Einheitsfeierlichkeiten in Potsdam - Opferverband beklagt fehlende Auseinandersetzung mit DDR-Unrecht

Mi 02.09.20 | 07:59 Uhr
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Der CDU-Politiker und Vorsitzende der UOKG Dieter Dombrowski (Quelle: DPA/Maurizio Gambarini)
Bild: DPA/Maurizio Gambarini

Die Opfer der SED-Diktatur spielen nach Einschätzung ihres Dachverbands bei den Feiern zum 30. Jahrestag der Wiedervereinigung keine Rolle. "Bei den Feierlichkeiten zu 30 Jahren deutscher Einheit kommen Hunderttausende Opfer der SED-Diktatur leider nicht vor", sagte der Vorsitzende der Union der Opferverbände Kommunistischer Gewaltherrschaft (UOKG), Dieter Dombrowski, dem Redaktionsnetzwerk Deutschland.

Im Laufe der Existenz der DDR seien immerhin 250.000 Menschen aus politischen Gründen
inhaftiert worden. "Es gibt keine einzige Veranstaltung, die irgendetwas mit dem SED-Unrecht zu tun hat. Das ist schade. Denn es gehört auch zur deutschen Einheit. Corona ist da keine Ausrede", sagte Dombrowski, der bis 2019 über einen Zeitraum von 20 Jahren für die CDU im brandenburgischen Landtag tätig war.

Gastgeber da Vorsitz im Bundestag

Der Ostbeauftragte der Bundesregierung, Marco Wanderwitz (ebenfalls CDU), widersprach. Die Interessen der SED-Opfer seien "ein Dauerthema", sagte Wanderwitz dem RND. "Wir haben als Koalition da ganz gut geliefert." So würden derzeit die Überführung der Stasiakten ins Bundesarchiv und die Schaffung eines Opferbeauftragten anstelle des Stasiunterlagen-Beauftragten gesetzgeberisch vorbereitet.

Wanderwitz bedauerte, dass das Einheits-Jubiläum wegen der Corona-Pandemie nicht wie geplant begangen werden könne. "Wir hätten uns gewünscht, dass wir in ganz anderer Art und Weise Öffentlichkeit erzielen können", sagte er.

In Brandenburgs Landeshauptstadt Potsdam wollen sich vom 5. September bis zum 4. Oktober auf einem Rundkurs in der Innenstadt alle Bundesländer, die Verfassungsorgane wie Bundestag und Bundesrat sowie weitere Institutionen präsentieren. Die 30-tägige "EinheitsEXPO" unter dem Motto "30 Jahre - 30 Tage - 30xDeutschland" sei wegen der Corona-Pandemie die Alternative zur ursprünglich geplanten Einheitsfeier am ersten Oktoberwochenende. Höhepunkt der Feierlichkeiten soll ein Festakt zum 30-jährigen Bestehen des wiedervereinigten Deutschlands am 3. Oktober im Filmpark Babelsberg sein. Brandenburg hat derzeit den Vorsitz im Bundesrat inne und ist daher Gastgeber der diesjährigen Einheitsfeier.

Sendung: Antenne Brandenburg, 02.09.2020, 5 Uhr

31 Kommentare

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  1. 31.

    Die Unfähigkeit "des fähigen Herrn Knabe" diese Gedenkstätte zu leiten wurde so offensichtlich dass er vorzeitig diesen Posten räumen mußte.

    "Laut Grütters hat Knabe beim Schutz der Beschäftigten gegen seine Pflichten verstoßen. So habe er es versäumt, eine Beschwerdestelle und eine Frauenvertretung einzurichten. Knabe habe Sensibilität vermissen lassen und damit erhebliche Zweifel an seiner Führungsfähigkeit geschaffen."

    https://www.rbb24.de/politik/beitrag/2020/06/hubertus-knabe-untersuchungsausschuss-hohenschoenhausen-befragt-monika-gruetters.html

    Auch die Fähigkeiten des Knabe als Historiker sind unter Fachleuten umstritten. Knabe führt wohl eher einen persönlichen Kreuzzug, statt wissenschaftlicher Aufarbeitung.

  2. 30.

    Wir sollen den Russen und den anderen Völkern für die Befreiung Europas vom Faschismus danken, da es ohne diese kein demokratisches Deutschland geben würde.

  3. 29.

    Nach dem heutigen Geschichtsbild bei Schülern bestand die DDR nur aus Stasi und alle waren gedopt. Der ganze Sozialabbau und Umverteilung zu den Reichen nach der Wende war möglich, da es ja nicht mehr nötig war sich mit der DDR zu messen.

  4. 28.

    "Die Opfer der SED-Diktatur spielen nach Einschätzung ihres Dachverbands bei den Feiern zum 30. Jahrestag der Wiedervereinigung keine Rolle."

    Die SED-Opfer sehen es im Gegensatz zu den Verbänden noch deutlicher. Zeitzeugen wurden nunmehr dreißig Jahre ausgegrenzt und somit Aufarbeitung behindert. Rückfragen gen an: msachse@snafu.de

  5. 27.

    Es darf nicht nur wirtschaftlich gesehen werden, dann ansonsten hätte auch das Ruhrgebiet oder der Bayerische Wald jz. lang nichts anzubieten gehabt. Auch in Teilen des Hamburger Hafens in den 1970ern war das so.

    All das ist abgefedert worden, weil eine Wertschätzung da war. Weshalb - neben allem Abzulehnenden in puncto Selbstherrlichkeit der Geschichtsaneignung - Industriezweige wie der Schienenfahrzeugbau in ihrer Ausrichtung gleich mit erledigt wurden, wo das einer der Felder war, wo die DDR führend war, das mögen nur die Befürwortenden des bloßen Beitritts wissen.

    DDR-Loks wurden ab 1990 nach Finnland zum Holztransport und wegen ihrer hohen Zugkraft im Ruhrgebiet wegen der kurzen Haltestellenabstände zum Aufbau eines S-Bahn-Systems in Anspruch genommen.

    Zur ehrlichen Bilanz gehört auch das. - Ohne dass das jeweils verrechnet werden kann, mit dem anderen. Vielmehr stehen die unterschiedl. Facetten unverrechenbar nebeneinander. Für sich oder - als Repression - gegen sich.

  6. 26.

    Die Unterscheidung zwischen Beitritt und echter Wiedervereinigung ist nur ein philosophisch-theoretischer Diskussionswunsch, der mit der Realität der Wende nichts zu tun hat. Die DDR hatte schlicht für eine echte Wiedervereinigung nichts anzubieten und beizutragen. Die Wirtschaft war am Ende, die Gesetze waren größtenteils verfassungswidrig, die Zahl der Neubürger gegenüber der alten Bundesrepublik kaum von Relevanz. Damit war der Beitritt in das bestehende System der Bundesrepublik der einzige und richtige Weg. Einzig versäumt wurde der Schutz der DDR-Bürger vor Ausplünderung durch das Anmelden von Ansprüchen ehemaliger Eigentümer, was unzählige Existenzen zerstört hat. Hier hätten durchaus gerechtere Lösungen für beide Seiten, die beiderseits berechtigte Interessen hatten, gefunden werden müssen. Auch die Arbeit der Treuhand ist oft nicht optimal verlaufen, bedingt durch politische Vorgaben. Ergebnis waren ein Exodus und eine teilweise Verelendung ganzer Landstriche.

  7. 25.

    " - Der SED Staat war stehend KO, wirtschaftlich und moralisch. "
    Falsch die Verschuldung der DDR war geringer als Jahre zuvor.
    " - Nicht auszumalen, wenn der Putsch gegen Gorbatschow Erfolg gehabt hätte, Die Russen hätten es sich noch einmal anders überlegen können, warnte Aussenminister Genscher und begründete die Notwendigkeit des Beitritts nach Artikel 23."
    Falsch es sind 2 Verträge der Zwei-plus-Vier-Vertrag und der Anschlussvertrag.

  8. 24.

    Die US-Amerikaner haben jedenfalls die Mentalität der Menschen woanders kaum bis nie verstanden. Und wollen es als Regierung kaum oder garnicht. Das ist die Einsamkeit dessen, der sich selbst in einem propagandistischen Sinne als nachahmenswertes Modell eines effekthaschenden "american way of live" begreift.

    Der Schah von Persien hat mit US-Hilfe versucht, das Land zu zwangsmodernisieren, sodass das iranische Informationsministerium in großen (west)deutschen Zeitungen in den 1970ern damit warb, dass der Iran im Jahr 2000 auf Platz 7 der Weltrangliste sein werde. 1979 wurden diese Phantastereien insofern "geerdet", dass eine übergroße Verwurzelung in alteingessenen Lebensumständen Platz griff.

    Schon so manch einer rieb sich angesichts dessen die Augen.

  9. 23.

    "- Der SED Staat war stehend KO, wirtschaftlich und moralisch."

    Was die SED angeht, so pfiffen das die Spatzen von den Dächern. Was die DDR als 1949 gegründete Staatsidee angeht, keineswegs. Es ist gewiss keine Haarspalterei, sondern zeugte von einem Willen zum Aufschluss, Beides auseinanderzuhalten.

    Diejenigen, die Verhältnisse in übergroßem Pragmatismus ertränken, sind genauso Gegner wirklicher Veränderungen wie diejenigen, die überbordend und mit Flammenreden Gesellschaften analog eines technischen Gegenstandes zu etwas zwingen wollen.

    Die genannte rein materialistische Sichtweise, soziale Umstände rein technisch zu sehen, scheint mir bei DDR-Bürgern tendenziell stärker verbreitet zu sein als im Rest von Deutschland. Deshalb ja auch die einschlägige Zustimmung 1990.

    So lange ein Traum pauschal denunziert wird, hätte Martin Luther King schon immer schlechte Karten gehabt.

  10. 22.

    Welten liegen zwischen einem wirklich vereinigten Land und einem Land des bloßen Beitritts, bei dem der eine Teil bloß um eine bestimmte Fläche größer geworden ist. Das ist zweifellos hier der Fall gewesen. Damit ist eine riesige Chance versiebt worden: nämlich jenseits des Eingriffsbereichs der höheren Chargen aus vormaliger Zeit dasjenige Potenzial auszuloten, was den ostdeutschen Staat anders gemacht hat als den westdeutschen. Dieses sickert jetzt im Nachhinein Stück für Stück durch - mit 30 J. Verspätung.

    Es kann nur sehr unvollkommen auf eine "Einheit" gesetzt werden, bei der für den einen 99% alles fort galt, für den anderen allenfalls zu 1%. Die Alternativen lagen damals auf dem Tisch - Realitätsbezug oder heillose Versprechung. Die Mehrheit hat sich leider für das Zweite entschieden, um irgendwann enttäuscht zu sein. Kein Naturgesetz.

  11. 21.

    Sie schreiben "Abends um keine anderen Menschen zu gefährden". Deutschland widerspricht ihnen da "Da er bei seinem Anschlag Menschenleben gefährdet hatte, wurde er nach der Wende nicht gemäß dem Strafrechtlichen Rehabilitierungsgesetz rehabilitiert.[Wikipedia]
    Seine enge Kontakte zur deutschen Neonaziszene passen ihnen wohl auch nicht in das schöne Bild ihres Helden.

  12. 20.

    Um einen Terroristen rein zu waschen schrecken Sie nicht vor Halb-Wahrheiten und Unwahrheiten zurück.
    Die unzähligen Angriffe auf die Justizbeamten lassen Sie weg, da Sie ein sehr schlechtes Bild über diesen Kriminell geben. Anzeigen zu den Haftbedingungen nach der Wende waren erfolglos soweit mir bekannt. Sie schreiben "Überfalls der Russen in Afghanistan" Das war keine Überfall, da die "Russen" von der dortigen Regierung angefordert wurden. Eine Überfall der USA war die Invasion in Panama, Grenada, Vietnam und Kambodscha.
    Den Fakt dass der Bombenbau schon die lange Zeit vor der Sowjetische Intervention in Afghanistan bekann lassen sie auch weg.

    Diese Denkmäler gab es weil Deutschland die Sowjetunion überfallen hat und erinnerten an den verlustreichen Kampf (27 Millionen Tote) der Völker der Sowjetunion gegen den deutschen Aggressor.

  13. 19.

    Also bei Wikipedia steht er habe Aufseher mehrfach angegriffen. Bei einer Doku im TV kann man sehen das solche Leute auch in den Usa Einzelzimmer bekommen. Es ist nicht richtig wenn solche Terroristen so protegiert werden nach der Wende. Er konnte niemals ausschließen das keiner bei dem Bombenanschlag zu Tode kam. Dass Sie Überfall als Wort nutzen ist falsch. Ein Überfalls war der Überfall auf Polen. Die Amerikaner haben den Sowjets die „afghanische Falle“ gestellt. In der sie heute noch selber stecken. Bekannte von mir waren 70zigern dort. Wenn Sie Fotos sehen, würden Sie erkennen wie durch die Politik des Westen dem Land übel mitgespielt wurde.

  14. 18.

    Es gibt eine sehr großen Unterschied zwischen einem vereinigten Deutschland und einem Deutschland per Beitritt, wo sich für die einen zu 99% nahezu nichts verändert hat, für die anderen kaum 1 % gleichgeblieben ist. Vereinigung heißt, dass sowohl das eine als auch das andere aufgehört hat, zu existieren.

    Berlin ist vereinigt, Deutschland ist das vergrößerte vorherige Westdeutschland. Oskar Lafontaine hätte das anders getan als Helmut Kohl. Dagegen standen die Rosinen im Kopf der Mehrheit der Ostdeutschen und der Glaubenssatz "Wir sind die Bundesrepublik Deutschland. Es darf keinen anderen demokratischen deutschen Staat geben, neben uns" der Regierung Kohl / Genscher.

    Nichts hätte verschwiegen, aber weit mehr gewonnen werden können.

  15. 17.

    Das sehen die Opfer wohl etwas anders. Hätten Sie nach dem 2. Weltkrieg auch gesagt, dass man die Dinge endlich mal ruhen lassen sollte?

  16. 16.

    Warum sollte man das unter den Teppich kehren? Da haben ein paar machtgeile Bonzen unter dem Vorwand eines Arbeiter- und Bauernstaates rund 17 Millionen Menschen eingesperrt und sie in jeder Hinsicht unterdrückt und, wenn die davor flüchten wollten, wie die Hasen abknallen lassen. Da wurden Menschen, die nicht auf Linie waren, Leben und Karriere versaut und viele von denen, die das mitgetragen haben, sitzen immer noch oder schon wieder in Parlamenten. Warum sollte man diese Verbrecherbande anders behandeln als die Nazis? Dort zieht man zum Glück auch keinen Schlussstrich. Unrecht und Verbrechen muss aufgearbeitet und wachgehalten werden, egal aus welcher politischen Richtung!

  17. 15.

    Also , ich bin entsetzt und ärgerlich zugleich
    Hier gibt Es Kommentare, die als peinlich bezeichnet werden
    Dabei bemerkt der Autor selber nicht einmal ,wie peinlich und unsachlich sein eigener Kommentar ist
    Wo sind wir hingekommen

  18. 14.

    Und in der ehemaligen Bundesrepublik gab es kein Unrecht und heute gibt es auch kein Unrecht? Wir liegen 30 Jahre nach der Wiedervereinigung und es waren zwei verschiedene Staaten man sollte die Dinge entlich mal ruhen lassen und in jetzt und heute leben und die Probleme lösen die zu dieser Zeit anstehen und meiner Meinung nach sind es genügend.
    Hochachtungsvoll Stoll Karl-Heinz

  19. 12.

    Dann leben wir also in einem wiedervereinigten Deutschland das den Namen nicht verdient. So so. Schade dass wir damals keinen Bundeskanzler Helmut Krüger hatten. Dann hätten wir jetzt zumindest ein Opfer der Wiedervereinigung weniger.

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