Sexuelle Anspielungen - Zweideutiger Verkehrs-Tweet der CDU empört Twitter-Nutzer
Um das Berliner Mobilitätskonzept zu kritisieren, weckt die CDU in einem Tweet mit Worten wie "rein und raus" sexuelle Assoziationen. Ein Sprecher verteidigt die Aktion als "provokant und frech", auf Twitter gibt es indes Schelte für den Schenkelklopfer - auch aus CDU-Reihen.
Der Schriftzug ist einfach gehalten. Fettgedruckt, in knalligem Orange auf schwarzem Hintergrund. Das Design des Tweets erinnert viele Twitter-User an eine bekannte Porno-Webseite. Dazu der Text: "Berliner Pendler: Täglich 320.000 Mal rein und raus. Und kein bisschen Spaß beim Verkehr", twitterte die Berliner CDU am Donnerstag, um damit das Mobilitätskonzept der Hauptstadt zu kritisieren. Doch statt eine Diskussion über den Ausbau der Pendlerstrecken zwischen Berlin und Brandenburg in Gang zu setzen, hat die Partei damit erboste Kommentare provoziert.
Mario Czaja, selbst Mitglied der Berliner CDU-Fraktion, twitterte dazu am Freitag: "Diese Art der Kommunikation gehört für mich nicht mehr zum Wertekanon unserer Union. Nehmt das bitte zurück. Mobilitätskonzepte sollten ohne sexuelle Anspielungen überzeugend kommuniziert werden können."
"Das ist Schenkelklopfer-Humor, nicht das Niveau einer Großstadtpartei."
Kritische Kommentare mit ähnlicher Tendenz gibt es einige in den sozialen Netzwerken. Die grüne Bundestagsabgeordnete Renate Künast fragte auf Twitter: "Welche Macho-Truppe schreibt denn sowas?" Laura Hoffmann, Sprecherin der Grünen im Berliner Abgeordnetenhaus, schrieb: "Wer meint, dass 'Rein und Raus' beim Sex normalerweise Spaß bringt, muss sich dann auch nicht über den Mangel an Frauen in der Berliner CDU wundern."
User nehmen die Kampagne als "Verkehrskonzept aus den 50ern" und "Sexismus" wahr. Die Berliner Grünen-Fraktionsvorsitzende Antje Kapek, die noch am Donnerstag mit CDU-Landeschef Kai Wegner in der rbb-Abendschau über Verkehrspolitik diskutiert hatte, kritisierte: "Das ist Schenkelklopfer-Humor, aber nicht das Niveau einer Großstadtpartei." Von seriöser Politik sei die CDU-Kampagne meilenweit entfernt. "Wenn die CDU versucht, Verkehrspolitik zu machen, kommt dabei nur Sexismus raus. Schade."
CDU-Fraktion freut sich über Gesprächswert ihrer Kampagne
Eine Entschuldigung von offizieller Seite, wie von vielen gefordert, gibt es nicht von der CDU-Fraktion Berlin. Stattdessen teilte ein Sprecher des CDU-Landesverbandes mit: "Wir haben gesagt, dass wir frecher, mutiger und auch mal provokant über unsere Inhalte ins Gespräch kommen werden. Das scheint uns zu gelingen." Und weiter: "Es ist doch unstrittig, dass der Pendlerverkehr in Berlin ein enormes Problem ist."
Zwingend erforderlich sei der Ausbau des schienengebundenen ÖPNV über die Stadtgrenze hinaus. "Wir wollen die Verschiebung der Tarifzone B hinter die Berliner Stadtgrenze, wir wollen Park-Ride-Angebote für die rund 320.000 Berufspendler. Wenn Berlin jedes Jahr 154 Stunden im Stau steht, vergeht einem sprichwörtlich die Lust am Verkehr. Wir wollen, dass der Verkehr in Berlin fließt."
Neben Twitter wurde die Kampagne auch auf Facebook und Instagram veröffentlicht.
Sendung: 88.8, 12.06.2020, 17 Uhr