Zentrale Erfassung von Unterkünften - Berlin plant neue Datenbank für Wohnungslose
Zehntausende Menschen in Berlin sind ohne Wohnung. Für ihre Unterbringung gibt es keine einheitlichen Mindest- oder Qualitätsstandards. Die Lage sei unübersichtlich, heißt es aus der Sozialverwaltung. Das soll sich nun ändern, mit einer zentralen Datenbank.
Um Wohnungslose besser unterstützen zu können, soll in Berlin Anfang des kommenden Jahres eine zentrale Datenbank für Unterkünfte eingerichtet werden. Als erste beteiligen sich die Bezirke Charlottenburg-Wilmersdorf und Mitte an dem Pilotprojekt, wie der Sprecher der Senatsverwaltung für Soziales, Stefan Strauß, am Freitag mitteilte. Nach der Testphase soll ab dem Sommer das Projekt unter dem Motto "Mensch sucht Bett" demnach auf ganz Berlin ausgeweitet werden.
Die Datenbank zur Unterbringung von Wohnungslosen soll ähnlich funktionieren wie ein Hotelbuchungssystem, auf das Mitarbeiter in den Verwaltungen Zugriff haben. Neben der Suchmöglichkeit für Unterkünfte sollen auch die Zuweisung der Menschen und die Abrechnung für die Kosten zentralisiert werden.
"Die Situation ist unübersichtlich"
Ab dem Sommer soll das Projekt unter dem Motto "Mensch sucht Bett" auf ganz Berlin ausgeweitet werden. "Ziel ist es, die Lebenssituation wohnungsloser Menschen in unserer Stadt deutlich zu verbessern - unabhängig von Status und Herkunft", so Strauß. Die Unterkünfte müssten einheitliche Standards und Qualitätsmerkmale erfüllen, die auch überprüft würden.
Bislang sind die Bezirke für die Unterbringung zuständig. "Die Situation ist unübersichtlich. Weder existieren einheitliche Mindeststandards noch einheitliche Qualitätsstandards. Das muss sich vor allem im Sinne der betroffenen Menschen ändern", betonte der Sprecher.
Bisherige Datenbank veraltet
Senatorin Elke Breitenbach (Linke) hatte im Sommer 2018 ein neues Konzept für die Unterbringung Wohnungsloser angekündigt mit der Datenbank als Kernthema. Damals waren knapp 37.000 Menschen ohne festen Wohnsitz in Notunterkünften untergebracht, darunter etwa 6.500 anerkannte Asylbewerber. Breitenbach verwies auf Prognosen, wonach in den kommenden Jahren in Berlin etwa 47.000 Menschen ohne feste Bleibe untergebracht werden müssen.
In Berlin gab es bereits ein zentrales Vermittlungssystem, die sogenannte Berliner Unterbringungsleitstelle (BUL). Doch dieses System entspreche nicht mehr den aktuellen Sicherheitsanforderungen und IT-Standards des Landes Berlin, so Strauß. Auch wichtige Funktionen seien nicht vorhanden gewesen, wie etwa die Anbindung der Betreiber der Unterkünfte an das System. Mit dem neuen Verfahren sei es auch leichter, nach bestimmten Kriterien wie "Frauenflur ohne Männerbesuch", "Haustiererlaubnis" oder "Familienflure" zu suchen. "Eine "Nachrüstung" der BUL wäre einer kompletten Neuentwicklung gleichgekommen, so der Sprecher.
Sendung: Fritz, 25.12.2020, 09:30 Uhr