Sexuelle Anspielungen - Zweideutiger Verkehrs-Tweet der CDU empört Twitter-Nutzer

Fr 12.06.20 | 20:03 Uhr
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Symbolbild: 32. Parteitag der CDU Deutschland (Quelle: imago-images/Zeitz)
Bild: imago-images/Zeitz

Um das Berliner Mobilitätskonzept zu kritisieren, weckt die CDU in einem Tweet mit Worten wie "rein und raus" sexuelle Assoziationen. Ein Sprecher verteidigt die Aktion als "provokant und frech", auf Twitter gibt es indes Schelte für den Schenkelklopfer - auch aus CDU-Reihen.

Der Schriftzug ist einfach gehalten. Fettgedruckt, in knalligem Orange auf schwarzem Hintergrund. Das Design des Tweets erinnert viele Twitter-User an eine bekannte Porno-Webseite. Dazu der Text: "Berliner Pendler: Täglich 320.000 Mal rein und raus. Und kein bisschen Spaß beim Verkehr", twitterte die Berliner CDU am Donnerstag, um damit das Mobilitätskonzept der Hauptstadt zu kritisieren. Doch statt eine Diskussion über den Ausbau der Pendlerstrecken zwischen Berlin und Brandenburg in Gang zu setzen, hat die Partei damit erboste Kommentare provoziert.

Mario Czaja, selbst Mitglied der Berliner CDU-Fraktion, twitterte dazu am Freitag: "Diese Art der Kommunikation gehört für mich nicht mehr zum Wertekanon unserer Union. Nehmt das bitte zurück. Mobilitätskonzepte sollten ohne sexuelle Anspielungen überzeugend kommuniziert werden können." 

"Das ist Schenkelklopfer-Humor, nicht das Niveau einer Großstadtpartei."

Kritische Kommentare mit ähnlicher Tendenz gibt es einige in den sozialen Netzwerken. Die grüne Bundestagsabgeordnete Renate Künast fragte auf Twitter: "Welche Macho-Truppe schreibt denn sowas?" Laura Hoffmann, Sprecherin der Grünen im Berliner Abgeordnetenhaus, schrieb: "Wer meint, dass 'Rein und Raus' beim Sex normalerweise Spaß bringt, muss sich dann auch nicht über den Mangel an Frauen in der Berliner CDU wundern."

User nehmen die Kampagne als "Verkehrskonzept aus den 50ern" und "Sexismus" wahr. Die Berliner Grünen-Fraktionsvorsitzende Antje Kapek, die noch am Donnerstag mit CDU-Landeschef Kai Wegner in der rbb-Abendschau über Verkehrspolitik diskutiert hatte, kritisierte: "Das ist Schenkelklopfer-Humor, aber nicht das Niveau einer Großstadtpartei." Von seriöser Politik sei die CDU-Kampagne meilenweit entfernt. "Wenn die CDU versucht, Verkehrspolitik zu machen, kommt dabei nur Sexismus raus. Schade." 

CDU-Fraktion freut sich über Gesprächswert ihrer Kampagne

Eine Entschuldigung von offizieller Seite, wie von vielen gefordert, gibt es nicht von der CDU-Fraktion Berlin. Stattdessen teilte ein Sprecher des CDU-Landesverbandes mit: "Wir haben gesagt, dass wir frecher, mutiger und auch mal provokant über unsere Inhalte ins Gespräch kommen werden. Das scheint uns zu gelingen." Und weiter: "Es ist doch unstrittig, dass der Pendlerverkehr in Berlin ein enormes Problem ist."

Zwingend erforderlich sei der Ausbau des schienengebundenen ÖPNV über die Stadtgrenze hinaus. "Wir wollen die Verschiebung der Tarifzone B hinter die Berliner Stadtgrenze, wir wollen Park-Ride-Angebote für die rund 320.000 Berufspendler. Wenn Berlin jedes Jahr 154 Stunden im Stau steht, vergeht einem sprichwörtlich die Lust am Verkehr. Wir wollen, dass der Verkehr in Berlin fließt."

Neben Twitter wurde die Kampagne auch auf Facebook und Instagram veröffentlicht. 

Sendung: 88.8, 12.06.2020, 17 Uhr

30 Kommentare

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  1. 30.

    Nun haben Sie ja offenbar selber ordentlich Spass an sexualisierten Vergleichen. Werfe ich Ihnen deswegen Sexismus vor? Nö. Ist es nämlich genausowenig wie die Reklame der CDU. Warum Sie hier nun allerdings erläutern, das Sex und Städte nicht nur aus Höhepunkten bestehen, ist mir ein Rätsel: Keiner hat doch entsprechendes behauptet?! - Dass jedenfalls ein guter Akt zu sein habe wie die Postdamer Innenstadt dürfen Sie gern so sehen - aber bitte erlauben Sie dann auch ohne unzutreffende Vorwürfe, dass andere Menschen beliebigen Geschlechts z.B. die Varianten 'Fennpfuhl' oder 'Müllerstrasse' bevorzugen.

  2. 29.

    Es ist wie bei allem. Auch in in der Musik ist es so, dass ein Stück sehr dürftig wäre, würde es nur auf den Höhepunkt reduziert. Ich denke da gerade an Beethoven.

    Mario Czajas Äußerung teile ich da voll und ganz.

    Im Städtebau wäre die Ansammlung von Höhepunkten ein bloßes Disneyland: Der Eiffelturm unvermittelt neben dem Wiener Riesenrad, Big Ben in Tuchfühlung zur Rialto-Brücke in Venedig. Die Wiederherstellung der Komposition bspw. in der Mitte von Potsdam zeigt, dass nur aus dem Gesamtbild etwas werden kann, gleichwohl ist es bei der Straße Unter den Linden in Berlin mit ihrem jetzt geschaffenen Anfang und dem immer schon vorhandenen Abschluss in Form des Brandenburger Tores.





  3. 28.

    Wieso meinen Sie und andere, z.B. Grünen-Sprecherin Hoffmann, beurteilen zu müssen, wie ein "guter" und "richtiger" Koitus abzulaufen hat? Wollen Sie S. Freuds anmaßende Definition "unreifer" und "reifer" Höhepunkte wieder aufleben lassen, die eigentlich schon seit Langem ad acta schien?

  4. 27.

    Ich finde es nicht "sexistisch" sondern einfach nur platt, unterste Schublade, so 80er! Aber vielleicht soll auch (weiterhin) das entsprechende Klientel angesprochen werden!

  5. 26.

    Wenn die CDU frech und mutig sein will...hihi...aber als Sexismus würde ich es nun auch nicht werten. Für mich wieder ein Beleg dafür, dass sich Parteien allesamt überlebt haben. Bürgerräte oder Runde Tische würden sicher problemorientierter handeln und diese Kindergartenspiele endlich beenden.

  6. 25.

    In meinem Beitrag sprach ich von drei verschiedenen Möglichkeiten bzw.. Optionen, damit umzugehen. Die sexistische ist eine dieser Möglichkeiten und zwar genau deshalb, weil der wunderbare "geschlechtliche Akt" auf ein simples, technisches Raus und Rein reduziert wird.

    Innerhalb der CDU ist es ja auch genau so verstanden worden und genau das teile ich.

  7. 24.

    Wie ich in meinem Beitrag anklingen ließ, handelt es sich um die Herabwürdigung der wunderbaren sexuellen Fähigkeit des Menschen zu einem simplen, rein technischen Vorgang.

  8. 23.

    Was ich denk und tu - traue ich auch Anderen zu.

  9. 21.

    Passt doch zur Berliner cDU. Frau erinnert sich doch gleich an Henkels "süße Maus".

    https://www.deutschlandfunkkultur.de/sexismus-debatte-um-frank-henkel-von-einer-suessen-maus-und.1008.de.html?dram:article_id=366822

    Die primitiven Altherrenwitze passen zumindest gut zu deren "Verkehrspolitik", beides 1950er.

  10. 20.

    Zitat: "User nehmen die Kampagne als "Verkehrskonzept aus den 50ern" und "Sexismus" wahr."

    Zitat Antje Kapek (Grüne): "Wenn die CDU versucht, Verkehrspolitik zu machen, kommt dabei nur Sexismus raus. Schade."

    Der Satz beinhaltet keinen Sexismus, da er geschlechtsneutral ist und keine Diskriminierung eines Geschlechtes vorliegt. Es handelt sich also finde um eine Fehlwahrnehmung oder Propaganda, wenn man Sexismus sieht.

  11. 19.

    Klar, wer keine Argumente hat, legt dem anderen irgendwas Absurdes in den Mund, das der-/diejenige nie gesagt hat.

  12. 18.

    Wo soll denn hier Sexismus liegen!?! Beim besten Willen, aber Adaptionen auf Sex und Sexismus sind zwei völlig verschiedene paar Schuhe. Sexismus erfordert die Herabwürdigung eines Geschlechts, die liegt hier gar nicht vor. Kann man solche Sachen, selbst wenn sie vielleicht geschmacklos sein mögen, nicht mal mit etwas Humor abwinken? AufcTwitter gibt's sowieso zu jedem Thema eine Empörungswelle von irgendwem. Kann man ignorieren, ist zwar "laut", aber nicht die Mehrheit.

  13. 17.

    Die Männer-Partei CDU beweist mal wieder, was sie von Frauen halten. Rein, Raus.

  14. 16.

    Hr Krüger, bitte belegen Sie den Vorwurf des Sexismus: Welches Geschlecht wird durch diesen Werbespruch diskriminiert? M.E. nämlich offensichtlich gar keins! Die häufige unpassende Verwendung solcher Vorwürfe führt schon viel zu lange zu Angst und Prüderie.

  15. 15.

    Es wird immer absurder.
    Wenn jemand "rein und raus" fährt und keine Lust auf Stau hat - dass zu sagen ist eine sexuelle Anspielung?
    Scheint, dass die Grünen, die in der Corona-Kriese blass, kaum Wahrzunehmen war, in der Bedeutungslosigkeit verschwanden, wieder an die Oberfläche drängen. Egal, mit welcher gespielten und gehypten Empörung.
    Mit Frau Künast, deren politische Bedeutungslosigkeit schon sprichwörtlich ist.
    Was aber noch peinlicher ist, ist dass Mario Czaja, selbst Mitglied der Berliner CDU-Fraktion, sich in seinen Äußerungen den Grünen anbiedert.

  16. 14.

    Vollkommen richtig Anja! Ich finde auch, dass es weder sexistisch noch anstößig ist. Man in welcher Zeit leben wir denn? Wenn ich da an die BVG denke (Weil wir dich Lieben) und deren Geniale Kampagne. Was ging damals für ein Aufschrei durchs Land. Jaa, die Sprüche sind aufgefallen und haben vielleicht etwas zweideutiges. Aber das ist der Sinn! Und mal ehrlich, wer sich darüber in der HEUTIGEN Zeit aufregt... Puh, nehmt den Stock aus dem Ar...

  17. 13.

    Genau. Uns Frauen sollte es doch schmeicheln, wenn sich die gichtigen Hände der alten Schürzenjäger zitternd an einer Frau vergreifen, so bald sie nah genug dran ist. Das ist seit Jahrhunderten so. Die Christen nennen das „Leidkultur“.

  18. 12.

    Die CDU wird in Berlin auch zukünftig an keiner Regierung beteiligt sein. Wen interessiert das also?

  19. 11.

    Die Erschließung des weiten Landes - per Bahn, regional auch per Auto oder per Fahrrad - bringt sehr viel Spaß, wer denn seine Sinne offenhält und nicht nur stur auf sein ausgemachtes Ziel ausgerichtet ist. Der Weg gehört zum Ziel.

    In der Stadt, worum es hier auch der Berliner CDU geht, ist Mobilität immer mit Enge und mit jederzeitiger Zurücknahme des eigenen Willens verbunden. Das bringt die dichte Bevölkerung der Stadt mit sich. Mithin ist der CDU-Slogan entweder eine völlig Abkoppelung von der Realität, es ist ein Mittel, sich schlicht ins Gerede zu bringen oder aber ins Außen freibrechender Sexismus.

    "K wie Caffier" hat in Mecklenburg-Vorpommern dem CDU-Spitzenkandidaten eher geschadet als genützt, ebenso die sexistische Anspielung Rainer Brüderles auf die (nicht) pralle Füllung eines Dirndls. Was Brüderle bei einschlägigem Alkoholgehalt rausgerutscht ist, ist der Werbeagentur bei Nüchternheit gelungen - der Schuss nach hinten.

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