Unklarheit über Finanzierung -
Das BVG-Sammeltaxi Berlkönig soll keine weiteren Steuergelder bekommen. Das haben die Berliner Regierungsfraktionen von SPD- und Linken am Dienstag in einer gemeinsamen Runde beschlossen. Die dritte Regierungsfraktion, die Grünen, hat sich bislang noch nicht positioniert.
Der Betrieb der Berlkönig-Flotte ist defizitär und von Zuschüssen abhängig. Jährlich rund 43 Millionen Euro hatten die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) zuletzt für den Weiterbetrieb des Sammeltaxi-Angebots vom Land gefordert. Mit Hilfe dieser Gelder könnten die Berlkönig-Sammeltaxis weiterhin fahren und dann sogar in die Außenbezirke ausgedehnt werden, hieß es. Zuschüsse in dieser Höhe gebe der Haushalt aber nicht her, sagte SPD-Verkehrspolitiker Tino Schopf. Das Geld werde für die Verkehrswende, etwa für mehr Radwege, den Bau neuer Tramlinien, sowie das Netz von Bussen und Bahnen gebraucht.
Gespräche mit BVG-Partnern geplant
Dem Berlkönig droht nun im April das Aus. Dann läuft nach Auffassung der Verkehrsbetriebe und ihrer privaten Partner Mercedes-Benz und Viavan die Testphase aus. Eine Zukunft habe der Berlkönig nur, wenn der Steuerzahler einspringe, heißt es. Schopf zufolge war mit dem Land Berlin aber eine vierjährige Pilotphase bis zum Herbst 2022 vereinbart worden. Die Verkehrsexperten von Rot-Rot-Grün werfen der BVG hier nun vor, nicht mit offenen Karten gespielt zu haben.
Linken-Verkehrsexperte Kristian Ronneburg hält es dennoch für möglich, dass es eine Zukunft für den Berlkönig gibt - auch ohne Steuergelder. In den nächsten Wochen solle es darum Gespräche mit den beiden BVG-Partnern Mercedes-Benz und Viavan geben. Ronneburg geht davon aus, dass die beiden Unternehmen durchaus ein Interesse haben, auf dem Berliner Markt präsent zu bleiben.
Auch CDU ging von vierjährigem Test aus
Der CDU-Abgeordnete Oliver Friederici erklärte, die unsichere Zukunft des Berlkönigs bereite ihm Sorge. Er sei von einer vierjährigen Testphase ausgegangen. Friederici warnte davor, dass das Aus für das Prestigeprojekt unerwünschte Folgen haben könnte.
Zurzeit sind 185 Berlkönige im Einsatz. Noch in diesem Jahr sollte eigentlich die gesamte Flotte auf Elektroantrieb umgestellt werden.
Berlkönig-Betreiber mit Appell für mehr Klimaschutz
Der Betreiber der Berlkönig-Kleinbusse erklärte in Reaktion auf schwindende Unterstützung des Berlkönig-Projekts am Mittwoch: "Auf dem Weg, Alternativen zum privaten Pkw zu schaffen, sind On-Demand-Services als Ergänzung des Nahverkehrs unerlässlich." Das Ziel der Firma ViaVan sei schließlich der Klimaschutz.
Der Berlkönig mit 1,5 Millionen Fahrgästen seit 2018 habe sich in Partnerschaft mit der BVG zu einer "außerordentlich erfolgreichen bedarfsgesteuerten Ergänzung des öffentlichen Verkehrssystems" entwickelt. "Durch Zusammenführung mehrerer Fahrgäste (Pooling) in den Fahrzeugen sowie den Einsatz einer mehrheitlich elektrischen Flotte hat der Berlkönig sowohl die Stickoxid- als auch die Kohlendioxid-Emissionen im Berliner Verkehr deutlich reduziert", erklärte die Firma, an der der Daimler-Konzern zur Häfte beteiligt ist, weiter.
Sendung: Inforadio, 19.02.2020, 17 Uhr