Illegale AfD-Party in Cottbus - Innenausschuss spricht über von Lützow - ohne von Lützow

Mi 13.01.21 | 19:34 Uhr | Von Amelie Ernst
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Daniel Freiherr von Lützow (AfD) (Quelle: dpa/Soeren Stache)
Audio: radioeins | 13.01.2021 | Amelie Ernst | Bild: dpa/Soeren Stache

Eine illegale Party, nächtlicher Lärm, eine gewürgte Polizistin - und mittendrin der AfD-Abgeordnete von Lützow. Nun hat sich der Brandenburger Innenausschuss mit den Cottbuser Geschehnissen befasst. Doch von Lützow selbst blieb der Sitzung fern. Von Amelie Ernst

Was war los auf der Geburtstagsparty einer Cottbuser AfD-Politikerin in der Nacht vom 27. auf den 28. Dezember? Fest steht: Nachbarn hatten die Polizei gerufen, wegen des Lärms. Die neun Gäste hielten sich zudem bei (und mit) der Party nicht an die geltenden Corona-Regeln. Und: Ein Gast würgte eine Beamtin.

Nun gerät auch AfD-Landesvize und -Landtagsmitglied Daniel Freiherr von Lützow in den Fokus. Er habe bei dem Einsatz mehrfach gedroht, er "werde jeden alle machen, der dieses Zimmer betreten wolle", berichtete der Brandenburger Innenminister Michael Stübgen (CDU) am Mittwoch im Innenausschuss des Landtags aus den Polizeiakten. Von Lützow habe angegeben, in dem Zimmer würden sich seine Lebensgefährtin und sein Kind befinden. Zudem habe der AfD-Politiker die Beamten deutlich darauf hingewiesen, dass er Mitglied im Innenausschuss des Landtags und dass der Einsatz für die Beamten "ein Nachspiel" haben werde. Schließlich habe von Lützow auf eine militärische Ausbildung verwiesen und erklärt, er sei acht Jahre als Soldat im Kosovo im Einsatz gewesen.

Anzeige wegen Verdachts der Bedrohung

Daraufhin sei gegen von Lützow Anzeige wegen des Verdachts der Bedrohung und Nötigung von Beamten gestellt worden, sagte Stübgen am Mittwoch in der Ausschusssitzung. Zwei weitere Gäste der Party seien in Gewahrsam genommen worden, nachdem sie Beamte tätlich angegriffen und verletzt hätten.

Von Lützow selbst sagte eine Teilnahme an der Videokonferenz des Innenausschusses ab - er sei erkältet und werde sich einen Anwalt nehmen.

Politiker aller anderen Fraktionen forderten die anderen AfD-Abgeordneten im Innenausschuss dazu auf, sich deutlich vom Verhalten ihres stellvertretenden Landeschefs zu distanzieren: Allein schon mit der Teilnahme an einer nicht regelkonformen Party diskreditiere sich von Lützow, so SPD-Ausschussmitglied Andreas Noack. Als Mitglied des Landtags und damit Teil des Gesetzgebers habe sich von Lützow an die Regeln zu halten – ebenso, wie man es von allen anderen Bürgern erwarte.

Es sei das erste Mal, dass ein Mitglied des Innenausschusses Polizeibeamten, für deren Belange der Ausschuss zuständig sei, offenbar massiv Widerstand geleistet habe, so CDU-Innenexperte Björn Lakenmacher. Deshalb habe von Lützow seinen Posten im Innenausschuss umgehend abzugeben. Dieser Forderung schlossen sich viele Ausschussmitglieder an.

AfD pocht auf "Selbstreinigungskräfte"

Doch die AfD-Abgeordneten Wilko Möller, Michael Hanko und Lars Schieske sahen dafür in der Videoschalte keinen Grund: Vielmehr sei zu klären, wie Details zum Einsatz in Cottbus überhaupt an die Öffentlichkeit gelangen konnten. "Sie sollten die Selbstreinigungskräfte der AfD nicht unterschätzen", so Möller. Man werde aber zunächst die Ermittlungen abwarten und von Lützow im Ausschuss halten. "Es handelt sich um ein laufendes Verfahren", sagte AfD-Politiker Michael Hanko. SPD-Innenexpertin Inka Gossmann-Reetz kommentierte, wenn die "Selbstreinigungskräfte" der AfD wirklich funktionieren würden, dann müsse die AfD den Landesverband nun langsam auflösen.

Nach Bekanntwerden des Vorfalls Anfang Januar hatte die AfD-Fraktionsspitze zunächst davon gesprochen, dass eine Thematisierung im Innenausschuss nur "billige Effekthascherei" der Linken sei.

In seiner nächsten Sitzung will sich der Innenausschuss des Landtags erneut mit dem Fall von Lützow befassen.

Sendung: Radioeins, 13.01.2021, 18:20 Uhr

Beitrag von Amelie Ernst

23 Kommentare

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  1. 23.

    Ich tippe eher auf Realitätsverlust wie bei fast allen AfD Mitgliedern und Anhängern. Evt. noch Machtrausch. So oder so zeigt sich wieder einmal deutlich wie wenig diese "Herrrschaften" charakterlich geeignet sind in deutschen Parlamenten zu sitzen. Schlimmer noch, Entscheidungen, die uns alle angehen, zu treffen.

  2. 22.

    Das scheint mir Narzismus zu sein: "Zeigt mir doch erstmal, daß Ihr besser seid als ich!" ... und wenn das dann klar gezeigt wurde: "Isch bin von der Maustaste abgerutscht... dem Polizisten direkt ins Ooge!"

  3. 21.

    "Nach dem Lebenslauf, den er etwa auf einer von ihm betriebenen Homepage („dervolkslobbyist“) veröffentlicht hat, war von Lützow von 1993 bis 1997 Zeitsoldat mit dem Dienstgrad Stabsunteroffizier und von 1999 bis 2000 beim Einsatz der Bundeswehr im Kosovo dabei." Quelle: pnn.de

    https://www.pnn.de/brandenburg/-corona-party-in-cottbus-brandenburgs-afd-vizechef-soll-polizisten-bedroht-haben/26788496.html

    Mmh "Acht Jahre den Arsch im Kosovo aufgerissen"? Not really. Und überhaupt, glaubt v. L. wirklich, dass er Kraft seiner Wassersuppe die am Einsatz beteiligten Polizisten davon abhalten kann wahrheitsgemäß über den Vorfall zu berichten und seine (mutmaßlichen) Lügen zu betätigen? Ist das Dummheit, Hybris, beises oder wat?

  4. 20.

    Sein Hinweis auf die "8 Jahre Kosovo" dürfte wohl der Versuch einer eloquenten Version vom Köpenicker "Hamse überhaupt jedient?" sein. Wenn die "Selbstreinigungskräfte der Blaubraunen" nur so weit gehen, daß man herausfinden will, "wie Details zum Einsatz in Cottbus überhaupt an die Öffentlichkeit gelangen konnten" und "etwaige Verhaltensauffälligkeiten" gar nicht thematisieren werden, sehe ich da nicht den Hauch irgendeiner Form von Eloquenz, sondern nur "ein Pochen auf nie vorhanden gewesene Privilegien".

    Wenn ick sowat lese, fängt meine ganze Blutlinie an, in ihren Gräbern zu rotieren.

  5. 19.

    Mir ging es garnicht um eine biologische Zugehörigkeit - Blutlinie hieß das wohl mal, was ich persönlich grauslich finde - mir ging es um den Verhaltenskonsens innerhalb solcher Zusammengehörigkeit. Einige können und wollen sich davon freimachen, andere nicht. Siehe auch mein Beitrag Nr. 14.

  6. 18.

    Kurt Wilhelm sucht....

  7. 17.

    Man erwartet direkt, daß der Herr die Beamten mit "Hamse überhaupt jedient?" abgefertigt hätte.

    Oder um H. Mann sinngemäß zu zitieren:
    Den preußischen Landadel, den macht uns so schnell keiner nach.

  8. 16.

    Ja, Volltreffer. ...und auch nicht die moralische Reife.
    "Acht Jahre als Soldat in Kosovo", soll das jetzt auf irgendwelche Heldentaten verweisen oder nur darauf, dass es geil ist andere sinnlos anzukeifen oder selber nur stumpfsinnig und unreflektiert irgendwelche "Befehle", die sich Vorgesetzte ausdenken, zu befolgen. Na ja, diese Form von Militarismus paßt ja ganz prima zur AFD - hat wohl niemand ernstlich was anderes erwartet. Zu Nr. 8: Es gibt bereits elektrische Rasierer, Bart- und Langhaarschneider, deren Nutzung nicht per Gesetz verboten ist.

  9. 15.

    Dann würde ich den Kreis doch auf die makellos frisierten Balltreter und die Wirtschaftsfunktionäre ausweiten wollen.
    Nicht um zu einem gegenseitiges Fingerzeigen zu ermuntern, sondern um dieses gerade abzustellen.

    Das Friseurhandwerk ist ja nicht verboten. Offenbar gibt es Privataudienzen, denn die Infektion geschieht ja im Wesentlichen durch das massenhafte Prakizieren. Aber stören tut´s mich schon, gewiss. Bei allen Genannten.

  10. 14.

    Es geht hier garnicht um PR. - "Adel verpflichtet" ist ja mit dem Ende der Monarchie nicht zu Ende gegangen. Das will ich nicht pauschal sehen, doch es steckt derartigen Menschen sehr oft immer noch in den Knochen.

    Einer der ganz Wenigen, die sich davon vollkommen lösten, war ein gewisser Dietmar Edler Freiherr zu Schönen. Der hatte das ganze Zu und Mit abgelegt und hat nach dem Sturz Somozas in Nicaragua beim Aufbau des Landes mitgeholfen. Nicht nur mit Geld, auch ganz praktisch. Bekannter unter dem Namen Dietmar Schönherr.



  11. 13.

    "Okay, das gehört hier nicht so passend her! Aber alle die hier schreien, hat sich je jemand Gedanken gemacht, wo die Abgeordneten und die der Bundesregierung, zum Friseur gehen?"

    Die Regeln sind Ihnen sicher bekannt und daher wissen Sie natürlich, dass man eine Person eines fremden Haushaltes zu sich einladen kann. Es gibt Friseure, die auch Hausbesuche machen und unter den nötigen Hygieneregeln trotzdem noch einen Haarschnitt hinbekommen.

    Aber Sie haben Recht. Das gehört wirklich nicht hierher.

  12. 12.

    Ein "von" steht schon einmal im Namen. Daher steht es mir auch zu, den eingesetzten Beamten, höflich auf die ... hinzuweisen, dass ich im innen Ausschuss sei, und als Soldat im ... Gebiet war.
    Ooooh, welche Bauklötze fehlen heute?

    Na, als Soldat kennt er sicher den Begriff der Feldhygiene, dazu gehört auch ein kurzer Haarschnitt, ohne das Handwerk der Frieseure zu bemühen.

    Ein Nachspiel, sehr geehrter Herr " von ..." sollte es nicht geben, wenn Sie sich aus allen Ämtern zurück ziehen. Ob Sie diese grösse im Besitz habe, nicht im Eigentum, steht noch im raume!

    Das ganze ist derartig traurig! Ohne Worte!

  13. 10.

    Sie haben recht, das gehört nicht hierher. Das gehört in die unterste Schublade von dämlichen Ablenkungsmanövern.

    Sie wollen also Friseurbesuch (eher Maskenbildner, kA) mit dem Angriff auf Polizisten (tätlich wie verbal) gleichsetzen? Das lässt tief blicken aber bei AfD Jüngern wundert mich eigentlich nichts mehr.

  14. 9.

    "Wo seine Vorvorvorväter schwarzgewandet durch die Wälder streiften" - nicht jeder von Lützow ist Nachnachnach ... fahre. Hier, bei den Wünsdorfer von Lützow´s - aus der Linie kommt Daniel Freiherr von Lützow - wurde, wie bei vielen "von`s" adoptiert.

  15. 8.

    Okay, das gehört hier nicht so passend her! Aber alle die hier schreien, hat sich je jemand Gedanken gemacht, wo die Abgeordneten und die der Bundesregierung, zum Friseur gehen? Denn nach einem Monat ohne Haare schneiden, würden alle die sich öffentlich zur Schau stellen, um Interviews zu geben, katastrophal aus sehen! Schon darüber einmal nachgedacht? Glashaus und Steine.

  16. 7.

    Hmmm... in diesem Fall sind mir "Abgeordnete ohne geistige und sittliche Reife" deutlich ... ich hätte beinahe gesagt "lieber" ... als "Soldaten ohne geistige und sittliche Reife".

  17. 6.

    "Wo seine Vorvorvorväter schwarzgewandet ...." Heute ärgern sie sich schwarz. ;-)

    Im Ernst, sind das überhaupt seine Vorfahren und was spielt das für eine Rolle? Mal von der PR abgesehen?

  18. 5.

    "deutlich darauf hingewiesen, dass er Mitglied im Innenausschuss des Landtags und dass der Einsatz für die Beamten "ein Nachspiel" haben werde. Schließlich habe von Lützow auf eine militärische Ausbildung verwiesen und erklärt, er sei acht Jahre als Soldat im Kosovo im Einsatz gewesen."


    Die Abgeordneten der rechtsextremen AfD beweisen wieder einmal dass sie weder die geistige, noch die sittliche Reife besitzen in deutschen Parlamenten zu sitzen.

  19. 4.

    "deutlich darauf hingewiesen, dass er Mitglied im Innenausschuss des Landtags und dass der Einsatz für die Beamten "ein Nachspiel" haben werde. Schließlich habe von Lützow auf eine militärische Ausbildung verwiesen und erklärt, er sei acht Jahre als Soldat im Kosovo im Einsatz gewesen."

    ... hüstl, hüstl ...
    Immer gut, wenn man jemanden hat, der sich in der Verteidigung des Rechts und der Freiheit auskennt! Daß dieser Jemand sich dann daneben noch in Recht und Freiheit auskennen sollte, ist wohl überbewertet und bei der Ausübung der Verteidigung wohl eher zweitrangig. Es braucht nur jemanden, der sagt, wo es lang geht... und wie wir alle wissen, macht man etwas lieber selbst, wenn es gut werden soll.

  20. 3.

    Wo seine Vorvorvorväter schwarzgewandet durch die Wälder streiften, um dem eingerückten Napoleon Herr zu werden, verschreibt sich nun einer der Nachnachnach ... fahren dem unausdrücklichem Kampf gegen die Corona-Beschränkungen. Mir kommt das analog vor wie bei Schill. Da steht in Höhe Baumgartenbrück der Schill-Stein, gleichfalls aufgestellt aus den Kämpfen gegen Napoleon. Ebenfalls einer der Nachnachnach ... fahren machte dann in Hamburg als Richter Gnadenlos gehörig Aufsehen, tobte als Zweiter Bürgermeister durch die Stadt, um dann allerdings mitsamt seines politischen Vereins sang- und klanglos zu verschwinden.

    Nicht wegen Sippenhaft schreibe ich dies, sondern wegen der Tragödie zuweilen auftretender familiärer Verstrickung. Manchmal zumindest. Bei Fest ist es ja nahezu analog.

  21. 2.

    Wer jetzt als AfD Anhänger immer noch nicht weiß welche kriminelle Bande er da unterstützt, dem ist nicht mehr zu helfen.

    https://www.welt.de/politik/deutschland/article176088649/AfD-und-Justiz-Fast-jeder-zehnte-AfD-Abgeordnete-hat-Aerger-mit-dem-Gesetz.html

  22. 1.

    Weil er ein „von“ kann er sich so benehmen.

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