Reaktion auf Anschlag in Hanau - Berlin setzt Kommission gegen antimuslimischen Rassismus ein

Fr 19.02.21 | 13:02 Uhr
  4
U-Bahn, Mevlana Moschee, Kottbusser Tor, Kreuzberg, Berlin (Quelle: dpa/Joko)
Bild: dpa/Joko

Als erstes Bundesland bekommt Berlin eine Expertenkommission zu antimuslimischem Rassismus. Die konstituierende Sitzung sei am kommenden Freitag geplant, sagte der Sprecher der Senatsjustizverwaltung, Sebastian Brux, dem Evangelischen Pressedienst (epd) am Freitag und bestätigte damit einen Bericht des "Tagesspiegels [tagesspiegel.de]".

Ziel sei, das Handeln von Politik und Verwaltung auf den Prüfstand zu stellen, betonte Justizsenator Dirk Behrendt (Grüne): "Antimuslimischer Rassismus ist ein Problem, das wir genauer in den Blick nehmen müssen." Nach dem rassistischen Anschlag in Hanau vor einem Jahr habe sich die Frage gestellt, "ob wir wirklich schon genug gegen antimuslimischem Rassismus tun", so Behrendt.

Konkrete Empfehlungen bis Frühjahr 2022

Zunächst sei eine Bestandsaufnahme geplant, betonte Behrendt. Danach sollen bis zum Frühjahr 2022 konkrete Empfehlungen erarbeitet werden. Die Begleitung und Moderation der Kommission übernimmt laut Justizsenat Eren Ünsal, Leiterin der Berliner Landesantidiskriminierungsstelle.

Weitere Mitglieder sind den Angaben zufolge Zülfukar Cetin von der Evangelischen Hochschule Berlin, Ozan Zakariya Keskinkilic von der Alice Salomon Hochschule Berlin, Sanem Kleff von der Kampagne "Schule ohne Rassismus" und Yasemin Shooman vom Deutschen Zentrum für Integrations- und Migrationsforschung (DeZIM). Das Islamforum der Integrationsbeauftragten entsende zudem Lydia Nofal und Mohammed Hajjaj in die Kommission.

Die Landesantidiskriminierungsstelle hat den Angaben zufolge seit 2018 auch das Landesprogramm gegen Rechtsextremismus, Rassismus und Antisemitismus um den Förderbereich antimuslimischen Rassismus erweitert.

Sendung: Abendschau, 19.02.2021, 19:30 Uhr

4 Kommentare

Wir schließen die Kommentarfunktion, wenn die Zahl der Kommentare so groß ist, dass sie nicht mehr zeitnah moderiert werden können. Weiter schließen wir die Kommentarfunktion, wenn die Kommentare sich nicht mehr auf das Thema beziehen oder eine Vielzahl der Kommentare die Regeln unserer Kommentarrichtlinien verletzt. Bei älteren Beiträgen wird die Kommentarfunktion automatisch geschlossen.

  1. 4.

    Von "antimuslimischem Rassismus" sprechen diejenigen, die den Begriff "Islamophobie" vermeiden wollen (von dem inzwischen zu vielen bekannt ist, dass es sich ursrprünglich um einen Kampfbegriff von Ayatollah Khomeini und seinen Jüngern zur Immunisierung gegen Kritik an ihrem reaktionären Gottesstaat handelte). In Frankreich haben Politiker bis hin zum Präsidenten inzwischen auf die harte Tour gelernt, sich von derlei Vorwürfen beim Bemühen um innere Sicherheit nicht mehr irritieren zu lassen.

  2. 2.

    Viel Erfolg bei der dringend notwendigen Bestandsaufnahme! @rbb Welche Ressourcen werden der Kommission dafür zur Verfügung gestellt oder ist das ein ehrenamtliches Gremium? Wenn ich es richtig verstanden habe bedeutet "antimuslimischer Rassismus" weitgehend das gleiche wie im englischsprachigen Islamophobia, welche Rassismus inkludiert - anders als im deutschen Sprachgebrauch.
    Mehr zur Definition von antimuslimischem Rassismus hier:
    www.bpb.de/politik/extremismus/radikalisierungspraevention/302514/was-ist-antimuslimischer-rassismus

  3. 1.

    Grundsätzlich finde ich diese Untersuchung in Form einer Expert:innenkommission richtig und wichtig. Ich frage mich aber in aller Naivität: Gibt es wirklich diese Form des antimuslimischen Rassismus' als separates Phänomen wie dem Antisemitismus oder ist es schlicht und einfach "gewöhnlicher" Rassismus gegen alle, die nicht dem gängigen Archetyp des Durchschnittsdeutschen ohne Migrationsgeschichte entsprechen? Nazis und Islamisten teilen sich ja gerne das gemeinsame Feindbild und die NPD ist bspw. in der Vergangenheit nicht gerade auf Distanz zu muslimischen Hardlinern gegangen, um es Mal vorsichtig zu formulieren. Al-Quds-Tag und ähnliche ekelhafte Veranstaltungen ziehen ja auch Extremisten aus allen Lagern an, so dass am Ende Teile der Linken mit Rechten und Islamisten zusammen marschieren.

Nächster Artikel

Das könnte Sie auch interessieren