Berlin-Neukölln -
Mehrere hundert Menschen haben am Freitagnachmittag in Berlin zur Unterstützung der Palästinenser im Nahen Osten demonstriert. Die Teilnehmerzahl lag nach Angaben eines Polizeisprechers im mittleren dreistelligen Bereich. Der Protest war von einer Einzelperson angemeldet worden.
Der Demonstrationszug war vom Kottbusser Tor bis zum Rathaus Neukölln gelaufen. Die Demo sei laut Polizei weitgehend störungsfrei verlaufen. Menschen schwenkten palästinensische Fahnen und skandierten "Freiheit für Palästina" sowie "Stoppt den Mord, stoppt den Krieg". Vereinzelt hätten Teilnehmer "Kindermörder Israel" gerufen.
Der Veranstalter sowie andere Teilnehmer haben nach Angaben eines dpa-Reporters immer wieder dazu aufgerufen, solche Sprüche nicht zu verwenden. Wegen einzelner Straftaten und Verstößen gegen die Corona-Auflagen sei ein Teil der Demonstranten angehalten und ihre Personalien aufgenommen worden, sagte eine Polizeisprecherin. Zur Art der Straftaten machte sie zunächst keine Angaben. Die Polizei begleitete die Demonstration nach eigenen Angaben mit mehr als 200 Einsatzkräften.
Anlass war neben der Gewalt in Nahost der sogenannte Nakba-Tag am Samstag.
Mehrer Demos für Samstag angekündigt
Auch dann wollen verschiedene Palästinensergruppen dann in Berlin auf die Straße gehen. Die Polizei sei vorbereitet und angemessen aufgestellt, sagte eine Polizeisprecherin am Freitag. Es gehe hier auch darum, den Corona-Infektionsschutz mit der Versammlungsfreiheit in Einklang zu bringen. Bereits in den vergangenen Tagen hatte es in Berlin mehrere solcher Proteste gegeben. Dabei kam es auch zu vereinzelten Ausschreitungen und Festnahmen.
Laut Polizei beziehen sich die Demonstrationen in Neukölln und Kreuzberg auf den Nakba-Tag (deutsch: Katastrophe), an dem an Flucht und Vertreibung von Hunderttausenden Palästinensern aus dem Gebiet des späteren Israels erinnert wird. Angemeldet sind für die Demonstrationen 80 bis 250 Teilnehmer. Die israelische Unabhängigkeitserklärung erfolgte am 14. Mai 1948, die Palästinenser begehen den Nakba-Tag jedes Jahr am 15. Mai.
Seit mehreren Tagen Gewalt im Nahen Osten
Seit mehreren Tagen greifen militante und mit Raketen bewaffnete palästinensische Gruppen aus dem Gazastreifen Ziele in Israel an, vor allem in den Städten Aschdod, Aschkelon, Tel Aviv und Jerusalem. Israel macht die im Gazastreifen herrschende, islamistische Hamas für alle Angriffe aus der Region verantwortlich. Das israelische Militär seinerseits hat Ziele im Gaza-Streifen als Reaktion auf den Beschuss angegriffen. Dort starben nach Angaben des Gesundheitsministeriums in Gaza mehr als 100 Menschen seit der Eskalation der Gewalt. In Israel wurden nach Angaben der Armee bisher acht Menschen durch den Beschuss getötet.
In Berlin wurden die Sicherheitsvorkehrungen für jüdische Einrichtungen in der Hauptstadt verstärkt.
Der Konflikt zwischen Israelis und Palästinensern hat sich während des muslimischen Fastenmonats Ramadan und nach der zuletzt erfolgten Absage der palästinensischen Parlamentswahl immer weiter zugespitzt. Als Auslöser gelten etwa Polizei-Absperrungen in der Jerusalemer Altstadt, die viele junge Palästinenser als Demütigung empfanden. Hinzu kamen Auseinandersetzungen von Palästinensern und israelischen Siedlern im Jerusalemer Viertel Scheich Dscharrah wegen angekündigter Zwangsräumungen sowie heftige Zusammenstöße auf dem Tempelberg (Al-Haram al-Scharif).
Sendung: Abendschau, 14.05.2021, 19:30 Uhr