Facebook-Post zum Anschlag in Nizza -
Die deutsche Seenotrettungs-Organisation Sea-Eye hat Strafanzeige gegen den Berliner AfD-Politiker Georg Pazderski erstattet.
Wie die Seenotretter am Samstagabend mitteilten, hatte Pazderski in einem Facebook-Post angedeutet, dass die Organisation eine Mitschuld am jüngsten Terroranschlag in Nizza mit drei Toten habe. Pazderski hatte am Samstag in einem Post geschrieben, dass der Attentäter von Nizza auf dem von Sea-Eye eingesetzten Rettungsschiff "Alan Kurdi" nach Europa gelangt sei. Alles deute darauf hin, dass der Islamist seine Anwesenheit in Europa deutschen Seenotrettern verdanke, behauptet Pazderski. Das bestreitet Sea-Eye.
Der tunesische Verdächtige ist im September mit anderen Migranten über die italienische Insel Lampedusa in die EU gekommen. Wie taliens Innenministerin Luciana Lamorgese am Freitag mitteilte, sei der 21-Jährige "im Rahmen einer eigenständigen Landung" dorthin gelangt und nicht aus Seenot gerettet worden [tagesschau.de].
Sea-Eye: Pazderski will Betroffenheit missbrauchen
"Er war nicht an Bord der 'Alan Kurdi'", erklärte die Organisation Sea-Eye. Pazderski verbreite die Unwahrheit, um die Trauer und Betroffenheit der Menschen zu missbrauchen und sie gegen Seenotretter aufzuhetzen, kritisierte der Sea-Eye-Vorsitzende Gorden Isler.
Seit Pazderskis Facebook-Post erreichten die Organisation verstärkt Anschuldigungen, Beleidigungen und schwere Vorwürfe. "Hier versucht ein Rechtspopulist auf schändlichste Weise das Leid der Opfer und deren Angehörige sowie die Betroffenheit der Menschen für seine eigene politische Agenda auszunutzen", schreibt Sea-Eye in einer Mitteilung [sea-eye.org]. Das müsse Konsequenzen haben.
Sea-Eye hat nach eigenen Angaben seit dem Jahr 2015 mehr als 15.000 Menschenleben gerettet. Die Organisation stehe für das Leben, die Menschenrechte und ziviles Engagement, wird Isler zitiert. "Wir waren alle schrecklich entsetzt über diesen Terroranschlag und verurteilen ihn aufs Schärfste", sagte er zu dem Anschlag in Nizza. "Wir nehmen Anteil an der tiefen Trauer der Angehörigen und stehen an der Seite aller Menschen, die sich gegen Gewalt und Terror stellen."
Sendung: Inforadio, 01.11.2020, 16:00 Uhr