Prinzip Joint Venture - Kriminelle Banden agieren laut Berliner LKA immer öfter gemeinsam
In der organisierten Kriminalität in Berlin arbeiten Banden immer öfter zusammen, heißt es vom Landeskriminalamt. Statt abgeschotteter Clans beobachten die Ermittler, wie sich die Täter in puncto Organsisation am Prinzip legaler Firmen orientieren.
Die organisierten kriminellen Banden in Berlin gehen zunehmend flexibel vor und setzen auf Zusammenarbeit. Das sagte Kriminaldirektor Stefan Pietsch, Leiter des Bereichs Organisierte Kriminalität im Landeskriminalamt (LKA), am Montag im Innenausschuss des Abgeordnetenhauses. Die frühere Abschottung der Kriminellen nach Herkunft, Familien und bestimmten Gruppen werde "zu Gunsten des Joint-Venture-Gedankens zur Erreichung des Tatziels aufgegeben", so Pietsch. Ein Joint Venture in der Wirtschaft ist ein Zusammenschluss von Unternehmen für bestimmte Projekte.
Die Kriminalpolizei stelle zudem fest, dass die Spezialisierung auf bestimmte Delikte abnehme, sagte Pietsch weiter. Die Täter und Banden seien bei den verbreiteten Kriminalitätsformen wie Rauschgifthandel, Diebstahl und Raub, Waffenhandel und Geldwäsche inzwischen oft "deliktsübergreifend" tätig.
Seit einigen Jahren würden auch neue Banden auftreten und versuchen, in den kriminellen Markt einzudringen. Besonders tschetschenische Gruppen würden sich "zunehmend von der Rolle des kriminellen Dienstleisters zum kriminellen Akteur" entwickeln.
Kripo arbeitet enger zusammen
Wichtig für die Kriminalpolizei sei daher immer mehr die Zusammenarbeit mit anderen Behörden, Bundesländern und Staaten, so Pietsch. Das hätten auch die erfolgreiche Beschlagnahmung von 77 Immobilien krimineller Mitglieder eines arabischstämmigen Clans, das Vorgehen gegen kriminelle Rockergruppen und EU-übergreifende Projekte gezeigt.
Im bereits im Dezember veröffentlichten LKA-Bericht für das Jahr 2019 zur organisierten Kriminalität wurden 56 Ermittlungsverfahren mit insgesamt 432 Verdächtigen geführt. Elf Verfahren richteten sich gegen Mitglieder von Clans, vor allem wegen Diebstahl und Einbruch sowie Rauschgifthandel und -schmuggel.
Bei weiteren Ermittlungskomplexen ging es um Rockerkriminalität und Russisch-Eurasische Kriminelle. Bundesweit waren es 579 Ermittlungsverfahren. Das kleine Bundesland Berlin stand nach den großen Flächenländern Nordrhein-Westfalen, Bayern und Niedersachsen bereits an vierter Stelle.
Sendung: Inforadio, 25.01.2021, 15 Uhr
Kommentarfunktion am 26.01.2021, 12:05 Uhr geschlossen. Die Kommentare dienen zum Austausch der Nutzerinnen und Nutzer und der Redaktion über die berichteten Themen. Wir schließen die Kommentarfunktion unter anderem, wenn die Kommentare sich nicht mehr auf das Thema beziehen oder eine Vielzahl der Kommentare die Regeln unserer Kommentarrichtlinien verletzt.