Klimaschutz - Vogel hält gescheiterten Moorschutz für "böse Fehlentwicklung" auf Bundesebene

Das Nein der Bundesagrarministerin zu einem bundesweiten Schutz der Moore hält Brandenburgs Umweltminister für einen "verheerenden Fehler". Man werde in dieser Frage nun eigene Wege für den Klimaschutz gehen. Erste Projekte gibt es bereits. Von Georg-Stefan Russew
Brandenburg hat irritiert auf das Scheitern der Moorschutzstrategie der Bundesregierung reagiert. Umweltminister Axel Vogel (Grüne) sprach gegenüber rbb|24 sogar von einer "bösen Fehlentwicklung" auf Bundesebene.
Am Freitag hatten die Bundesministerien für Umwelt und Landwirtschaft bekanntgegeben, dass sich beide Häuser nicht auf einen entsprechenden Entwurf einigen konnten. So hieß es aus dem SPD-geführten Umweltressort, dass es in der laufenden Legislaturperiode nicht mehr zu dem im Koalitionsvertrag vereinbarten Moorschutzprogramm kommen werde. Das CDU-geführte Landwirtschaftsministerium bestätigte der Zeitung "Taz", dass es vorerst kein Gesetz geben werde. Demnach habe Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner den Entwurf abgelehnt.
Moorschutz ist praktischer Klimaschutz
"Das ist überraschend. Die Bundesregierung hat gerade erst ein Klimaschutzgesetz verabschiedet, wo sie auch der Landwirtschaft auferlegt hat, Kohlendioxid einzusparen", sagte Brandenburgs Umweltminister Vogel. Die Renaturierung von Mooren sei für die Klimaschutzziele von enormer Bedeutung. "Allein in Brandenburg stoßen unsere Moore mehr Kohlendioxid im Jahr aus als der gesamte Verkehrssektor", unterstrich Vogel. Deshalb sei es ein entscheidender Schlüssel, dass es auf Bundesebene zu einem Moorschutzprogramm komme, "dass entwässerte Moore vom CO2-Emitenten zum - Senker werden".
In Brandenburg sind allein 265.000 Hektar Moorfläche entwässert. Das entspricht etwa dreimal der Fläche von Berlin. Bundesweit sind mehr als 90 Prozent der Moore entwässert worden. Durch die Trockenheit mineralisiert der Torf, der Moorboden, und der darin gespeicherte Kohlenstoff wird abgegeben. Etwa sechs Prozent der deutschen Treibhausgas-Emissionen im Jahr kommen aus für die Landwirtschaft entwässerten Mooren.
Daher hatte das Bundesumweltministerium vorgeschlagen, den Kohlendioxidausstoß bis 2030 zu senken. Im Kern sollten dafür Landwirte freiwillig, den Wasserspiegel in den entwässerten Mooren und heutigen Äckern anheben. Als Ausgleich sollten Landwirte, so Vogel, Entschädigungen erhalten, wenn sie ihre Felder vernässen ließen.
Bundeslandwirtschaftsministerin Klöckner macht "verheerenden Fehler"
Doch das Bundeslandwirtschaftsministerium sagte Nein dazu. "Wenn die Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner allen Ernstes das Moorschutzprogramm nur auf ungenutzte Moore gelenkt sehen möchte, dann ist das ein verheerender Fehler", unterstrich Vogel. Es müssten gerade die genutzten und entwässerten Moore, die sich im Abbau befänden und jährlich bis zu drei Zentimeter ihrer Dicke verlören, in ein Moorschutzprogramm einbezogen werden, forderte Vogel.
Natürlich müssten Landwirte dann entschädigt werden, wenn sie ihre Äcker wieder vernässen ließen, sagte er, um von ihrer Arbeit leben zu können. "Und das sollte die Moorschutzstrategie leisten. Wenn man jetzt 95 Prozent der Moorflächen ausblendet, hier kein Engagement zeigen will, dann funktioniert das gesamte System nicht mehr."
Vogel selbst will in Brandenburg am Moorschutz festhalten. Für ihn ist er "praktischer Klimaschutz und wird deshalb auch Teil des Klimaplans, den unser Ministerium zurzeit erarbeitet, so Vogel. Deshalb will Brandenburg in den kommenden fünf Jahren gut 15 Millionen Euro für den Moorschutz investieren. Auf Geld vom Bund kann Vogel dabei aber nicht hoffen.
Tomoorow-Initiative durch ehemaligen Chef des Ottoversands gegründet
Vogel verwies in diesem Zusammenhang auch auf ein Moorschutzprojekt des ehemaligen Chefs des Hamburger Otto-Versands, Michael Otto. Zusammen mit dem Preisträger des Alternativen Nobelpreises, Michael Succow, hat er am Samstag in Angermünde das Projekt Tomoorow gegründet, dass sich die Wiedervernässung von Mooren zum Ziel gesetzt hat.
In einem ersten Schritt soll die Sernitz-Niederung bei Angermünde (Uckermark) renaturiert werden. Danach sollen weiter Projekte möglichst weltweit dazukommen, ließ das Projekt Tomoorow mitteilen. Durch die Bewässerung könne die Emission von Treibhausgasen aus Mooren gestoppt werden, hieß es weiter.
Sendung: Antenne Brandenburg, 07.08.2021, 10:30 Uhr