Berlin-Spandau - Platz vor früherem Heß-Gefängnis nach Weißer Rose benannt

Sa 15.08.20 | 11:17 Uhr
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Das Kriegsverbrechergefängnis Spandau 1986, ein Jahr vor dem Abriss (Quelle: imago images/Simon)
Bild: imago images/Simon

Ein Platz in Berlin-Spandau ist am Samstag nach der Widerstandsgruppe Weiße Rose benannt worden. Er liegt in der Wilhelmstadt in unmittelbarer Nähe des früheren Gefängnisses der alliierten Mächte nach dem Zweiten Weltkrieg. Dort war unter anderem Rudolf Heß inhaftiert, der beim Hauptkriegsverbrecherprozess in Nürnberg zu lebenslanger Haft verurteilt worden war.

Die Idee, dem bisher unbenannten Platz einen Namen zu geben, geht auf Spandaus Bezirksbürgermeister Helmut Kleebank (SPD) zurück. Den Namen hatte Berlins SPD-Fraktionschef im Abgeordnetenhaus, Raed Saleh, vorgeschlagen. Eine Mehrheit der Bezirksversammlung hat dem zugestimmt.

Kriegsverbrechergefängnis wurde 1987 abgerissen

Die Weiße Rose war eine Gruppe von Nazigegnern um die Geschwister Sophie und Hans Scholl, die 1943 hingerichtet wurden. In dem bereits im 19. Jahrhundert erbauten Gefängnis wurden in der Zeit des Nationalsozialismus politische Gegner gefoltert und ermordet.

Das rote Backsteingebäude war nach den Nürnberger Prozessen von den Alliierten als Haftanstalt für Nazi-Kriegsverbrecher genutzt worden. Nach der Haftentlassung von Albert Speer (Rüstungsminister unter Hitler) und Baldur von Schirach ("Reichsjugendführer") war Heß von 1966 bis zu seinem Tod der letzte Gefangene dort.

Heß, einst "Stellvertreter des Führers", hatte sich am 17. August 1987 im Gefängnis selbst getötet. Noch im selben Jahr wurde das Kriegsverbrechergefängnis abgerissen. Dennoch gab es um den Todestag von Heß rund um den 17. August immer wieder Aufmärsche von Neonazis. "Sie haben den Platz als Pilgerstätte genutzt", sagte Saleh. Er träume davon, dass der Platz der Weißen Rose nun ein Ort werde, an den Schulklassen gehen - etwa um sich über den Wert der Freiheit zu unterhalten.

Sendung: Inforadio, 15.08.2020, 10 Uhr

20 Kommentare

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  1. 20.

    Geschichtsklitterung aus der ganz rechten Ecke...

    1000 Z. reichen hier nicht aus zu erklären, was den Widerstand gegen Nazideutschland ausgemacht hat. Die sPD war ein Teil davon.

    Stauffenberg, die Weiße Rose, der Widerstand gegen Nazideutschland war vielfältig. Vergessen sind die "kleinen" Helden, die "U-Boote" versteckt haben, die Lebensmittelkarten geteilt oder "besorgt" haben.

    Was sie hier entgegen versuchen, ist eindeutig.

    Geschichtsklitterung aus der ganz rechten Ecke...

  2. 19.

    Sie wissen mehr, wie der Bezirksbürgermeister auf die Idee kam? Dann raus mit den Interna.

  3. 18.

    Was wollen Sie eigentlich? Der Bezirksbürgermeister von Spandau hatte die Idee. Der ist von der SPD, und ? Erkören Sie mir bitte mal, was Sie nun zu kritisieren haben.

  4. 17.

    Worin dieser Anspruch offenkundig werden soll, nur weil jemand eine leere Fläche für einen passenden Straßennamen vorschlägt, weiß ich nicht.

    Ein "Differenzkriterium" SPD (allein) dafür, die Meisten oder gar alle anderen dagegen, sehe ich offengestanden nicht.

  5. 16.

    Natürlich hatte auch die alte SPD der Hitlerzeit ihren Anteil am Widerstand gegen Hitler. Aber mit der "Weissen Rose" und insbesondere mit ihrer christlich konservativ bürgerlichen Ausrichtung gab es zur SPD wenig Bezugspunkte.

    Die SPD heute sollte daher, wie es gelegendlich den Anschein hat, nicht so tun, als wäre sie ein Teil der Weissen Rose gewesen.

  6. 15.

    Einziger Wermatstropfen: Der Platz war nie ein Platz. Er ist nur im Sinne einer Straßenumlegung entstanden dergestalt, dass das letzte Stück der Wilhelmstraße praktisch zur Nebenstrecke zurückgestuft wurde, weil es ja über die B 5 hinausgehend nach Süden nur noch "der Osten" war, in den es hineinging.

    So ist die Gatower Straße als neue Hauptverkehrsstraße entstanden und hat durch Umlegung diese freie Fläche so entstehen lassen. - Die offene Frage bleibt, wie diese Fläche so gefasst werden kann, dass sie als Platz auch wahrnehmbar ist und nicht nur eine bloße Auslassung im Straßenverkehrsgefüge bleibt. Ich denke da nur an die Platzbenennung am Kulturforum vis á vis der Philharmonie.

  7. 14.

    Hat aber auch niemand behauptet. Auch wenn ich mit der aktuellen Berliner SPD-Politik nichts anfangen kann, finde ich dies hier einen guten und richtigen Vorschlag von ihr. Ich hab nichts zu Meckern, Punkt!

  8. 13.

    So gesehen: Umso mehr springt doch ein einschlägiger sozialdemokratischer Vertreter über seinen Schatten. Ich kann das nur begrüßen, Sie offenbar nicht.

  9. 12.

    Gute Entscheidung, die in manch einer Urne jetzt bestimmt einen kleinen Wirbelsturm verursacht hat ;-)

  10. 11.

    https://www.weisse-rose-stiftung.de/platz-der-weissen-rose-in-berlin-spandau/

  11. 10.

    Kann vielleicht nicht jeder heutige Berliner SPD Funktionär wissen, die "Weiße Rose" hatte keine Bezugspunkte zur damaligen SPD


    "Weiße Rose nannte sich eine in ihrem Kern von Studenten dominierte, sich wesentlich auf christliche und humanistische Werte aus der Tradition der bündischen Jugend berufende deutsche Widerstandsgruppe gegen die Diktatur des Nationalsozialismus. " Gespeist wurde die Bewegung aus einem christlich/katholisch orientierten Humanismus.

    Im ganzen Weisse Rose Artikel von Wikimedia gibts keinen Hinweis auf die SPD.

    https://de.wikipedia.org/wiki/Wei%C3%9Fe_Rose

  12. 9.

    In Geschichte ham se wohl jefehlt, wa?
    Nur mal ein klitzekleiner Hinweis, dem Sie nachgehen sollten: Geschwister Scholl.
    Haben übrigens nichts mit Drogerieartikeln zu tun....
    Lassen Sie uns bitte wissen, wenn Sie herausgefunden haben um wen es sich handelt. Möchte nichts verpassen.....

  13. 8.

    pöse, pöse Politiker, jetzt habt ihr den geistig verwirrten auch noch eine Pilgerstätte genommen.
    Allerdings.....das war überfällig.

  14. 7.

    Bitte um Erklärung: Wie soll aus einem „Platz der Weißen Rose“ eine Nazi-Kultstätte werden.
    Was daran ist eine historische Dummheit?

  15. 6.

    @RBB Auch hat hat er sich nicht in seiner Zelle erhängt sondern "Nach Angaben der Militärregierung hatten Wärter ihn mit einem Elektrokabel um den Hals in einem Häuschen des Gefängnisgartens gefunden." https://www1.wdr.de/stichtag/stichtag6838.html und auch in Wiki nachzulesen

  16. 5.

    Das Kriegsverbrecher Gefängnis wurde abgerissen um den ALT-Nazis keinen Walfahrtsort zu bieten. Eine eeise Entscheidung der Alliierten. - Die Spandauer SPD errichtet eine "Braune Kultstätte". Deutschtümelei ? Geschichtliche Ironie oder historische Dummheit ?

  17. 3.

    Mich wundert nur, wieviel Zeit dafür ins Land gehen musste.

  18. 2.

    Ich finde die Umbenennung gut und richtig. Schade, dass diese Ehrung so lange gebraucht hat.

  19. 1.

    @Redaktion: bitte Mal im fünften Abschnitt korrigieren. Der letze Gefangene war natürlich nicht Speer sondern Heß. Beste Grüße!

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