Hilfsprojekt "Housing First" - Berliner Verein kann knapp 60 Wohnungen an Obdachlose vermitteln

So 12.04.20 | 10:22 Uhr
Eine ehemals obdachlose Frau steht in der Wohnküche ihrer neuen Wohnung (Quelle: DPA/Carsten Koall)
Bild: DPA/Carsten Koall

Trotz Corona können Berliner Obdachlose auf eine Wohnung hoffen. Das Modellprojekt "Housing First" läuft weiter, wie die Projektpartner mitteilten. "Vier neue Mietverträge stehen kurz vor dem Abschluss", sagte Wohnraumkoordinator Sebastian Böwe vom Verein Neue Chance der Nachrichtenagentur DPA. Seit Oktober 2018 konnte der Verein bereits 23 Wohnungen für Obdachlose finden.

Der Projektpartner Sozialdienst katholischer Frauen (SKF) habe sein Ziel, für 30 Frauen Wohnungen zu finden, zur Halbzeit bereits erfüllt, berichtet Mitarbeiterin Beate Vetter-Gorowiciz. Eine weitere Wohnung sei derzeit in der Vermittlung. Auch andere Frauen will der Sozialdienst unterstützen. Insgesamt 40 Teilnehmerinnen seien bislang in das Projekt aufgenommen worden.

Knapp 60 Wohnungen für Obdachlose gefunden

Die Neuaufnahme weiterer Frauen sei aber erst einmal ausgesetzt worden. Derzeit konzentriere sich die Arbeit aber auf die Unterstützung der Mieterinnen. "Wir stehen telefonisch, per Mail und mit Einkäufen unterstützend für die Frauen bereit", berichtet sie. Die Neuvermittlung von Wohnungen sei derzeit etwas schwieriger, da die Ämter verzögert arbeiteten.

Das im Oktober 2018 gestartete Modellprojekt strebt an, in drei Jahren bis zu 80 Wohnungen für Obdachlose zu finden. 58 Wohnungen wurden bereits organisiert, trotz der schwierigen Situation auf dem Berliner Wohnungsmarkt. Ein Mieter sei wieder ausgezogen, berichtet Böwe. Er werde aber weiterhin betreut. Ziel sei es, eine passendere Wohnung zu finden.

Schulden und Sucht stehen oftmals einer Lösung im Weg

Bei "Housing First" bekommen Menschen ohne Vorbedingungen einen unbefristeten Mietvertrag und sozialpädagogische Unterstützung. Allerdings müssen sie die Wohnung selbst finanzieren können, etwa mit Hilfe des Jobcenters, durch eine Rente oder auch durch Arbeit. Sie sollen erst zur Ruhe kommen und dann ihr Leben organisieren können. Zuvor mussten sie viele Voraussetzungen erfüllen, um eine Wohnung zu erhalten, etwa mögliche Schulden oder eine vorhandene Sucht in den Griff bekommen. Daran scheiterten aber viele.

Beteiligt an dem Projekt sind der Sozialdienst katholischer Frauen  und der Verein Neue Chance in Kooperation mit der Stadtmission. Die Sozialverwaltung stellte dafür 2018 und 2019 insgesamt rund 723.000 Euro zur Verfügung.

Sendung: Abendschau, 11.04.2020, 19.30 Uhr

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