Zentrale Erfassung von Unterkünften - Berlin plant neue Datenbank für Wohnungslose

Fr 25.12.20 | 09:47 Uhr
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Blick vom Großen Bunkerberg in Berlin-Friedrichshain zum Fernsehturm. (Quelle: Christian Thiel/imago-images)
Bild: Christian Thiel/imago-images

Zehntausende Menschen in Berlin sind ohne Wohnung. Für ihre Unterbringung gibt es keine einheitlichen Mindest- oder Qualitätsstandards. Die Lage sei unübersichtlich, heißt es aus der Sozialverwaltung. Das soll sich nun ändern, mit einer zentralen Datenbank.

Um Wohnungslose besser unterstützen zu können, soll in Berlin Anfang des kommenden Jahres eine zentrale Datenbank für Unterkünfte eingerichtet werden. Als erste beteiligen sich die Bezirke Charlottenburg-Wilmersdorf und Mitte an dem Pilotprojekt, wie der Sprecher der Senatsverwaltung für Soziales, Stefan Strauß, am Freitag mitteilte. Nach der Testphase soll ab dem Sommer das Projekt unter dem Motto "Mensch sucht Bett" demnach auf ganz Berlin ausgeweitet werden.

Die Datenbank zur Unterbringung von Wohnungslosen soll ähnlich funktionieren wie ein Hotelbuchungssystem, auf das Mitarbeiter in den Verwaltungen Zugriff haben. Neben der Suchmöglichkeit für Unterkünfte sollen auch die Zuweisung der Menschen und die Abrechnung für die Kosten zentralisiert werden.

"Die Situation ist unübersichtlich"

Ab dem Sommer soll das Projekt unter dem Motto "Mensch sucht Bett" auf ganz Berlin ausgeweitet werden. "Ziel ist es, die Lebenssituation wohnungsloser Menschen in unserer Stadt deutlich zu verbessern - unabhängig von Status und Herkunft", so Strauß. Die Unterkünfte müssten einheitliche Standards und Qualitätsmerkmale erfüllen, die auch überprüft würden.

Bislang sind die Bezirke für die Unterbringung zuständig. "Die Situation ist unübersichtlich. Weder existieren einheitliche Mindeststandards noch einheitliche Qualitätsstandards. Das muss sich vor allem im Sinne der betroffenen Menschen ändern", betonte der Sprecher.

Bisherige Datenbank veraltet

Senatorin Elke Breitenbach (Linke) hatte im Sommer 2018 ein neues Konzept für die Unterbringung Wohnungsloser angekündigt mit der Datenbank als Kernthema. Damals waren knapp 37.000 Menschen ohne festen Wohnsitz in Notunterkünften untergebracht, darunter etwa 6.500 anerkannte Asylbewerber. Breitenbach verwies auf Prognosen, wonach in den kommenden Jahren in Berlin etwa 47.000 Menschen ohne feste Bleibe untergebracht werden müssen.

In Berlin gab es bereits ein zentrales Vermittlungssystem, die sogenannte Berliner Unterbringungsleitstelle (BUL). Doch dieses System entspreche nicht mehr den aktuellen Sicherheitsanforderungen und IT-Standards des Landes Berlin, so Strauß. Auch wichtige Funktionen seien nicht vorhanden gewesen, wie etwa die Anbindung der Betreiber der Unterkünfte an das System. Mit dem neuen Verfahren sei es auch leichter, nach bestimmten Kriterien wie "Frauenflur ohne Männerbesuch", "Haustiererlaubnis" oder "Familienflure" zu suchen. "Eine "Nachrüstung" der BUL wäre einer kompletten Neuentwicklung gleichgekommen, so der Sprecher.

Sendung: Fritz, 25.12.2020, 09:30 Uhr

19 Kommentare

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  1. 19.

    Wenn sich Wohnungslose und auch Obdachlose auf diesem Wege besser und gezielter an die passende Unterkunft vermitteln lassen,sollte das auch grad in der Pandemie hilfreich sein. Wir werden trotz des Impfstarts noch länger mit Corona zu tun haben und somit können Unterkünfte nur zum Teil belegt werden
    Wohnungslose leben oft bei anderen Leuten um nicht auf der Straße zu landen,wo sich Obdachlose ja meist schon länger befinden. Für sie wurden zusätzlich bereits Unterkünfte im Wege der Winterhilfe und auch für Infizierte als Quarantäneunterkunft geschaffen.
    Dadurch,dass über eine solche Datenbank Buchungen möglich sind,wird die Belegung und die entsprechende Quote der einzelnen Unterkünfte besser organisiert.
    Das ist aber keine Einbahnstraße,die Betroffenen müssen so ein Angebot auch annehmen. Die Idee finde ich gut,
    sie muss sich nun in der Praxis im Pilotprojekt als praktikabel erweisen.

  2. 18.

    Ok, aber haben Sie nicht auch Sorge, dass Obdachlosigkeit lediglich als Abrechnungs- und Verwaltungsakt etabliert anstatt überwunden wird?

  3. 17.

    Wofür brauchen Sie diese Datenbank?
    Sie wird die Nachfolge des Vermittlungssystem bei der sogenannten Berliner Unterbringungsleitstelle (BUL)
    und betrifft Wohnungslose,die wegen Unterstützung auch zu div. Verwaltungen Kontakt haben,siehe Artikel.
    "Die Datenbank zur Unterbringung von Wohnungslosen soll ähnlich funktionieren wie ein Hotelbuchungssystem, auf das Mitarbeiter in den Verwaltungen Zugriff haben. Neben der Suchmöglichkeit für Unterkünfte sollen auch die Zuweisung der Menschen und die Abrechnung für die Kosten zentralisiert werden."

  4. 16.

    Wofür brauchen Sie diese Datenbank?
    Hier müssen Leute auf die Obdachlosen zugehen.
    Im Schritt 1 die, die man zunächst mal ansprechen kann:
    Guten Tag, wir sind vom Land Berlin und stellen Obdachlosen kleine Container in einem bewachten Dorf zur Verfügung.
    Dort könnten Sie sofort mitkommen und einziehen.
    Interesse JA, NEIN?
    So würde man auch die Verteilung steuern können. Und zuerst mal diejenigenigen rausholen, die noch nicht ganz abgestürzt sind.
    Es macht keinen Sinn, die Leute nach ihren Adressen + Telefonnummern zu fragen - geschweige denn Hobbies usw.
    Die müssen ein kleines warmes Zimmer erhalten, um wieder handlungsfähig zu werden.

  5. 15.

    Schönen 2.Weihnachtstag. ihren Hibweis kann ich nur zurückgeben.
    Es geht bei dieser Datenbank darum,dass man den zuständigen Stellen einen möglichst genauen Überblick und die Chance zur gezielten Vermittlung von Unterkünften für Obdachlose bereitstellen kann.
    Diesen Plan finde ich gut,denn es gibt z.Zt. mehrere Seiten zum Thema wie die Hilfelotsen aber keine Datenbank in der alle Angebote zusammengefasst sind. Dort wäre dann auch eine Vermittlung/ Reservierung möglich und es gibt ja ganz verschiedene Personengruppen mit unterschiedlichen Bedürfnissen. Obdachlose,die ihre Tiere mitnehmen wollen/ müssen, Frauen,die eine sichere Unterkunft suchen usw. Man kann und wird nicht alle erreichen und es gibt natürlich auch Obdachlose,die in keine Unterkunft wollen. Wenn es gelingt,die Unterkünfte sicher zu machen ( Diebstahl,Gewalt etc.) werden auch mehr Menschen bereit sein,solche Angebote anzunehmen. Insgesamt sollte man diesem Vorhaben also aus meiner Sicht erst mal eine Chance geben.

  6. 14.

    Was ist mit denen die schon einmal sogar eine Wohnung vermittelt bekommen haben und dann selbst entschieden haben zurück auf die Straße zu gehen?
    Diese Fälle werden nie erwähnt.

  7. 13.

    Wenn man keinen Vorschlag sollte man die Tastatur in Ruhe lassen oder ist Dir langweilig?

  8. 12.

    Dann sollten Sie eventuell Ihre Kommentare etwas anders formulieren. Einfach mal ein Om......machen.
    Nichts für ungut schönen Feiertag noch.

  9. 11.

    Wenn den Obdachlosen wirklich geholfen werden soll, müsste man bei den Lösungen auch die Belange der Betroffenen beachten. Die wenigsten gehen in "Läusepensionen" wo sie Hab, Gut und Bett auch noch selbst verteidigen müssen. Die Pandemielage macht es auch nicht gerade leichter. Das die Sache Geld kostet, ist klar. Nur das dies hier FÜR Menschen ausgegeben wird. Bis Berlin so eine Datenbank allerdings funktionsfähig hinbekommt und dann auch noch belastbare Daten dort enthalten sind ... ich muss mal unken ... die nächste Dekade ist ja noch nicht zuende. Kurzfristig und unbürokratisch könnte ich mir eine Reaktivierung ehem. Flüchtlingsheime bei einer Auslastung von einem Drittel ebenso vorstellen wie dezentrale kleine "Tini-Home-Siedlungen" auf stadteigenen Brachen mit einer Sanitärversorgung auf Containerbasis. Später dann eine Nutzung von leerstehenden Stadtgütern bis hin zur, ggf. zwangsweisen, Umwidmung bzw. Umbau von spekulativ leerstehenden Bürokomplexen.

  10. 10.

    Ich habe erst mal keinen Vorschlag,weil ICH die Senatspläne nicht kritisiere und abwarte ,ob die Umsetzung was bringt.

  11. 9.

    Welchen Vorschlag hätten Sie denn parat? Sie regen sich ständig über andere Kommentare auf aber konstruktive Vorschläge haben Sie auch nicht.
    Das ist und bleibt ein Problem ob nun mit Datenbank oder ohne weil Obdachlose garnicht wollen.
    Und streng genommen müsste keiner Obdachlos sein. Es gibt genug Anlaufstellen die weiter helfen nur machen muss man schon selber. Ehe eine Wohnung gekündigt wird dauert es und wenn man arbeitslos wird passiert das auch nicht von heute auf morgen und wenn jemand psychisch und physisch instabil ist gibt es auch Hilfe. Nur bezahlbare Wohnung für das Geld was es vom Amt gibt, die sind nicht oder kaum vorhanden. Soll mal Frau Breitenbach machen dafür wird sie ja bezahlt.

  12. 8.

    Na,dann machen SIE doch bitte mal einen Vorschlag,wie man den zuständigen Stellen einen möglichst genauen Überblick und die Chance zur gezielten Vermittlung von Unterkünften für Obdachlose bereitstellen kann.
    Das ,wie bereits erwähnt, alles mit dem Wissen,dass es weiterhin keine genauen Zahlen zu den Betroffenen gibt,weil sie bei der letzten Bedarfsermittlung nicht austeichend erfasst werden konnten.

  13. 7.

    Berlin plant. Schon der Anfang des Artikels ist irreführend, sorry lieber RBB. Dieser Senat hat seit Jahren nichts geplant, höchstens verplant.

  14. 5.

    Da steht "Datenbank FÜR Wohnungslose" geschrieben und nicht das Verhältniswort ÜBER.

  15. 4.

    Statt wieder nur Kommentare zu lesen,die Vorhaben ausschließlich kritisieren,wünsche ich mir Vorschläge wie man es anders oder besser kann,nämlich konstruktive Kritik. Dagegen sein ist leicht, ein umsetzbares und von der Mehrheit akzeptiertes Konzept zu erarbeiten ,leider nicht. Es gibt auch nach dem letzten Zählversuch kein belastbares Zahlenmaterial und da ist es wie z.B. beim Kita -oder Wohnungsbedarf. Man braucht eine Planungsgrundlage.

  16. 3.

    Sehr geehrtes rbb24-Team,
    ich schließe mich meinen Vorgängern an.
    Frohe Feiertage und mit freundl. Grüßen

  17. 2.

    Das, was et sagt. Sie können die Kommentieren-Funktion jetzt schließen.

  18. 1.

    Statt diese Bevölkerungsgruppe jetzt auch noch in die Totalüberwachung zu integrieren, solltet ihr lieber den spekulativen Leerstand unterbinden und bestrafen.

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