Brandenburg - AWO fordert Verbot von Leiharbeit in der Pflege

Mi 23.09.20 | 12:42 Uhr
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Ein Altenpfleger misst einer Seniorin den Blutdruck. (Quelle: dpa/Georg Wendt)
Bild: dpa/Georg Wendt

Die Arbeiterwohlfahrt (AWO) in Brandenburg hat tiefgreifende Änderungen in der Pflege gefordert. Leiharbeit müsse in der Pflege verboten oder zumindest reduziert werden, heißt es im "Forderungspapier Pflegeland Brandenburg" [pdf], das der Sozialverband am Mittwoch in Potsdam veröffentlichte.

Zwischenmenschliche Beziehungen und ein qualitativ hochwertiger, steter und verlässlicher
Personaleinsatz seien "das A und O in der Altenpflege". Zeitlich begrenzte Arbeitnehmerüberlassung werde dem nicht gerecht.

Pflegeberuf muss attraktiver werden

Derzeit gebe es zu wenig reguläre Pflegefachkräfte, freie Stellen blieben deshalb in einigen Regionen überdurchschnittlich lange vakant, heißt es in dem Papier weiter. Die Folge sei, dass
Leiharbeitsfirmen in den Arbeitsmarkt drängten. Dies stelle Träger, Pflegeeinrichtungen und Pflegebedürftige vor große Herausforderungen. Um reguläre Pflegefachkräfte gewinnen zu können, müsse der Pflegeberuf attraktiver gemacht werden. Dafür sei auch eine Refinanzierung tariflicher Bezahlung notwendig.

Viele Träger von Pflegeeinrichtungen in Brandenburg müssten zudem durch die Maßnahmen zur Eindämmung der Coronavirus-Pandemie Einnahmeausfälle hinnehmen, heißt es in dem Papier weiter. So könnten in Einrichtungen der Kurzzeit- und Tagespflege aufgrund der geltenden Infektionsschutzvorschriften nicht alle Plätze belegt werden. Das Land müsse für die damit einhergehenden Mindereinnahmen einen auskömmlichen Ausgleich schaffen.

7 Kommentare

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  1. 7.

    Leiharbeiter sollte es nur in Produktions-Spitzen geben. Für Dauer-Benötigte nicht.

  2. 6.

    Liebe AWO, 6 setzen! Das AÜG stellt Leiharbeiter Eigenpersonal gleich, Übergangsfristen hierzu kann der Entleiher verkürzen oder wegfallen lassen. Also ein Eigentor. Und wenn Arbeitnehmer auf den Verdienst einer Vollzeitstelle angewiesen sind und in den Pflegeeinrichtungen durch temporäre Bedarfe dies nicht möglich ist, dann muss das Personal im Markt leider „springen“ um genügend zu verdienen.
    Zeitarbeit ist, wenn diese regelkonform umgesetzt wird, eine sinnvolle Ergänzung bei punktuellen Bedarfen der Entleiher.
    AWO hat das Problem meiner Meinung nach nicht verstanden. Zeitarbeit und Personaleinsatz erfordern Profis, beim Entleiher, Verleiher und vor allem beim eingesetzten Personal. Leider gibt es genug negative Beispiele, wie es nicht gehen sollte. Wenn die AWO also keine/kaum Zeitarbeit will, dann braucht diese kein Fremdpersonal um eigene Verantwortung umzusetzen? Glückwunsch. Wenn doch, werden dann Dienst- oder gar Werkverträge ausgeschrieben, wieder mit 100%Bewertung nach Preis?
    Liebe Mitmenschen, die Angehörige durch AWO betreuen lassen, ich hätte Bedenken...

  3. 5.

    Warum muss denn Pflege teurer werden ?
    - Kein Geld , keine Leistung.
    - Die Arbeitnehmer werden aus der Pflegeversicherung entlassen und zahlen keine Beiträge mehr. - Wer Pflegebedürftig wird, zahlt aus seinem Einkommen und Privatvermögen. - Das Risiko ungepflegt im eigenen Bett zu verrecken steigt dann natürlich. - Das Risiko sinkender Umsätze und ausfallender Aktiendividenden auch. - Der technische Fortschritt, die Inovation werden gegen Null absinken. - Lebensqualität mit Alter, Krankheit, Behinderung immer schlechter werden ( da ändert sich also nichts ). - Also Kosten medizinisch / sozialmedizinisch / ökonomisch bewerten und kontrollieren und aus der "Pflegeversicherung in die ALLE einzahlen" finanzieren. - Aber mit dem Argument "für MEIN Grundstück zahle ich doch schon Steuern" wird ja JEDER hierzulande Arm gerechnet..

  4. 4.

    Wenn man weiß, dass Pflegekräfte in der Leiharbeit besser verdienen und günstigere Arbeitszeiten haben als die fest Eingestellten, dann wird schnell klar, dass es der AWO mit dieser Forderung nicht um die Angestellten sondern wohl rein ums eigene Wohl und die Rendite geht.

  5. 3.

    Hier scheint erstmals, dass Leiharbeit besser bezahlt wird als reguläre Arbeitsverhältnisse. Der Leiharbeiter ist aber schlechter sozial abgesichert. Das sind Verhältnisse wie in Frankreich. Man sieht also, wenn es sein muss, können auch ordentliche Löhne gezahlt werden.

  6. 2.

    "Um reguläre Pflegefachkräfte gewinnen zu können, müsse der Pflegeberuf attraktiver gemacht werden."

    Wohl wahr. Übersetzt ins Deutsche: die Bezahlung muss besser werden. Also auch die Pflege muss infolge dessen teurer werden. Nun fehlt der Vorschlag, wer und aus welchen Mitteln darauf aufkommen soll.
    Machen wir uns nicht vor: immer wenn an einem Ende mehr bezahlt wird, wird an einem anderen jemand tiefer in die Tasche greifen müssen. Wenn man allerdings bedenkt dass schon jetzt eine individuelle Pflege eigentlich für die Mehrheit der Deutschen nicht tragbar ist, stellt sich die Frage ob die Zahlkraft der Bevölkerung sich automatisch an die Zunahme der Attraktivität der Pflegeberufe anpassen wird. Ich hab da meine Zweifeln.

  7. 1.

    Ich stimme absolut zu. Die Leiharbeit in der Pflege gehört gesetzlich verboten oder sehr stark eingeschränkt. Das hat erheblich dazu beigetragen, dass Kräfte fehlen und sehr teuer eingekauft werden müssen. Diese Verzerrung gehört abgeschafft und die Preisdifferenz lieber etwas mehr an Gehalt dafür bezahlt statt den Leihfilmen. Diese Förderungen betreffen sehr stark auch Berlin und wird auch von anderen Pflegeverbänden gefördert. Es würde keiner seinen Job verlieren nur die Leasingfirmen müssen sich neu orientierten.

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