Bildungsgewerkschaft - GEW hält Normalbetrieb in Berliner Schulen nicht für machbar

Di 02.06.20 | 17:29 Uhr
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Schule in Berlin (Quelle: imago-images/Ralf Mueller)
Bild: imago-images/Ralf Mueller

Ist an Berliner Schulen schon Unterricht wie in Vor-Pandemie-Zeiten möglich? Nein, findet der Vorsitzende der Gewerkschaft für Erziehung und Wissenschaft. Währenddessen fordern viele Eltern genau das von der Bildungsverwaltung.

Die Rückkehr zum Normalbetrieb an den Berliner Schulen ist aus Sicht der Gewerkschaft für Erziehung und Wissenschaft nicht realistisch. "Wir haben rund 20 Prozent von unseren
Lehrkräften, die nicht in die Schule kommen können, weil sie Vorerkrankungen haben", sagte der Berliner GEW-Vorsitzende Tom Erdmann am Dienstag der Deutschen Presse-Agentur. "Selbst wenn wir keine Klassengrößen reduzieren würden und keine Abstandsregelungen
einhalten müssten, hätten wir schon nicht genügend Personal."

GEW: Nachvollziehbar aber nicht realistisch

Und noch habe das Robert Koch-Institut nicht dazu geraten, darauf zu verzichten. "Nur auf den Druck von außen zu reagieren und die Gesundheit der Kinder und der Pädagogen zu riskieren, das tragen wir nicht mit. Da wird es dann auch Protest von unserer Seite geben."

Aus Elternperspektive sei die Forderung nachvollziehbar, sagte Erdmann. "Aber es ist aktuell nicht realistisch." Dann müsse die Bildungsverwaltung sagen, an welchen Stellen sie Abstriche machen und ob sie tatsächlich das Risiko eingehen und die Abstandsregeln
aufbrechen wolle.

Viele Eltern fordern vollständige Öffnung der Schulen

Mehrere Bundesländer haben angekündigt, dass die Schüler zumindest an Grundschulen bald nicht mehr getrennt, sondern wieder in voller Klassenstärke unterrichtet werden sollen. In Berlin demonstrierte am Dienstag eine Gruppe von Eltern mit ihren Kindern vor der Senatsbildungsverwaltung. Sie forderten eine vollständige Öffnung der Schulen, wie Thomas Wenckebach von der Initiative "Schulen auf in Berlin" erklärte.

"Es wäre wünschenswert, und es wäre auch noch vor den Sommerferien machbar", sagte Wenckebach. Gegebenenfalls könne man Lockerungen an anderer Stelle zurücknehmen. "Es ist eine Frage der Prioritätensetzung: Setzt man die auf Baumärkte und Autohäuser oder
auf die Schulen?".

Gleichzeitig sei es notwendig, Konzepte für den Fall zu entwickeln, dass es wegen deutlich steigender Infektionszahlen im Herbst oder Winter erneut zu einer Schulschließung kommen sollte, sagte Wenckebach. Die Schulen müssten dann auf digitalen, interaktiven
Unterricht vorbereitet sein.

Der Vorsitzende des Landeselternausschusses, Norman Heise, hatte am Sonntag erklärt, dass viele Berliner Eltern auf die Rückkehr zum Normalbetrieb an Schulen hofften. Es gebe auch solche, die sich Sorgen machten und darauf hinwiesen, dass die Pandemie noch nicht
vorbei sei.

12 Kommentare

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  1. 12.

    Schön, wenn jetzt noch mehr BürgerInnen aufwachen. Nur wenn es anfängt weh zu tun, fangen die Menschen mal an, diese ganze C.Party hier zu hinterfragen. Oder auch nicht, manche motzen nur rum, später wählen sie die gleichen Leute, die das den Kinder und Eltern antun.

    Es hieß im März, die Krankenhäuser nicht zu überlasten, jetzt gibt es egal wo man hingeht, die vollen Einschränkungen und in der Schule soziale Distanz und Diffamierung. Ohje, wollen wir das?

    OK, uns wurde ja gesagt, dass es die alte Normalität nicht mehr gibt, und wenige sagten was oder hinterfragten, was die neue Normalität seinen wird.
    Nur Verschwörungstheoretiker mukkten auf, die anderen saßen vorm TV und haben sich mit Basteltipps und Homegymnastikprogrammen berieseln lassen. Angst und Hetze.

    Jetzt wird sich beklagt? Jetzt gibt es eine neue Normalität, aufgepasst mitgemacht!

  2. 11.

    Wo denn beispielsweise? USA vielleicht? Recht haben Sie allerdings mit den dummen 300€. Dadurch wird die Arbeit, die viele Eltern geleistet haben, extrem entwertet. Wie wenige Nachhilfestunden kann man davon kaufen? Und die Verunsicherung und Anspannung, wie es nun mit Schule u Kita weitergeht, ist damit ja nicht vom Tisch. Der Quatsch ist ja folgender: wenn ich ein Auto kaufe, soll ich eine Prämie kriegen, aber für 2mal im Monat 2 Std. Schule kann mein Kind ja dann von den 300€ Taxi fahren..ist umweltfreundlicher.

  3. 10.

    "Die Schulen müssten dann auf digitalen, interaktiven Unterricht vorbereitet sein." Schüler und Lehrer aber auch. Bin gespannt, wie man Erstklässlern das Schreiben beibringen will, wenn sie das am besten alleine zu Hause anstellen sollen. Wird ja immer nur fleißig daran gearbeitet, dass alle Eltern immer viel zur Arbeit (Erwerbstätigkeit) gehen sollen. Da kann doch kein Elternteil zwei, drei Tage zu Hause bleiben beim Kind! Wie soll das gehen? Und zum Unterricht zu Hause braucht man einen ruhigen Arbeitsplatz! Haben nicht alle Kinder.

  4. 9.

    Ich kann absolut verstehen, dass viele Eltern bzgl.. der Abstandsregeln und Hygieneregeln besorgt sind.

    Ich arbeite an einem Gymnasium und erlebe es, wie trotz mehrfacher Belehrungen in der Schule, und durch die Medien und Elternhäusern außerhalb der Schule, viele Gymnasiasten sich nicht an die Vorschriften halten: dies gilt für das Schulhaus während des Schulbetriebs, aber vor allem auch für den Heimweg.

    Sobald sie die Schule verlassen haben, laufen viele Schülerinnen und Schüler in Gruppen von 5-8 Schülern zusammen nach Hause und interessieren sich die Bohne für die getroffenen Maßnahmen zur Eindämmung der Neuinfektion. Dass da Unsicherheit bei den Eltern, aber auch bei manchen Lehrerinnen und Lehrern entsteht, liegt auf der Hand.

    Der Diskurs sollte meiner Meinung nach viel mehr in die Richtung gelenkt werden, dass die Frage beantwortet wird, wie Eltern ihre Kinder sinnvoll zu Hause unterstützen können, und nicht, wie sie ihre Verantwortung abgeben.

  5. 8.

    Ihr klaut denen die noch an der Kriese zahlen werden wenn alle Risikopatienten lange Tod sind, die Chance auf Bildung und normale Entwicklung. Die Behauptung:Kinder könnten die Hygiene Regeln nicht Einhalten. Die Demos am Wochenende haben klar das Gegenteil gezeigt, wer hier die unvernünftigen sind. Hauptsache Demos und Kirchen sind offen bzw erlaubt. Entschuldigung, man möchte ko....

  6. 7.

    @Weltenbummler: Du sprichst mir aus der Seele. Gestern am Müggelsee mit Tausenden von Menschen und heute erklärt die Kita vorm 8.7. kann mein Sohn nicht in die Kita trotz eines Präsenzjobs mit gewisser Relevanz. Danke, an die Politik und trotzdem nur Hass an die AfD. Ab sofort wähle ich ausschließlich DIE PARTEI. Da nimmt sich wenigstens keiner Ernst :)

  7. 6.

    aha: die Kinder werden jetzt "in ihrer Befähigung soziale Kontakte knüpfen zu können" und wegen eines möglichen Lernverzuges von ein paar Monaten für ein ganzes Leben geschädigt?! Bitte liebe Leute, lasst mal die Kirche im Dorf, bei allem Verständnis!

  8. 5.

    Mir fehlen die Worte, wie mit unseren Kindern umgegangen wird.
    Sie scheinen nichts wert zu sein. Die 300€ könnt ihr behalten...ich gebe keinen unnötigen Cent aus, bevor Kinder keine ordentliche Bildung bekommen.

    Meinen Kindern werde ich ans Herz legen Deutschland zu verlassen und woanders ihre Steuern zu zahlen.

  9. 4.

    Ein Normalbetrieb noch vor den Sommerferien halte ich für unrealistisch und auch sinnlos. Die Sommerferien zu verkürzen wäre da eher eine Option. Oder auch Home-Schooling wärend der Sommerferien - dann werden auch die Schwimmbäder und Seen nicht so voll.
    Wichtig finde ich aber vor allem, dass sich Senatsverwaltung, Schulen und Lehrer auf mögliche neue Schulschließung vorbereiten, damit man einen erneutem extremen Unterrichtsausfall vermeiden kann und besser auf Home-Schooling vorbereitet ist - zumal man in den Grundschulen die Eltern einbeziehen muss.

  10. 3.

    Und genauso sehe ich das auch. Unsere Politiker/Regierung öffnet für alle die Spaß- und Wohlstandsindustrie, denkt aber dabei an alles und jeden, nur nicht an die, die die ganze Scheiße einmal bezahlen müssen! Respekt! Anstatt Gottesdienste und vor allem Demos zu erlauben, hätte ich mir gewünscht nur EINE(R) der Politiker würde Arsch in der Hose zeigen und Frau Merkel und Co. darauf hinweisen, wie es aktuell den kleinsten und eben auch schwächsten unter uns geht. Die Kids verdummen mehr und mehr und keine Sau interessiert es! Was sind wir nur für eine kranke Gesellschaft?! Bin bei weitem kein Verschwörungstheoretiker oder AFD Anhänger, aber die Regierung tut aktuell alles, dass sich Eltern genau diese heraus suchen, wohl wissend es würde nix ändern... Wie will die Politik sonst nach den ganzen Wochen diesen Blödsinn noch mit sinnvollen Worten erklären? Wie gesagt, hatte das schließen des öffentlichen Lebens eine zeitlang sehr begrüßt, aber nun? Das offen, das auch und das auch... Nur die Kinder bleiben wie immer auf der Strecke. Selbst der Bundespräsident hat nur ein Danke nebenbei übrig ohne mal selber Stellung zu beziehen und alle daran zu erinnern wer wirklich wichtig ist! NEIN nicht die/unsere Autoindustrie oder sonst welche Konzerne, denn die gehen langfristig eh baden, da sie schon seit Jahrzehnten fleißig nix machen, da sie wissen Vater Staat springt und hilft. Wer soll bitte Autos bauen, wenn die Kids nicht mal wissen, wie sie korrekt Winkel berechne ect. Mein Fazit: Schluss mit Steuergelder für die großen Industriezweige, hin zu wie bekommen wir die Kinder in die Schule.

  11. 2.

    Ich wäre schon dankbar, wenn die Schülerinnen und Schüler täglich wenigstens 4 Stunden Unterricht hätten.
    Mein Erstklässler hat in dieser Woche insgesamt (!) nur 2 Schulstunden, in der vergangenen Woche waren es immerhin 4 Schulstunden und davor auch nur 2. Pro Woche, um das noch einmal ganz klar herauszustellen!
    Mein "Großer" Viertklässler hat seit letzter Woche immerhin an zwei Tagen in der Woche insgesamt 6 Stunden Unterricht. Davor gab es gar keinen.
    Wie sollen die Kinder soziale und emotionale Reife entwickeln, wenn sie keinen Kontakt haben dürfen?

    Mit dem neusten Vorhaben "Sommerschule" wird man die Defizite auch nicht aufarbeiten können, für meinen Viertklässler - der sie wirklich nötig hätte- wird sie (wie auch für die 3.-6. Klassen) erst gar nicht angeboten.

  12. 1.

    Normalbetrieb???könnte wir erstmal Soweit kommen das alle Kinder wieder gehen können. Demos, Gottesdienste, Restaurant, Bars etc. Überall werden wieder Hotspots aufgemacht. Besonders wo Alkoholkonsum dazu führen wird das Leute die Bestimmungen ignorieren werden. Aber alle Kinder in ihr wichtigen sozialen Alltag bringen dazu ist man nicht in der Lage.
    Wir machen einfach alles auf und wenn es wieder ein Rückfall gehen wird schließen wir alles...

    ich wünsche die Traurigkeit meiner Tochter jeden verantwortlichen im Herzen!

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