Brandenburger Landtag - Debatte über Landwirtschaft wird von Protesten begleitet
Die Nachfrage nach regionalen Produkten ist im vergangenen Jahr gestiegen, aber Dürre und niedrige Lebensmittelpreise machen den Bauern in Brandenburg zu schaffen. Am Donnerstag debattiert der Landtag über eine Stärkung der Betriebe - begleitet von Protesten.
In einer Aktuellen Stunde hat sich der Potsdamer Landtag am Donnerstagmorgen mit den Problemen der Landwirtschaft in Brandenburg befasst.
In der Corona-Pandemie sei die Nachfrage nach regionalen Produkten stark gestiegen, heißt es in dem Antrag der Grünen zur Aktuellen Stunde. Gleichzeitig stehe die Landwirtschaft nach Jahren der Trockenheit vor großem Herausforderungen. Die Abgeordneten wollen über Konzepte zur Stärkung der Betriebe debattieren.
Vor dem Potsdamer Landtag demonstrierten mehrere Landwirte mit Traktoren für eine neue Preispolitik bei landwirtschaftlichen Produkten.
Grüne und Linke kritisieren Discounter-Preise
Der Fraktionsvorsitzende der Grünen, Benjamin Raschke kritisierte den Einzelhandel für die aktuelle niedrigen Preise, die für Landwirtschaftsprodukte gezahlt würden. Angesichts des weiter steigenden Vermögens der Besitzer von Discountketten forderte er "ein Ende der Umverteilung von Unten nach Oben".
Der agrarpolitische Sprecher der Linksfraktion, Thomas Domres betonte, dass Landwirte mit vielen Schwierigkeiten zu kämpfen hätten. "Ein Kernproblem liegt darin, dass die Schere zwischen der Notwendigkeit, einem knallharten Preiswettbewerb am Weltmarkt zu bestehen, und den Ansprüchen der Verbraucher an eine umweltverträgliche Landwirtschaft immer weiter auseinandergeht", sagte Domres. Der Preiswettbewerb führe zu prekärer Beschäftigung und dazu, dass schon die Einführung eines Mindestlohns in der Branche ein Problem werde. "Wenn die Landwirtschaft die Profite von Molkerei-, Schlachthof- und Lebensmittelkonzernen erarbeitet, ohne selbst anständig bezahlt zu werden, ist das ein Fehler im System."
Trockenheit und Klimawandel bereiten Probleme
Abgesehen von den niedrigen Preisen im Einzelhandel haben Landwirte in Brandenburg in den vergangenen Jahren zunehmend mit Hitzewellen und der Trockenheit zu kämpfen. Dabei regnet es aufs Jahr gerechnet nicht weniger, wie ein Blick auf die Niederschlagsstatistiken zeigt. Im langjährigen Mittel regnet es in Brandenburg jedes Jahr etwa gleich viel. Allerdings fehlt der Schnee im Winter. "Der Schnee hält den Boden aufnahmefähig und sorgt dafür, dass der Regen im Frühjahr normal versickern kann", sagt Carsten Linke vom Landesumweltamt Brandenburg.
Durch die steigenden Temperaturen beginnt gleichzeitig die Vegetationszeit früher. Der Niederschlag, der eigentlich das Grundwasser auffüllen sollte, geht ins Pflanzenwachstum. Dadurch verdunstet mehr Wasser an der Oberfläche. Um die steigende Verdunstung auszugleichen, fällt zu wenig Regen auf die märkischen Felder - und dazu noch in der falschen Intensität. Denn die Landwirtschaft benötigt Landregen, also langanhaltenden gleichmäßigen Dauerregen.
Landwirte protestieren in Berlin
Bauern in ganz Deutschland fordern seit Dienstag unter anderem mit Kundgebungen in Berlin politische Kursänderungen und sichere Einkommen für ihren Berufsstand. Die Protest-Aktionen sollen noch bis kommenden Sonntag fortgesetzt werden.
Mit rund 100 Traktoren zogen Demonstranten am Dienstagvormittag vor mehrere Bundesministerien in der Bundeshauptstadt. Die Landwirte verlangen Regelungen für kostendeckende Preise für ihre Erzeugnisse und mehr heimische Nahrungsmittel im Handel. Strengere Vorgaben, wie etwa beim Düngen, sollen ausgesetzt werden, Corona- und Schweinepest-Hilfen sofort fließen. Weitere Demonstrationen in Berlin sind bis Sonntag angekündigt.
"Wir haben es satt"-Demo vor zwei Wochen
Bereits am Samstag vor zwei Wochen hatten Landwirte sowie Klima-, Umwelt- und Tierschützer für eine grundlegende Wende in der Agrar- und Ernährungspolitik demonstriert.
Das Bündnis "Wir haben es satt" forderte vor dem Kanzleramt symbolisch mit rund zehntausend Fußabdrücken auf Papier eine bäuerliche, ökologische und klimafreundliche Landwirtschaft. Im sogenannten Superwahljahr 2021 mit Bundestagswahl und sechs Landtagswahlen müssten die Weichen dafür gestellt werden.
Auch eine Demonstration mit nach Veranstalterangaben rund 30 Traktoren, die hupend durch das Berliner Regierungsviertel fuhren, gehörte zu dem Protest.
Sendung: Inforadio, 28.01.2021, 10 Uhr