Berlin-Spandau -
Ein Platz in Berlin-Spandau ist am Samstag nach der Widerstandsgruppe Weiße Rose benannt worden. Er liegt in der Wilhelmstadt in unmittelbarer Nähe des früheren Gefängnisses der alliierten Mächte nach dem Zweiten Weltkrieg. Dort war unter anderem Rudolf Heß inhaftiert, der beim Hauptkriegsverbrecherprozess in Nürnberg zu lebenslanger Haft verurteilt worden war.
Die Idee, dem bisher unbenannten Platz einen Namen zu geben, geht auf Spandaus Bezirksbürgermeister Helmut Kleebank (SPD) zurück. Den Namen hatte Berlins SPD-Fraktionschef im Abgeordnetenhaus, Raed Saleh, vorgeschlagen. Eine Mehrheit der Bezirksversammlung hat dem zugestimmt.
Kriegsverbrechergefängnis wurde 1987 abgerissen
Die Weiße Rose war eine Gruppe von Nazigegnern um die Geschwister Sophie und Hans Scholl, die 1943 hingerichtet wurden. In dem bereits im 19. Jahrhundert erbauten Gefängnis wurden in der Zeit des Nationalsozialismus politische Gegner gefoltert und ermordet.
Das rote Backsteingebäude war nach den Nürnberger Prozessen von den Alliierten als Haftanstalt für Nazi-Kriegsverbrecher genutzt worden. Nach der Haftentlassung von Albert Speer (Rüstungsminister unter Hitler) und Baldur von Schirach ("Reichsjugendführer") war Heß von 1966 bis zu seinem Tod der letzte Gefangene dort.
Heß, einst "Stellvertreter des Führers", hatte sich am 17. August 1987 im Gefängnis selbst getötet. Noch im selben Jahr wurde das Kriegsverbrechergefängnis abgerissen. Dennoch gab es um den Todestag von Heß rund um den 17. August immer wieder Aufmärsche von Neonazis. "Sie haben den Platz als Pilgerstätte genutzt", sagte Saleh. Er träume davon, dass der Platz der Weißen Rose nun ein Ort werde, an den Schulklassen gehen - etwa um sich über den Wert der Freiheit zu unterhalten.
Sendung: Inforadio, 15.08.2020, 10 Uhr