Bericht des Weltklimarates - Vogel geht von schnellerem Ende der Braunkohle aus

2038 soll mit der Braunkohle in Deutschland Schluss sein. Der Brandenburger Umweltminister Vogel glaubt hingegen, das Ende werde schon früher kommen. Wenn die Preise für CO2-Zertifikate anziehen, werde sich die Kohle schlicht nicht mehr lohnen.
Der Ausstieg aus der Braunkohleverstromung wird nach Ansicht des Brandenburger Umweltministers Axel Vogel (Grüne) schneller kommen als 2038.
Er reagierte auf den am Montag veröffentlichten Bericht des Weltklimarates IPCC, der eine Verschärfung der Klimakrise prognostiziert. "Die Ereignisse überstürzen sich ja", sagte Vogel dem rbb. "Und wenn CO2-Zertifikate verknappt werden, wenn die Preise für CO2-Emissionen steigen, dann wird es auch wesentlich schneller zu einem Kohleausstieg kommen, als wir uns politisch mal überlegt hatten", sagte Vogel am Montag Brandenburg aktuell.
Bislang ist in Deutschland ein Ausstieg aus der Kohleverstromung bis spätestens 2038 vorgesehen. Brandenburger Koalitionsspitzen wie SPD-Fraktionschef Erik Stohn hatten dieses Ausstiegsszenario bislang verteidigt. Zuletzt hatte Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) Forderungen des bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder (CSU) nach einem Ausstieg bis 2030 eine Absage erteilt, da es eine klare Vereinbarung zum stufenweisen Ausstieg bis 2038 gebe.
Die wärmsten sechs Jahre in Deutschland seit Messung
Der Weltklimarat IPCC (Intergovernmental Panel on Climate Change) hatte am Montag seinen neuen Bericht vorgestellt. Darin heißt es, Modellrechnungen hätten gezeigt, dass selbst bei den striktesten Klimaschutzmaßnahmen eine Erwärmung der Erde um 1,5 Grad im Vergleich zur vorindustriellen Zeit in den kommenden 20 Jahren kaum noch verhindert werden könne.
Der Bericht zeigt so deutlich wie nie zuvor auf, wie der steigende Treibhausgas-Ausstoß den Planeten bedroht. Der Meeresspiegel steigt schneller, das Eis an den Polen und Gletscher schmelzen rascher. Die Menschen müssten sich wegen der steigenden Temperaturen auf mehr Extremwetterereignisse wie Überschwemmungen und Hitze einstellen, heißt es. Der Weltklimarat erwähnt keine einzelnen Katastrophen, aber mit Extremereignissen sind Überschwemmungen wie jüngst im Westen und Süden Deutschlands oder extreme Hitze wie in Südosteuropa und im Westen Kanadas gemeint.
Insgesamt haben mehr als 230 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern rund 14.000 Klima-Studien für den Weltklimarat ausgewertet, die seit dem letzten Bericht dieser Art 2013 erschienen sind.
Das 1,5-Grad-Ziel steht im Pariser Klimaabkommen von 2015. Die Staaten wollen die Erwärmung im Vergleich zum vorindustriellen Niveau (1850-1900) deutlich unter zwei Grad halten, möglichst aber bereits bei 1,5 Grad. Bislang liegt die Erwärmung bei etwa 1,1 Grad, mit regionalen Unterschieden. In Deutschland sind es schon 1,6 Grad. Die vergangenen sechs Jahre waren die wärmsten seit Beginn der Messungen.
Sofortiges Umsteuern könnte schlimmste Folgen noch verhindern
Die klimapolitische Sprecherin der Grünen im Brandenburger Landtag, Ricarda Budke, nannte die Studienergebnisse "erneut alarmierend". Es zeige sich aber auch, dass noch Zeit zum handeln sei. "Wir fordern vom Bund, den Ausstieg aus der klimaschädlichen Braunkohleverstromung vorzuziehen", so Budke.
Auch die Wissenschaftler, die an dem Bericht mitgearbeitet hatten, gehen davon aus, dass sich die schlimmsten Folgen des Klimawandels noch verhindern lassen könnten. "Wenn wir die Emissionen schnell herunterfahren, haben wir eine gute Chance, das 2-Grad-Ziel einzuhalten", sagte einer der Autoren, Jochem Marotzke vom Max-Planck-Institut für Meteorologie. Dazu müsste bis spätestens 2070 Klimaneutralität erreicht werden. Selbst bei gutem Klimaschutz dürfte der Meeresspiegel nach dem Bericht Ende des Jahrhunderts um bis zu 62 Zentimeter höher sein als 1995-2014. Klimaneutralität heißt, dass nur noch höchstens so viel Treibhausgas ausgestoßen wird wie Senken aufnehmen können.
Sendung: Brandenburg aktuell, 09.08.2021, 19.30 Uhr