Ab August in Brandenburg -
Das Potsdamer Demos-Institut für Gemeinwesenberatung in Brandenburg eröffnet ab August eine spezielle Beratungsstelle für Menschen, die in ihrer Familie Rechtsextreme oder Anhänger von Verschwörungsmythen haben. "Wir bekommen in diesem Bereich immer mehr Anfragen", sagte Demos-Berater Martin Schubert am Montag in Potsdam. "Da spielen sich mitunter echte Familiendramen ab, wenn sich der Partner, die Kinder oder ein Elternteil radikalisiert." Rechtsextremismus sei kein Jugend-Phänomen.
"Etwas überspitzt formuliert: Während früher oft Eltern wegen rechtsextremistischer Musik ihrer Kinder kamen, hat nun die Generation der Kinder Beratungsbedarf wegen verschwörungstheoretischer Einstellungen ihrer Eltern", so Schubert. Bei den Beratungen in den vergangenen Jahren habe sich gezeigt, dass es oft biografische Brüche oder Ohnmachtserfahrungen seien, die zu Auslösern werden, sich rechten Weltbildern zuzuwenden.
Angehörige als Brücke in die Normalität
Entsprechend ausgerichtet sei auch die Beratung: "Die Angehörigen sind oft die letzte Brücke in die 'normale Welt', und sie wollen wir mit unserem Hilfsangebot stärken, um die Familiensituation zu stabilisieren und betroffene Personen im besten Fall auch wieder von den radikalisierten Weltbildern wegzubringen."
Das Demos-Institut [gemeinwesenberatung-demos.de] wird seit 2006 betrieben vom eingetragenen Verein "Demokratie und Integration Brandenburg". Das Insitut setzt sich nach eigenen Angaben für Demokratie-Förderung ein und "gegen Gewalt, Rassismus und Fremdenfeindlichkeit". Der Träger-Verein arbeitet mit der Brandenburger Landesregierung zusammen - zum Beispiel im Rahmen der Koordinierungsstelle "Tolerantes Brandenburg".
Rechtsextremismus verändere sich kontinuierlich, erläuterte Schubert. Das lasse sich zum Beispiel an Erscheinungs- und Organisationsformen festmachen: "Der typische 'Skinhead-Springerstiefel-Nazi' vom Anfang der 90er Jahre spielt heute in der rechten Szene kaum noch eine Rolle." Heute versuchten rechte Strategen, in der bürgerlichen Mitte anzuknüpfen. "Ich glaube, dass es Rechtsextremisten gelungen ist, anschlussfähiger zu werden. Es gelingt ihnen, gesellschaftliche Unzufriedenheit für ihre Zwecke zu nutzen", bilanziert Schubert.