Ausbreitung von B.1.1.7 in Berlin - Kalayci warnt vor Dominanz der "britischen" Virus-Mutation
Die besonders ansteckende Virus-Mutation B.1.1.7 breitet sich auch in Berlin immer stärker aus. Gesundheitssenatorin Kalayci rechnet damit, dass sie bis März oder April das Infektionsgeschehen dominieren und für mehr schwere Krankheitsverläufe sorgen könnte.
Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci (SPD) hat davor gewarnt, dass die "britische" Virus-Variante B.1.1.7 schon in wenigen Wochen auch in Berlin dominieren könnte. Bislang seien in der Hauptstadt 409 Fälle von Infektionen mit Virus-Varianten erfasst worden. "Führend ist die britische Variante mit 361 Fällen", sagte Kalayci am Montag im Gesundheitsausschuss des Abgeordnetenhauses.
B.1.1.7 macht zehn Prozent der Mutationen aus
Die zuerst in Großbritannien entdeckte Variante gilt als besonders infektiös. Sie könnte sich daher schneller ausbreiten als frühere Corona-Formen. "In einigen Teilen Deutschlands beobachten wir schon, dass es inzwischen sehr hohe Anteile sind", sagte Kalayci. "Wir müssen einfach davon ausgehen, dass es März, aber spätestens April tatsächlich passieren kann, dass diese Virus-Variante die Herrschaft übernimmt."
Wenn die "britische" Variante dominiere, seien eine noch größere Dynamik beim Infektionsgeschehen und auch schwerere Krankheitsverläufe zu befürchten. Deshalb müssten Hygieneregeln dann noch strenger eingehalten werden. Kalayci sagte, in Berlin liege der
Anteil der Mutanten unter den nachgewiesenen Corona-Fällen nach Daten aus den Berliner Laboren vom Freitag bei zehn Prozent.
60 Infektionen mit Mutante in Viantes-Klinikum
Am Vivantes-Klinikum in Berlin-Spandau wurden inzwischen 60 Neuinfektionen mit der britischen Corona-Variante festgestellt. Unter den Infizierten seien 21 Mitarbeiter, teilte der landeseigene Klinikkonzern am Montag mit.
Bei Tests von 1.200 Mitarbeitern wurden nach Vivantes-Angaben im Vergleich zur Vorwoche neun weitere Corona-Infektionen bei Menschen ohne Symptome gefunden. Die positiven Tests würden nun auch auf Virus-Varianten untersucht. Bis 25. Februar gilt ein Aufnahmestopp an dem 600-Betten-Haus. "Die Rettungsstelle ist gesperrt und wird von der Notfallrettung nicht mehr angefahren", erklärte Vivantes.
Intensivmediziner warnen vor Lockerungen
Wie verbreitet Varianten bundesweit schon sind, wird vom Robert Koch-Institut (RKI) untersucht. Ergebnisse einer zweiten Erhebung werden in dieser Woche erwartet. In einer ersten Stichprobe von Ende Januar lag der Anteil von B.1.1.7 bei knapp sechs Prozent.
Zuletzt hatten auch Berliner Intensivmediziner vor der Virus-Mutation und einer frühzeitigen Lockerung der Eindämmungsmaßnahmen gewarnt. "Diese Mutationen machen uns erhebliche Sorge", betonte Jörg Weimann, Chefarzt für interdisziplinäre Intensivmedizin am Berliner Sankt Gertrauden-Krankenhaus, am Montagmorgen im Inforadio des rbb. "Die Lockdown-Maßnahmen helfen zwar gegen den Wild-Typ. Wir sind aber in großer Sorge, dass das uns jetzt in die Parade fährt", sagte Weimann, der zugleich Berliner Landesvorsitzender des Bundes der Anästhesisten ist. Wenn sich die Mutante B.1.1.7 hier so ausbreite wie in England, Portugal und Irland, "dann geht das alles wieder von vorne los. Und dann kann das eine ganz neue Dimension annehmen, mit der dann erneut das Gesundheitswesen erheblich in Bedrängnis kommen könnte", warnte Weimann.
Sendung: Inforadio, 15.02.2021, 14:00 Uhr