, es sind noch genug Insektenhotels in Berlin Mariendorf vorhanden. Es fehlen in diesem Bezirk dieses Jahr aber bereits 90 Schulplätze. Es liegt auch nicht an der egoistischen Reproduktion der Tempelhofer, dass Schulplätze fehlen, sondern am massiven Zuzug in die südlichen Bezirke. Sie schreiben, Sie hätten sich bewusst entschieden, keine Kinder in die Welt zu setzen, aus Rücksicht auf das Klima o ä. Wenn mehr Menschen so rücksichtvoll handeln, dann ist die Frage, wer versorgt mal die Alten. Das heulende Elend kommt spätestens beim ersten Oberschenkelhalsbruch. Ohne Family und Pfleger können dann die Tage lang werden bis zum erlösenden Ende.

  5. 17.

    Wie schon der Name der Kolonie sagt . Mir graut's vor dem Morgen".

  6. 16.

    Die erzählen immer was von Klimaschutz,denken die nicht mit dem Kopf.Durch Baume und Pflanzen entwickelt sich reiner Sauerstoff nicht aus Beton und Stahl. Aber wie man sieht können die Verantwortlichen nicht weiter denken wie sie ......en. Die Verantwortlichen machen die Umwelt ganz von alleine kaputt

  7. 13.

    Die bestehenden Schulen brauchen erst einmal Lehrer. Wozu neue Schulen, wenn jetzt schon Pädagogen fehlen? Bescheuert ...

  8. 12.

    Für die Kleingärtner und dir Natur tut es mir sehr leid. Aber auch ich muss sagen, dass das Wohl vieler Kinder vor gehen sollte. Alternativen wurden schon länger hinreichend geprüft. Solche Entscheidungen sind unschön, müssen aber zusehends getroffen werden.
    Und liebe Grüße an J.L.. Wer sich für oder gegen Nachwuchs entscheidet ist nicht entscheidend, sondern wie der Nachwuchs in puncto Wertschätzung, Achtsamkeit und Respekt erzogen wird.

  9. 11.

    Es ist doch sehr traurig, dass wieder Kleingärten plattgemacht werden. Auf dem Foto sehe ich Vogelkästen und Insektenhäuser, daran sieht man doch , wie Umweltbewust die Kleingärtner sind.

  10. 10.

    Sind wir doch mal ehrlich, egoistisch ist derjenige der heute noch Kinder in die Welt setzt. Mittlerweile müsste man doch etwas durchsehen. Mehr Menschen auf dieser Welt bedeutet, es wird immer mehr Natur zerstört für den Wohnungsbau u.s.w., aber der Mensch reproduziert sich immer schön weiter. Da liegt doch der Hund begraben. Wir brauchen nicht demonstrieren für eine besseres Klima, kehrt erst mal alle vor der eigenen Tür. Im übrigen hat man festgestellt das die Bienen in den Kleingartenanlagen noch mehr Nahrung finden , und deshalb sind solche kleinen Anlagen in der Stadt sehr wichtig.
    Ich habe bewusst keine Kinder in die Welt gesetzt.

  11. 9.

    Grünflächen sind für die Qualität des Lebens aller Stadtbewohner weitaus wichtiger, als Bodenversiegelung und Ressourcenverschwendung durch die Errichtung neuer Betonbauten. Der Bau von neuen Schulgebäuden nach ökologischen Richtlinien ist nicht vorgesehen, und somit ein Tropfen der das Fass des schädlichen Stadtklimas weiter füllt. Schule soll Kinder adäquat für Ihre Zukunft vorbereiten (im Berlin Schulsystem kaum möglich), nur werden diese Kinder keine wirklich lebenswerte Zukunft, aufgrund der Klimakatastrophe, erleben dürfen. Auch wegen solcher, in meinen Augen, kurzsichtigen Entscheidungen.

  12. 8.

    Kleingartenanlagen sind mitnichten Allgemeinwohl. Das jetzt die Laubenspiesser hier plötzlich was von Klimaschutz auf ihre Transparente schreiben und sonst nur auf die Fridays Kids giften, ist Zynismus. Aber wenns ans buchstäblich Eingemachte geht, dann kann man seine Argumente auf den Rücken der Kids platzieren. Ich bin für die Schulplätze, schließlich sollten doch die Klima Kids alle erstmal zur Schule, nicht wahr?

  13. 7.

    Für die KleingartenliebhaberInnen tut es mit leid. Es ist traurig, etwas liebgewonnenes herzugeben.
    Wenn ich über Berlin schaue, sehe ich nördlich der kleinen Fläche eine riesige, wo sich Garten an Garten reiht. Insofern ist die Entscheidung gut nachzuvollziehen.
    Wenn die Schule gebraucht wird, sind die Kinder wichtiger. Berlin ist voll von Eigentumshäusern mit Einfamilienhäusern, voll mit Kleingärten. Aber wirklich umfreundlich und nachhaltig ist kaum einer dieser Gärten, um ehrlich zu sein. Ich habe nichts davon, daß andere für lau im Grünen sitzen, die Umwelt in diesem Fall auch nicht, weil ohnehin alles von Häusern umringt ist.

  14. 6.

    Hm, bei uns gab es früher auch Schulgärten. Lasst die Gärten stehen. Da lernen die Kinder mehr vom Leben als in der Schule.

  15. 5.

    Gibs da in Tempelhof nicht eine große Spielwiese zum Teil schon betoniert?

  16. 4.

    ja - in der Vergangenheit (und aktuell auch) haben sich die Berliner Politiker nicht mit Ruhm bekleckert und Umweltschutz ist auch wichtig.
    ABER: Schulen sind wichtiger als privates Kleingärtnergewurschtel.

  17. 3.

    Man kann ja das Rathaus abreißen. Ihr Bedauern kann sie sich an den Hut stecken. Das nimmt ihr doch keiner ab und besser wird es dadurch auch nicht. Jahrelang verkauft der Senat eine Fläche nach der anderen und jetzt muss es der Bürger wieder ausbaden - typisch Politik. Der Bürger soll für alles Verständnis haben - wieso eigentlich. Wir sind doch nicht ihre Trottel.

  18. 2.

    Oh weh... vom Morgengrauen im positiven Sinne (Natur) dann zum Morgengrauen im negativen Sinn (früh aufstehen müssen, Schulstress)...

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