Kirchenkreis Tempelhof-Schöneberg - Rechtsextreme Angriffe auf Online-Gottesdienst

Do 03.12.20 | 12:04 Uhr
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Symbolbild: Technische Umsetzung eines Livestream-Gottesdienstes am 19.04.2020. (Quelle: dpa/Marvin Ibo Güngör)
Bild: dpa/Marvin Ibo Güngör

Der Berliner Kirchenkreis Tempelhof-Schöneberg ist in den vergangenen Wochen mehrfach zum Ziel rechtsextremer Angriffe geworden. Das bestätigte eine Sprecherin auf Anfrage des Evangelischen Pressedienstes. Es sei unter anderem bei Video-Gottesdiensten zu antisemitischen Äußerungen und zu Drohungen gekommen, zudem seien verfassungswidrige Kennzeichen gezeigt worden.

Unter anderem sei bei einem Gottesdienst, der über eine Videoplattform abgehalten wurde, ein Hakenkreuz gezeigt und martialische Musik eingespielt worden. Es sei auch versucht worden, eigene Filme in den Gottesdienst einzuspielen.

Der Staatsschutz ermittelt

"Wir haben alle Vorfälle zur Anzeige gebracht und werden das auch in Zukunft tun", sagte die Kirchenkreis-Sprecherin. Der für politisch motivierte Kriminalität zuständige Staatsschutz habe die Ermittlungen übernommen.

Der Kirchenkreis will das Onlineformat bei Gottesdiensten trotz der Vorfälle weiter offen gestalten. Der Zugang solle auch künftig für alle ohne Anmeldung und Registrierung möglich sein, betonte die Sprecherin. Dennoch sollen die Sicherheitsmaßnahmen erweitert werden.

Bezirksbürgermeisterin bestürzt

Bezirksbürgermeisterin Angelika Schöttler (SPD) zeigte sich am Donnerstag bestürzt über die Angriffe und die damit verbundenen Störungen kirchlich-religiöser Handlungen. "Ich schätze das enorme und für eine friedvoll zusammenlebende Gesellschaft so wichtige Engagement des Kirchenkreises", sagte sie. "Zahlreiche interreligiöse Veranstaltungen, die der Kirchenkreis regelmäßig veranstaltet, zeigen immer wieder, dass es wichtig ist Brücken zu bauen und einander die Hand zu reichen", betonte die SPD-Politikerin.

Sendung: Inforadio, 03.12.2020, 12:00 Uhr

3 Kommentare

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  1. 3.

    Natürlich muß das Online-Angebot aufrecht erhalten werden. Die Verbindungsdaten der "Störer" werden automatisch gespeichert und können ggfs. der Strafverfolgung übergeben werden. Außerdem wäre die Beendigung dieses Angebots nur ein Knieefall vor Extremisten. Drittes und wohl wichtigstes Argument: das Angebot wird ja auch wie gedacht genutzt.

  2. 2.

    Selbstverständlich hatte das Veranstaltungsformat einen Moderator und einen weiteren Admin und natürlich wurde sofort von den beiden eingegriffen. Da es sich aber um eine ganze Gruppe von Angreifern handelte, war das natürlich schwieriger. Es wurde niemand freigeschaltet, um Bilder oder Musik zu teilen. Wir haben uns auch im Vorfeld intensiv mit solchen Situationen beschäftigt, ebenso mit der rechtlichen Seite. Allerdings sind und bleiben Gottesdienste öffentliche Veranstaltungen und die Balance zu halten zwischen einer offenen, einladenden Veranstaltung bei gleichzeitig vielen Sicherungen, ist ein immer wieder abzuwägender Prozess.
    Sie fragen, warum ein Gottesdienst aus Tempelhof-Schöneberg rechte Störer motiviert? Der Kirchenkreis Tempelhof-Schöneberg ist sehr engagiert im Kampf gegen Antisemitismus und Rechtsextremismus.
    Cornelia Schwerin, Sprecherin vom Ev. Kirchenkreis Tempelhof-Schöneberg

  3. 1.

    Wurden da unbekannte Teilnehmer einfach freigeschaltet, Video und Ton einzuspielen?! In einem Gottesdienst? War da kein Admin dabei und hat gleich eingegriffen? Und um was für eine Art "Gottesdienst" ging es da überhaupt, wenn er rechtsextreme Störer anlockt?
    Was man gegen solches Trollen ("zoom bombing") von Videokonferenzen tun kann/muss, wurde schon vor Monaten ausgiebig diskutiert, www.google.com/search?q=zoombombing . Eine öffentliche Videokonferenz anzubieten, ist halt kein Kindergeburtstag, und etwas anderes als ein Gottesdienst-Stream. Und da der Kirchenkreis scheinbar Zoom verwendet, dürfte er vielleicht bald unangenehme Fragen gestellt bekommen: www.datenschutz-berlin.de/infothek-und-service/themen-a-bis-z/corona-pandemie

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