Ausbreitung von B.1.1.7 in Berlin - Kalayci warnt vor Dominanz der "britischen" Virus-Mutation

Mo 15.02.21 | 16:20 Uhr
  37
Dilek Kalayci (SPD), Gesundheitssenatorin (Quelle: dpa/Wolfgang Kumm)
Bild: dpa/Wolfgang Kumm

Die besonders ansteckende Virus-Mutation B.1.1.7 breitet sich auch in Berlin immer stärker aus. Gesundheitssenatorin Kalayci rechnet damit, dass sie bis März oder April das Infektionsgeschehen dominieren und für mehr schwere Krankheitsverläufe sorgen könnte.

Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci (SPD) hat davor gewarnt, dass die "britische" Virus-Variante B.1.1.7 schon in wenigen Wochen auch in Berlin dominieren könnte. Bislang seien in der Hauptstadt 409 Fälle von Infektionen mit Virus-Varianten erfasst worden. "Führend ist die britische Variante mit 361 Fällen", sagte Kalayci am Montag im Gesundheitsausschuss des Abgeordnetenhauses.

B.1.1.7 macht zehn Prozent der Mutationen aus

Die zuerst in Großbritannien entdeckte Variante gilt als besonders infektiös. Sie könnte sich daher schneller ausbreiten als frühere Corona-Formen. "In einigen Teilen Deutschlands beobachten wir schon, dass es inzwischen sehr hohe Anteile sind", sagte Kalayci. "Wir müssen einfach davon ausgehen, dass es März, aber spätestens April tatsächlich passieren kann, dass diese Virus-Variante die Herrschaft übernimmt."

Wenn die "britische" Variante dominiere, seien eine noch größere Dynamik beim Infektionsgeschehen und auch schwerere Krankheitsverläufe zu befürchten. Deshalb müssten Hygieneregeln dann noch strenger eingehalten werden. Kalayci sagte, in Berlin liege der
Anteil der Mutanten unter den nachgewiesenen Corona-Fällen nach Daten aus den Berliner Laboren vom Freitag bei zehn Prozent.

60 Infektionen mit Mutante in Viantes-Klinikum

Am Vivantes-Klinikum in Berlin-Spandau wurden inzwischen 60 Neuinfektionen mit der britischen Corona-Variante festgestellt. Unter den Infizierten seien 21 Mitarbeiter, teilte der landeseigene Klinikkonzern am Montag mit.

Bei Tests von 1.200 Mitarbeitern wurden nach Vivantes-Angaben im Vergleich zur Vorwoche neun weitere Corona-Infektionen bei Menschen ohne Symptome gefunden. Die positiven Tests würden nun auch auf Virus-Varianten untersucht. Bis 25. Februar gilt ein Aufnahmestopp an dem 600-Betten-Haus. "Die Rettungsstelle ist gesperrt und wird von der Notfallrettung nicht mehr angefahren", erklärte Vivantes.

Intensivmediziner warnen vor Lockerungen

Wie verbreitet Varianten bundesweit schon sind, wird vom Robert Koch-Institut (RKI) untersucht. Ergebnisse einer zweiten Erhebung werden in dieser Woche erwartet. In einer ersten Stichprobe von Ende Januar lag der Anteil von B.1.1.7 bei knapp sechs Prozent.

Zuletzt hatten auch Berliner Intensivmediziner vor der Virus-Mutation und einer frühzeitigen Lockerung der Eindämmungsmaßnahmen gewarnt. "Diese Mutationen machen uns erhebliche Sorge", betonte Jörg Weimann, Chefarzt für interdisziplinäre Intensivmedizin am Berliner Sankt Gertrauden-Krankenhaus, am Montagmorgen im Inforadio des rbb. "Die Lockdown-Maßnahmen helfen zwar gegen den Wild-Typ. Wir sind aber in großer Sorge, dass das uns jetzt in die Parade fährt", sagte Weimann, der zugleich Berliner Landesvorsitzender des Bundes der Anästhesisten ist. Wenn sich die Mutante B.1.1.7 hier so ausbreite wie in England, Portugal und Irland, "dann geht das alles wieder von vorne los. Und dann kann das eine ganz neue Dimension annehmen, mit der dann erneut das Gesundheitswesen erheblich in Bedrängnis kommen könnte", warnte Weimann.

Sendung: Inforadio, 15.02.2021, 14:00 Uhr

37 Kommentare

Wir schließen die Kommentarfunktion, wenn die Zahl der Kommentare so groß ist, dass sie nicht mehr zeitnah moderiert werden können. Weiter schließen wir die Kommentarfunktion, wenn die Kommentare sich nicht mehr auf das Thema beziehen oder eine Vielzahl der Kommentare die Regeln unserer Kommentarrichtlinien verletzt. Bei älteren Beiträgen wird die Kommentarfunktion automatisch geschlossen.

  1. 37.

    "Hier nun wieder einen hardcore Mutantenfilm aufzumachen, ist nicht mehr drin."
    Naja - es gibt auch dazu eine Studie....

    https://www.spektrum.de/news/horror-fans-mentales-training-fuer-die-apokalypse/1819904

  2. 36.

    Wenn es schon rassistisch ist ein Virus als britische Variante zu bezeichnen, dann ist Deutschland wirklich nicht mehr zu retten.

  3. 35.

    Trotzdem ich glaube, daß es Corona gab, bin ich echt der Überzeugung, Sie sollten alle mal nochmal zur Normalität und Realität zurückkehren und Ihren schrillen Coronatrip und Coronawahn hinter sich lassen.
    Wer krank ist, bleibt zu Hause und für alle anderen gilt wieder Normalität.
    Hier nun wieder einen hardcore Mutantenfilm aufzumachen, ist nicht mehr drin.

  4. 34.

    Danke, Alice! :) Das da verlinkte paper hab ich auf Tobias' Hinweis hin auch gefunden. Merci!

  5. 33.

    Jetzt drehen alle am Rad,jetzt ist das Virus schon rassistisch.Na klar gibt es die britische Variante,das kann ganz normal über die genetischen Muster die sich ändern nachvollzogen werden. Mir ist nur nicht klar wie man diese Mutation von dort einschleppen konnte,wenn man sich nur noch 15km vom Wohnort entfernen durfte und darf.Das Virus kann nur gebeamt wurden sein !

  6. 32.

    Ich bin medizinischer Laie. Daß aber Viren aller Art in Varianten auftreten, scheint mir keine neue Erkenntnis zu sein. Siehe die Grippeviren (Influenza). Das Auftreten von "Mutationen" ist dann ein erwartbarer und "normaler" Vorgang, jedenfalls kein Grund zur Panikmache.

  7. 31.

    Ok - zweiter Versuch. @ RBB - diese Informationen sind frei für jedermann zugänglich und beinhalten einfach nur Fakten.

    https://www.rki.de/DE/Content/InfAZ/N/Neuartiges_Coronavirus/Virusvariante.html;jsessionid=A440C06E94FD888D24858B5D4F71F860.internet061?nn=2444038

  8. 30.

    Kleiner Hinweis an den RBB24. Es ist nicht mehr political correct von einer Britischen Variante zu sprechen. Da dies als rassistisch definiert wird. Siehe Markus Lanz der das in dieser Richtung verstanden wissen möchte.

  9. 29.

    Nachdem mit dem "normalen" Covid Virus das beibehalten des Lockdown nicht mehr zu begründen ist, weil die Zahlen immer weiter sinken, soll jetzt die angeblich viel gefährlichere Mutation, die angeblich auf dem Vormarsch ist als Begründung für Weiterführung der Freiheits- und Grundrechtseinschränkungen herhalten. Das ist so durchschaubar das es peinlich ist.

  10. 28.

    Einfach mal bei der Senatorin anfragen. Sie hilft bestimmt gern...

  11. 27.

    Ich darf nichts anbieten, genauso wie der Rest der Bevölkerung. Unsere Meinung zählt nicht und dem deutschen Volk wird die Zunge raus gerissen.

  12. 25.

    Zu den 409 Fälle von Infektionen mit Virus-Varianten wäre auch interessant, wieviele bislang genesen sind.
    Wir wollen doch nicht alle ständig addieren - oder doch?

  13. 21.

    Haben alle etwas Vergessen, es ist Wahlkampf......

  14. 19.

    Nein, seit einigen Tagen geht es darum, dass die Mutation die Wahrscheinlichkeit der Sterblichkeit um 60% Erhöht. Wäre zB die Wahrscheinlichkeit gerade 1% wären es dann 1,6 % etc. Es hat wohl mit der sehr hohen Viruslast zu tun, die mit einer Infektion mit dieser Mutation einhergeht. In GB waren auch weit mehr jüngere Leute (auch Kinder und Jugendliche) wegen einer Infektion im Krankenhaus als bei dem Wildtyp.

  15. 18.

    Es ging neulich erst durch die Presse dass dem so ist. Relativ neue Erkenntnisse. Bei der Suchmaschine ihrer Wahl werden Sie sicher schnell fündig.

  16. 17.

    Sehr geehrtes "sc",
    weder noch. Es ist die Bridlingtonvariante.
    Mit freundl. Grüßen

  17. 14.

    Und gerade heute kam die Meldung über eine neue TÜRKISCHE Mutation.... Also ... Lockdown for ever!

  18. 13.

    Frau Kalayci nicht Reden sondern Handeln dieses ist doch Ihre Aufgabe als Gesundheitsenatorin. Panik Mache bringt nichts.

  19. 12.

    Ich vermute das mit den "schwereren Verläufen" bezieht sich darauf, dass es mit dem mehr an Fällen durch eine höhere Infektiösität (egal ob die dadurch entstehen, dass die Zahlen langsamer fallen oder ansteigen statt fallen) zu mehr Infektionen und anteilig mehr Fällen kommen. Ob der Virus selbst zu leichteren Fällen führt (wie anfangs vermutet) oder zu schwereren ist wohl noch immer unklar. Es gab ein NERVTAG Paper der britischen Regierung von Ende Januar, in der erste Studienergebnisse waren, die Hinweise für schwere gab, danach hat man aber nicht mehr viel davon gehört.

  20. 11.

    Die Dame sollte schleunigst ihr Amt niederlegen, denn peinlicher und kompetentloser gehts kaum!

  21. 10.

    Welche britische Variante eigentlich? Kent? Bristol? Liverpool?

  22. 9.

    Jeden Tag eine neue Panikmeldung: eine britisches Mutation, ein Turbo Virus, eins aus Südafrika und auch aus Brasilien. Es gibt ca. 195 Länder auf dieser Erde. Wenn jedes seine eigene Mutation bekommt und wir immer wieder vor Angst in den Lockdown gehen können wir für Jahre gleich drinbleiben. Viel wird dann von diesem Land allerdings nicht mehr übrig sein. Das Grippevirus mutiert jedes Jahr, darum gibt es auch jährlich eine neue Impfung. Das Virus hat 2017/18 ohne Lockdown
    ca. 25.000 Menschen in Dtschl. das Leben gekostet.

  23. 8.

    "Wir müssen einfach davon ausgehen, dass es März, aber spätestens April tatsächlich passieren kann, dass diese Virus-Variante die Herrschaft übernimmt."

    Au weia, jetzt kriege ich aber Angst..... - Ach nein, doch nicht, denn auch in GB (von dort soll die Mutation ja kommen) gehen die Zahlen runter.
    Also was soll diese Panikmache, Frau Senatorin?

  24. 7.

    Wie kommt diese Frau auf mehr schwerere Verläufe? Es wurde in GB immer gesagt sie ist bedeutend ansteckender aber nicht gefährlicher als die normale Variante. Wurde sie wieder von Herr Müller vorgeschickt um Panik zu verbreiten

  25. 6.

    Nicht zu vergessen, es könnte die Herrschaft an sich reißen.

  26. 5.

    Wenn diese Mutation so gefährlich ist, warum gibt es dann noch Flugverkehr, Schiffsverkehr?????

  27. 4.

    Lasst endlich diese Angstmache!

    Es mag ja alles richtig sein, dass es neue Virusvarianten gibt und dass diese - wie auch immer - gefährlicher sind.

    Es ist aber auch richtig, dass es im Grunde keine Konsequenzen hat. Wir halten die AHA Regeln ein, mehr können wir nicht tun. Das Ende der Fahnenstange ist erreicht.

    Was wir als Bürger jetzt brauchen ist Mut und Zuversicht, Aussichten und Perspektiven.

    Und keine Angst. Angst ist ein schlechter Ratgeber!

  28. 3.

    "Wenn die "britische" Variante dominiere, seien eine noch größere Dynamik beim Infektionsgeschehen und auch schwerere Krankheitsverläufe zu befürchten."

    Aus welcher Studie bzw. welchen Studien kommt die Info mit den schwereren Verläufen von B117? Hat jemand einen Titel oder sogar Link für mich? Das wäre super!

  29. 2.

    Komisch... Meines Erachtens nach haben die Lock Down Maßnahmen in England ebenfalls gegen die dort verbreitete Virusvariante geholfen. Warum sollten sie in Deutschland dann nicht helfen? Hauptsache wirre Panik verbreiten, dann wird man auch veröffentlicht...

  30. 1.

    In Panikverbreitung ist Frau Kalayi groß, aber an Kompetenz und Durchsetzungskraft fehlt es ihr.

Nächster Artikel

Das könnte Sie auch interessieren

Symbolbild: Luftblick auf die Berliner Innenstadt Ost - Höchhäuser der Leipziger Straße. (Quelle: dpa/Maurice Tricatelle)
dpa/Maurice Tricatelle

Analyse | BerlinTrend - Im Osten was Neues

Das BSW hat zwar noch keinen Landesverband gegründet, wirbelt dennoch die Mehrheiten durcheinander. Der neueste BerlinTrend zeigt, dass das Bündnis nicht nur der AfD Konkurrenz macht. Von Christoph Reinhardt