Bundestags-Vizepräsident gestorben - Bestürzung über Tod von Thomas Oppermann

Politiker und Weggefährten zeigen sich betroffen vom überraschenden Tod des Sozialdemokraten und Bundestags-Vizepräsidenten Thomas Oppermann. Auch Berlins Regierender Michael Müller drückte seine Trauer aus.
Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD) hat sich über den Tod seines Parteikollegen Thomas Oppermann bestürzt gezeigt. "In allen seinen parlamentarischen Funktionen war er ein nahbarer und verantwortungsbewusster Politiker", teilte Müller am Montag auf Twitter mit. Sein Ansehen als Bundestagsvizepräsident verdanke der 66-Jährige "seinem beharrlichen Einsatz für den Parlamentarismus". "Thomas Oppermann hatte noch viel vor. Er wird uns als Mensch und Parlamentarier fehlen", so Müller.
Auch Brandenburgs Landtagspräsidentin Ulrike Liedtke (SPD) erklärte, Oppermann sei ein Parlamentarier durch und durch gewesen. "Er hat sich energisch und dauerhaft für die Mitwirkungsrechte der Abgeordneten eingesetzt. Auf Landes- wie auf Bundesebene hat er Verantwortung übernommen und war überdies eine wichtige Stimme, wenn es um das Verhältnis zwischen Gesellschaft und Politik ging. Unser Mitgefühl gilt in diesen Stunden der Familie und den Freunden von Thomas Oppermann."
Der Bundestags-Vizepräsident war am Sonntagabend bei Dreh-Arbeiten mit dem ZDF zusammengebrochen - nach Angaben des Senders kurz bevor er live in die Sendung geschaltet werden sollte. Oppermann sei in die Uniklinik Göttingen gebracht worden und dort verstorben, hieß es.
Auch SPD-Chef und Kanzlerin geben Trauer Ausdruck
Auch SPD-Chef Norbert Walter-Borjans zeigte sich tief erschüttert über den Tod Oppermanns. Vizekanzler Olaf Scholz sprach von einem Schock: "Unser Land verliert einen versierten Politiker, der Bundestag einen herausragenden Vizepräsidenten und die SPD einen leidenschaftlichen und kämpferischen Genossen."
"Ich bin bestürzt und traurig über den viel zu frühen Tod Thomas Oppermanns", erklärte auch Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) am Montag. Sie habe ihn über viele Jahre als "verlässlichen und fairen sozialdemokratischen Partner in großen Koalitionen geschätzt". Als Vizepräsident des Bundestags habe er sich "in turbulenter Zeit um unser Parlament verdient gemacht". Seiner Frau und seinen Kindern gelte ihr "aufrichtiges Beileid".
Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble zeigte sich ebenfalls betroffen über den plötzlichen Tod Oppermanns. "Ich behalte ihn vor allem als Vollblut-Parlamentarier in Erinnerung. 30 Jahre gehörte Thomas Oppermann deutschen Parlamenten an, davon 15 Jahre dem Deutschen Bundestag", schrieb Schäuble in seinen Kondolenzworten. Er sei ein "besonnener Kollege von hohem juristischen Sachverstand und großer politischer Erfahrung" gewesen.
Auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat Thomas Oppermann als "einen großartigen Menschen und einen überzeugten Demokraten" gewürdigt. Die Nachricht von dessen plötzlichem Tod habe ihn "zutiefst erschüttert", erklärte Steinmeier in einem am Montag vom Präsidialamt verbreiteten Schreiben. "Er war mir über viele Jahre Weggefährte, Berater und guter Freund", schrieb der Bundespräsident.
Oppermanns Karriere begann 1980
Oppermanns politische Karriere begann 1980 mit dem Eintritt in die SPD. Seit 1990 war er Mitglied des Niedersächsischen Landtags und übte er dort bis 1998 die Aufgabe des rechtspolitischen Sprechers der SPD-Landtagsfraktion aus.
Nach den Landtagswahlen im März 1998 berief der damalige Ministerpräsident Gerhard Schröder Oppermann als jüngsten Minister in sein Kabinett. Bei den vorgezogenen Bundestagswahlen vom 18. September 2005 wurde Oppermann in Göttingen per Direktmandat in den Deutschen Bundestag gewählt - er gewann seitdem seinen Wahlkreis immer direkt.
2013 votierten 91 Prozent der SPD-Abgeordneten für ihn als neuen Vorsitzenden der SPD-Bundestagsfraktion. 2017 wurde er von Andrea Nahles abgelöst. Seitdem war er Bundestags-Vizepräsident.
Erst Ende August hatte Thomas Oppermann angekündigt, bei der kommenden Bundestagswahl nicht erneut antreten zu wollen. Er hatte erklärt, noch einmal etwas anderes machen und sich neue Projekte vornehmen zu wollen.
Sendung: Inforadio, 26.10.2020, 9:41 Uhr