Geisel attackiert Günther - Offener Streit im Senat um Erhöhung der Parkgebühren

Fr 21.08.20 | 15:12 Uhr
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Archivbild: Eine Mitarbeiterin des Berliner Ordnungsamtes verteilt neben einem Parkautomaten Knöllchen. (Quelle: dpa/S. Steinach)
Bild: dpa/S. Steinach

Dass die Parkgebühren in Berlin steigen sollen, steht schon im Juli 2019 fest. Doch zwei Senatoren haben sich an dem Thema festgebissen. Innensenator Geisel machte jetzt Umweltsenatorin Günther harsche Vorwürfe.

Um die Erhöhung der Parkgebühren in Berlin gibt es offenen Streit im Senat. Innensenator Andreas Geisel (SPD) erklärte am Freitag, dass er die Pläne von Verkehrssenatorin Regine Günther (Grüne) als "in höchstem Maße sozial unausgewogen" ablehnt. Der Entwurf der Verkehrsverwaltung enthalte keinerlei Regelungen zur sozialen Abfederung für Menschen, die im Schichtdienst arbeiten, begründete Geisel seine Haltung.

Diese Beschäftigten in oft weniger gut bezahlten Lohngruppen müssten bis nachts oder in die frühen Morgenstunden hart arbeiten und seien mangels ausreichender ÖPNV-Angebote um diese Zeit auf ihr Auto angewiesen. "Eine Erhöhung der Parkgebühren würde für sie ausschließlich zu einer erheblichen finanziellen Mehrbelastung führen, ohne dass hier der gewünschte Entlastungseffekt für den Verkehr eintritt", teilte er am Freitag mit. Geisel geht es nach eigenen Worten nicht allein um Ausnahmen für Polizisten oder Feuerwehrleute, sondern auch um andere Berufsgruppen.

Parkgebühren sollten bereits 2019 um ein Euro erhöht werden

Senatorin Günther plant seit Längerem, die Gebühren in Zonen mit Parkraumbewirtschaftung von ein bis drei auf zwei bis vier Euro die Stunde anzuheben. Das sah der Luftreinhalteplan von Juli 2019 vor. Günther verspricht sich dadurch, dass mehr Autofahrer ihren Wagen stehen lassen und Busse und Bahnen nutzen. Das Vorhaben ist Teil des Berliner Luftreinhalteplans und der Strategie zum Umgang mit dem "Klimanotstand".

"Ein Umsteuern des Verkehrsverhaltens der Menschen und ein ökologischer Ausgleich in der Mitte der Stadt sind absolut notwendig", betonte Geisel jetzt. Das dürfe aber "nicht einseitig zu Lasten derjenigen gehen, die unsere Stadt am Laufen halten."

Pauschale Ausnahmen aus verfassungsrechtlichen Gründen schwierig

Pauschale Ausnahmen für bestimmte Berufsgruppen hält Günthers Ressort jedoch aus verfassungsrechtlichen Gründen für schwierig. Außerdem wird darauf verwiesen, dass für Schichtarbeiter schon heute Ausnahmen möglich seien. Am Freitag bekräftigte die Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz, eine Ausnahme von Berufsgruppen "sei aus rechtlichen Gründen nicht in der Parkgebührenordnung zu regeln". Die Bezirksämter könnten Schichtarbeitern Ausnahmegenehmigungen erteilen.

Mit Blick auf Geisels öffentliche Kritik konterte Günthers Haus zudem, ein "vertrauliches Gespräch" unter Senatsmitgliedern über Einzelheiten der Parkgebührenordnung am Donnerstag habe bisher kein Ergebnis gebracht; die Gespräche liefen aber weiter.

Geisel opponiert schon länger gegen das Vorhaben, das dem Vernehmen nach von den anderen Mitgliedern des rot-rot-grünen Senats im Grundsatz mitgetragen wird. Gespräche, zuletzt auch unter Beteiligung des Regierenden Bürgermeisters Michael Müller (SPD), brachten bisher keine Einigung. Welche Möglichkeiten es darüber hinaus geben könnte, Ausnahmen für besonders betroffene Berufsgruppen zu finden, wird derzeit zwischen den Senatsverwaltungen erörtert.

38 Kommentare

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  1. 38.

    AG verpflichtet? Klar, besonders der Öffentliche AG ... Wo leben Sie eig? Meinen Sie, ZB die JVA stellt ihren Mitarbeitern Parkplätze zur Verfügung ? Oder die Polizei? Nee.

  2. 37.

    Eis bei mir um die Ecke: 1,60€. Hat ungefähr genau so viel mit den Parkgebühren zu tun wie Ihr Hinweis.

  3. 36.

    Sie bringen es auf den Punkt. Danke. Auch mir ist es vollkommen egal was die mit der Innenstadt machen. Mein Dank gilt Amazon , Bringmeister und dem Rest der Bande.

  4. 35.

    Wer sich ein Leben in der Innenstadt noch leisten kann und dazu noch ein Auto, kann auch mehr Gebühren für das Parken bezahlen. Die ganze Diskussion ist so lächerlich. Aus Angst vor Wählerstimmen traut sich kein Politiker hier die Gebühren zu erhöhen.

  5. 34.

    Wie würden die Finanzminister u.ä. reagieren, wenn nur die Hälfte aller Autobesitzer ihre Autos ersatzlos abschaffen würden?

  6. 33.

    Warum Frechheit? Die Miete von ca.8 m2 öffentlichen Raumes kostet eben €. Sie dürfen das Auto weiterhin nutzen. Niemand verbietet es Ihnen, Geld aus dem Fenster zu werfen.

  7. 32.

    No offense: Wer ist denn so dumm und fährt mit dem Auto zu Arbeit, wenn er/sie/sie Parkgebühren während der Arbeitszeit zahlen muss? Sollten Schichtarbeiter*innen auf das Auto angewiesen sein, muss der Arbeitgeber dazu verpflichtet werden, firmeneigene Parkplätze zu schaffen. Problem gelöst.

  8. 30.

    Die ganzen Schlechtverdiener (Schichtarbeiter zum Beispiel?) wohnen gar nicht erst in London, sondern müssen aus den Vorstädten reinpendeln. Die Stadt möchte halt einfach nicht, dass das Pendeln per Auto passiert. Daher Parkgebühren und City Maut. Könnte man hier genau so machen.

  9. 29.

    Sehe ich auch so. Bis Ende des Jahres muss ich beruflich noch in die Stadt, aus gesundheitlichen Gründen.mit dem Auto,wofür man sich heutzutage auch noch rechtfertigen soll.Ab 2021 kann ich mir das aussuchen und die Zeiten zu denen ich fahre auch. Der Berufsverkehr wird mir nicht fehlen.
    Und wenn ich mich mit Freunden treffe.dann dort,wo ich auch parken kann.

  10. 28.

    Wenn Ideologie vor Vernunft Kommt, dann kommen Frau Günthers Maßnahmen dabei heraus.
    Denn sozial waren die Grünen noch nie. Es ging immer nur um Ideologie. Siehe den Stadtrat Schmidt auch Friedrichshain/Kreuzberg. Für den ist jedes Haus mit Mehr als zwei Stockwerke Teufelszeug. Siehe Karstadt Kaufhaus am Herrmannplatz.

  11. 27.

    Mir ist das inzwischen Egal! Ich sage nur Amazon! Es gibt nichts mehr, was mich dazu bewegt in die Innenstadt zu fahren! Bis ich in Rente bin, komme ich noch überall hin, wo ich hin MUSS, mit dem Auto................danach sage ich mal ganz egoistisch an alle RRG Wähler, viel Spaß mit eurem Raum zum leben, euren Popup Radwegen, Popup Terrassen, horrenden Parkgebühren und fehlenden Parkplätzen, bei gleichzeitigen immer voller werdendem Nahverkehr und fehlenden Nächtlichem Angebot! Denkt auch an die verlorene Freiheit, wenn ihr irgendwann nicht mehr, einfach mal so, Freunde, Verwandte, Eltern besuchen könnt! Wenn man immer einen Fahrplan beachten muss, nicht mehr spontan sagen kann: "Ich bleibe noch einen Moment länger!", weil der letzte Zug fährt......................

  12. 25.

    Das ist doch die Politik der Grünen. Den "Kleinen Leuten" alles verteuern. Die höheren Parkgebühren sind doch erst der Anfang. Nach den politischen Zielen der Grünen soll das ganze Leben zum angeblichen Klimaschutz verteuert werden. Ob Heizung, Auto fahren, Fleisch, Fliegen und, und, und. Denn der Klientel der Grünen trifft es nicht, denn die gehören zu den Besserverdienenden. Und sozial waren die Grünen noch nie.

  13. 24.

    Schon mal aktuell in der Innenstadt umgeschaut? allein die vielen unsinnigen und teuren Popup Radwege - ärgerlich!

  14. 23.

    Wann sind bloss endlich Wahlen, damit endlich das Grüne (und linke) Chaos endlich ein Ende Hat.. Die Grünen können sich gerne in Mecklenburg-Vorpommern verwirklichen, aber nicht in einer Großstadt wie Berlin

  15. 22.

    Hut ab so kennt man ja Herrn Geisel gar nicht. Endlich mal Feuer gegen die egoistische Grüne Fehlpolitik. Immer weiter so.

  16. 21.

    mir ist alles egal. die berliner zahlen es mit. ich gebe die Gebühren in an und abfahrt weiter. sollen se doch machen. bringt keinen was, ausser der staatskasse.

  17. 20.

    Gehälter z.B. in London sind in der Regel viel höher als in Berlin, daher auch die Parkgebühren entsprechend.

  18. 19.

    Höhere Parkgebühren? Dann könnten sich nur noch die sogenannten "Wohlhabenden" das Parken in den Zonen mit Parkraumbewirtschaftung leisten. Das ist dann so wie früher in den 60ern, als ein Auto noch Luxus war und die Wenigsten sich eines leisten konnten. Treibt das nicht auch die Teilung der Gesellschaft weiter voran, nach dem Motto, mit dem Auto fährt nur noch im die Innenstadt, wer hohe Parkgebühren zahlen kann, die Anderen müssen eben öffentlich fahren oder sehen, wo sie bleiben...

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