43. Christopher Street Day - 65.000 Menschen ziehen durch Europas "Regenbogenhauptstadt" Berlin

In Berlin sind zehntausende Menschen zum Christopher Street Day durch die Stadt gezogen. Der Veranstaltung mit laut Polizei rund 65.000 Teilnehmenden drohte zwischendurch die Auflösung, weil die Maskenpflicht teilweise nicht beachtet wurde.
Zehntausende Menschen haben am Samstag in Berlin ausgelassen und bunt gekleidet am 43. Christopher Street Day teilgenommen. Die Polizei sprach von 65.000 Teilnehmern, die Veranstalter sogar von 80.000. Kurz nach Beginn der Demonstration um 13 Uhr hatten sich bereits rund 35.000 Menschen in Mitte versammelt, wie ein Polizeisprecher rbb|24 sagte. Die Veranstalter hatten im Vorfeld 20.000 Teilnehmer angemeldet.
Sollte die Versammlungsbehörde der Polizei die Zahl der Teilnehmenden am Montag bestätigen, wäre der CSD die größte Demonstration in Berlin seit Beginn der Corona-Pandemie im März 2020. Die zweitgrößte Veranstaltung ist nach jetzigem Stand die Großdemonstration gegen die Corona-Politik im August 2020 mit rund 30.000 Teilnehmern.
Mitorganisator Nasser El-Ahmad zeigte sich nach dem CSD-Umzug sehr zufrieden: "Wir sind uns im Vorstand alle einig. Es war eine erfolgreiche Demonstration nach anderthalb Jahren der Stille", sagte er am Abend dem rbb. Wegen der Corona-Pandemie war im vergangenen Jahr die große CSD-Parade abgesagt worden.
Zug drohte Auflösung
Der Demonstrationszug setzte sich am frühen Samstagnachmittag von der Leipziger Straße zunächst in Richtung Potsdamer Platz in Bewegung. Die Route führt vorbei am Brandenburger Tor in Richtung Siegessäule und bis zur Urania in Berlin-Schöneberg. Gegen 15.15 Uhr kamen die ersten Teilnehmenden am Ziel der Demonstrationsroute an. Nach Angaben eines Polizeisprechers verteilte sich die Menge anschießend in die umliegenden Straßen.
Trotz Alkoholverbots und strenger Sicherheitsauflagen wegen der Corona-Pandemie feierten und tanzten die Menschen zu Techno-Bässen von mehreren Lastwagen und demonstrierten für die Rechte sexueller Minderheiten. Unter den Teilnehmen war auch Kultursenator Klaus Lederer (Linke).
Veranstalter und Polizei appellierten zwischendurch immer wieder an die Teilnehmenden, die Corona-Regeln einzuhalten. rbb-Reporter auf der Veranstaltung berichteten ebenfalls, dass nicht alle Demonstrierenden Masken trugen, auch die Abstandsregeln seien vielfach nicht eingehalten worden. Es gab Durchsagen, wonach die Polizei überlege, den Zug vorzeitig aufzulösen.
Müller: Berlin ist die Regenbogenhauptstadt Europas
"Durch die Pandemie wird die diesjährige Demonstration ihren Fokus auf eine nahezu reine Demo mit Protestzug-Charakter legen", hatten die Veranstalter zuvor angekündigt. Einige Teilnehmer hatten Plakate dabei, auf denen etwa "Free Britney" stand (zu einem Foto von Britney Spears) oder "Allah loves Equality". Das Motto "Save our Community - save our pride" sollte neben der Einforderung von Rechten Homosexueller auch auf die schwierige Situation vieler queerer Einrichtungen aufmerksam machen, die aufgrund der Krise um ihre Existenz bangen.
Entsprechend reduziert war die Zahl der Lautsprecher-Lastwagen. Aus den Boxen drangen nicht nur Musik, sondern häufig auch politische Reden, in denen etwa über die Situation von Homosexuellen im Ausland gesprochen wurde, oder über die Diskriminierung von Menschen mit Behinderung. Größere Zwischenfälle und Verstöße stellte die Polizei aber nicht fest.
Der Regierende Bürgermeister von Berlin, Michael Müller (SPD), hatte bereits am Vormittag zur Solidarität mit verfolgten Schwulen, Lesben und Transgender aufgerufen. Zwar sei das heutige Berlin "weltoffen und liberal", jedoch sei auch in der "Regenbogenhauptstadt Europas" schwulenfeindliches Denken und Handeln ein Problem, erklärte Müller. "Dem müssen wir uns gemeinsam entgegenstellen."
CSD nach einem Jahr Pause wieder auf Berlins Straßen
In vielen anderen Ländern weltweit sei die Situation für die LGBT-Community deutlich schwieriger als hierzulande, selbst in Europa, fuhr Müller fort. Daher müsse auch an diejenigen Menschen gedacht werden, die bei ihrem Engagement für Gleichstellung und Respekt "in Kauf nehmen müssen, ausgegrenzt, verfolgt oder inhaftiert zu werden".
In Berlin findet am Samstag zum 43. Mal der Christopher Street Day statt - nach der Verlagerung ins Internet im vergangenen Jahr wegen der Pandemie nun wieder auf den Straßen der Hauptstadt.
Die CSD-Parade geht auf die Ereignisse Ende Juni 1969 in New York zurück: Polizisten stürmten damals in Manhattan die Homosexuellen-Bar "Stonewall Inn" in der Christopher Street und lösten einen Aufstand von Schwulen, Lesben und Transsexuellen gegen willkürliche Kontrollen und Schikanen aus.
Zehntausende feiern und demonstrieren bei CSD in Berlin
Sendung: Abendschau, 24.07.2021, 19.30 Uhr
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