Fehlende Markierungen - Pop-Up-Radweg auf der Kantstraße verzögert sich

Immer mehr Bezirke bekommen breite Radspuren, jetzt auch Charlottenburg. Auf der Kantstraße soll so wie in Kreuzberg und Neukölln ein temporärer "Pop-Up-Radweg" entstehen - doch das Projekt kommt nicht so recht voran. Von Fabian Stratmann
Übersehen kann man sie nicht, die leuchtend gelben Linien auf der Kantstraße. Mal durchgezogen, mal gestrichelt mal breiter, mal schmaler. Leuchtend gelbe Markierungsfarbe, die eigentlich zwischen Messe und Zoo und wieder zurück einen Radweg markieren soll.
Allerdings fehlen in weiten Teilen Hinweise darauf. Kaum Fahrradsymbole auf die Straße gedruckt. Und auf halbem Wege bricht die Markierung dann gänzlich ab.
Eigentlich hätte Charlottenburg hier einen der ersten Pop-Up-Radwege im Westen vorzeigen wollen. Jetzt ist nach zweieinhalb Wochen gerade einmal ein Bruchteil fertig. Der zuständige Stadtrat Oliver Schruoffenegger von den Grünen zieht heute auf Nachfrage des rbb erste Bilanz.
Slalom auf der Kantstraße
"Da bin ich noch nicht ganz zufrieden", sagte Schruoffenegger. Die Klebestreifen ließen sich bei Regen nicht anbringen, das verzögere die Arbeiten an den Radwegen. "Wir sind guter Hoffnung, dass wir es nächste Woche fertigstellen." Zumindest wären dann die gelben Linien auf beiden Seiten der Kantstraße durchgezogen. Fahrradsymbole auf die Straße gedruckt und für Radfahrer und Autofahrer ersichtlich, was die Linien sollen. Auf dem kurzen Abschnitt, der alles aufweist, werten Radfahrer den Pop-Up-Radweg zumindest schon heute als Erfolg. "Als einspurige Straße wird es für so viele Autos ein bisschen schwierig, als Fahradfahrer finde ich es allerdings toll", sagte ein Anwohner dem rbb.
Der Kampf zwischen Autos und Fahrradfahrern um den wenigen Platz auf der Kantststraße wird auch nicht beendet sein, wenn alle Linien markiert sind. Parkplätze und Lieferwagen wird es weiterhin geben. Autos müssen die Fahrradwege zu den Parkplätzen auch weiterhin queren, Fahrradfahrer auch weiterhin zum Teil Slalom auf der Kantstraße fahren. Wirklich etwas dagegen tun kann der Bezirk jetzt zumindest noch nicht.
In zwei Wochen müsste der Radweg wieder geräumt werden
Wenn das Wetter also mitspielt, könnte der Pop Up Radweg in der kommenden Woche fertig sein. Autos in zweiter Reihe müssten damit rechnen, schneller abgeschleppt zu werden und Oliver Schruoffenberger könnte den Pop Up Radweg auch in Charlottenburg einweihen. Eine aus seiner Sicht erfolgreiche Geschichte, die allerdings zumindest Stand heute schon sehr bald wieder Geschichte sein könnte.
Die Genehmigung für Pop Up Radwege hatte die Senatsverwaltung nämlich nur erteilt, so lange im öffentlichen Raum und auch in Bussen, Abstandsregeln von anderthalb Metern gelten. Am 31.05. also in etwas mehr als zwei Wochen, beziehungsweise eine Woche nach der Eröffnung, müsste der Radweg dann eigentlich wieder geräumt werden. "Wir haben die Senatsverwaltung erinnert, dass wir die Verlängerung bräuchten, weil wir sonst mit dem Abbau beginnen müssten", sagte Schruoffenegger. Noch steht diese Genehmigung allerdings aus.
Sendung: Inforadio, 15.05.2020, 16:28 Uhr