Stadtentwicklung - Karstadt-Eigner Signa will bezahlbare Mietwohnungen schaffen
Der Signa-Deal sorgt für Skepsis. Um Entgegenkommen zu signalisieren, gibt der Investor nun bekannt: Man wolle mit der städtischen Wohnungsbaugesellschaft Degewo kooperieren, um bezahlbaren Wohnraum zu schaffen.
Der Karstadt-Eigner Signa zeigt sich im Streit um den Neubau einer Filiale am Berliner Hermannplatz kompromissbereit.
Signa-Vorstandsmitglied Timo Herzberg sagte im Inforadio vom rbb, man nehme die Bedenken der Anwohner sehr ernst, die steigende Mieten befürchten. Deshalb solle dort auch bezahlbarer Wohnraum entstehen. Dazu arbeite Signa mit dem kommunalen Wohnungsbauunternehmen Degewo zusammen.
Zudem habe man mit einem Neuköllner Träger von Kindertagesstätten vereinbart, eine Kita für bis zu 100 Kinder in das Projekt zu integrieren.
Signa-Deal Thema im Abgeordnetenhaus
Die Bauvorhaben der Warenhauskette Galeria Karstadt Kaufhof sind heute Mittag Thema im Abgeordnetenhaus. Zu einer Anhörung im Stadtentwicklungsausschuss werden auch Vertreter des Konzerns erwartet.
Signa und der Senat hatten Anfang August eine Vereinbarung getroffen. Darin hat der Konzern eingewilligt, in Berlin weniger Warenhäuser zu schließen als zunächst geplant. Im Gegenzug sicherte der Senat zu, die Karstadt-Bauvorhaben am Alexanderplatz, am Kurfürstendamm und am Hermannplatz zu unterstützen.
Kritik von vielen Seiten
Deutliche Kritik an den Verabredungen mit der Unternehmenseigentümerin Signa äußerte Katalin Gennburg, die stadtentwicklungspolitische Sprecherin der Linken. Sie sprach sogar von Erpressung durch Signa. "Signa nutzt die Krise schamlos gegen die Stadt und die Beschäftigten aus. Hier wird ein Warenhauskonzern in eine Immobilienentwicklungsgesellschaft verwandelt, das ist ganz offensichtlich."
Auch die Grünen-Abgeordnete Karin Schmidberger stimmt die Vereinbarung nicht zufrieden: "Ich werde meine Hand nicht heben für die Rendite-Träume von Signa, weil ich das einfach für einen schlechten Deal für unsere Stadt halte. Es werden keine Arbeitsplätze langfristig gesichert."
Eine Anwohner-Initiative kritisiert den Deal ebenfalls. Mitbegründerin Niloufar Tajeri sagte dem rbb am Mittwoch: "Die Entwicklungen in Kreuzberg und Neukölln waren schon in den vergangenen Jahren problematisch. Es gab teilweise Mietsteigerungen von 150 Prozent. Dieses Prestigeprojekt wird diese Entwicklung weiter ankurbeln und ins Extreme führen." Die Anwohner-Initiative Hermannplatz will am Mittwochabend (19 Uhr) gegen den geplanten Abriss des dortigen Karstadt-Hauses demonstrieren.
Sendung: Inforadio, 02.09.2020, 12:00 Uhr