RIAS-Bericht - Meldestelle registriert leichten Anstieg antisemitischer Vorfälle in Brandenburg

Do 10.06.21 | 20:28 Uhr
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Symbolbild: Eine Person mit Kippa (Quelle: dpa/Artur Widak)
Bild: dpa/Artur Widak

141 antisemitische Vorfälle hat die Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus Brandenburg 2020 registriert. Das ist erneut eine Zunahme - wenn auch keine große. Die Zahlen decken sich diesmal nahezu mit den Polizeidaten. Das war 2019 noch anders.

In Brandenburg ist erneut ein Anstieg antisemitischer Vorfälle erfasst worden. Die Zahl der von der (Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus (RIAS )Brandenburg registrierten Fälle sei im vergangenen Jahr geringfügig um vier auf 141 gestiegen, teilte die Fachstelle Antisemitismus am Donnerstag in Potsdam mit. Rund 32 Prozent davon hätten einen eindeutig rechtsextremen oder rechtspopulistischen Hintergrund gehabt.

Antisemitische Vorfälle in Brandenburg auf anhaltend hohem Niveau

Mit sechs antisemitischen Angriffen sei das Ausmaß körperlicher Gewalt im Vergleich zum Vorjahr konstant geblieben, hieß es. Die Zahl der Bedrohungen sei von 29 Fällen im Jahr 2019 auf 18 Fälle im vergangenen Jahr gesunken. Gleiches gelte für die Zahl gezielter
Sachbeschädigungen gegen jüdische Einrichtungen sowie Gedenkstätten und Gedenkorte. 2020 seien 13 entsprechende Fälle bekanntgeworden, 2019 seien es 17 gewesen.

"Antisemitische Vorfälle bleiben in Brandenburg auf einem hohen Niveau", betonte der Leiter der Fachstelle, Peter Schüler: "Besondere Sorge bereitete uns im letzten Jahr die Verbreitung von antisemitischen Verschwörungsmythen im Zusammenhang mit der Corona-Krise, die uns auch gegenwärtig weiterhin begleiten."

Für das Jahr 2020 habe die Corona-Krise Einschränkungen des öffentlichen Lebens und zugleich eine Verbreitung von Verschwörungserzählungen und Protesten gegen staatliche
Corona-Schutzmaßnahmen auf der Straße bewirkt, hieß es. 19 antisemitische Vorfälle hätten 2020 einen Bezug zur Coronakrise aufgewiesen, 13 davon im Rahmen von Versammlungen.

Nahezu identische Zahlen melden auch die Ermittler der Polizei

Vor wenigen Wochen bereits hatte die Polizei in Brandenburg ihre Zahlen veröffenlicht, die mit 147 in diesem Jahr ähnlich hoch sind. Die Ermittlungsbehörden sprachen dabei allerdings von einem deutlichen Anstieg der antisemitische Straftaten um rund 50 Prozent: 2019 hatten die Behörden noch 48 Fälle weniger registriert. Über die Differenz der Zahlen von Polizei und RIAS in Brandenburg im vergangenen Jahr machten beide Seiten keine Angaben.

Die RIAS Brandenburg ist ein Projekt der Fachstelle Antisemitismus Brandenburg, die beim Moses Mendelssohn Zentrum für europäisch-jüdische Studien angesiedelt ist und durch das
Handlungskonzept "Tolerantes Brandenburg" gefördert wird.

Sendung: Brandenburg aktuell, 10.06.2021, 19:30 Uhr

3 Kommentare

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  1. 3.

    "Damit spricht er aus, was viele denken" Ja, ja... damit meinen Rechtsextreme sich auskennen zu wollen. So auch wenn eine Minderheit "Wir sind das Volk" blökt.

    Politiker wie Amthor und Merz haben Rechtsextremen erst den Weg geebnet wenn man sich diesen Leuten anbiedert und versucht am rechtsextremen Rand Stimmen zu fischen.

    "Damit spricht er aus, was viele denken" Eine Minderheit von Rechtsextremen und Rassisten denkt so.

  2. 2.

    Sehr guter Einwand. Ich kann RIAS nur dazu ermuntern, endlich einmal die Vorfälle nach rechtsextremistisch, muslimisch ect. zu unterscheiden. Ich fühle mich als Deutscher falsch verdächtigt, wenn nur immer eine Statistik nach dem Motto: "Immer mehr Antisemitismus (im bösen Deutschland)" geführt wird. Liebe Leute von RIAS und vom RBB, bitte endlich mal eine Statistik, wieviel Vorfälle durch importierten Rassismus ausgelöst wurden.

  3. 1.

    Laut CDU-Politiker Philipp Amthor ist Antisemitismus in „muslimischen Kulturkreisen besonders stark vertreten.“ Damit spricht er aus, was viele denken. Parteikollege Friedrich Merz unterstützte Amthor: „75 Jahre nach der Befreiung von Auschwitz erleben wir erneut Antisemitismus – überwiegend von rechts, aber auch durch die Einwanderung von 2015/16. Viele bringen Judenhass mit, der in ihren Heimatländern gepredigt wird. Auch dafür darf es keine Toleranz geben.“

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