Fridays For Future-"Klimastreik" - Zehntausende Menschen demonstrieren in Berlin und Brandenburg für Klimaschutz

Mit einem weiteren "Klimastreik" haben am Freitag zehntausende meist junge Menschen in der Region versucht, kurz vor der Bundestagswahl den Druck auf die Politik zu erhöhen. In Berlin meldete sich auch Greta Thunberg zu Wort.
Dem von "Fridays for Future" initiierten deutschlandweiten Klimastreik sind am Freitag in Berlin mehrere Zehntausend Menschen nachgekommen. Sie trafen sich ab dem Mittag auf dem Platz der Republik vor dem Reichstagsgebäude in Berlin, um kurz vor der Bundestagswahl den Druck auf die politischen Parteien zu erhöhen. Sie forderten, die Klimakrise ernster zu nehmen. Während die Berliner Polizei von einer Teilnehmerzahl im "mittleren fünfstelligen Bereich" ausgeht, sprechen die Mit-Organsiatoren von Fridays for Future Berlin auf Twitter von 100.000 Teilnehmenden.
Die Unterstützer der Bewegung liefen vom Reichstagsgebäude, in dem der Bundestag seinen Sitz hat, durch das Regierungsviertel. Unter den vielen zumeist jungen Menschen war auch die inzwischen 18-jährige schwedische Initiatorin von "Fridays for Future", Greta Thunberg. In ihrer Rede kritisierte sie die Bundesrepublik scharf. "Deutschland ist der viertgrößte Kohlendioxid-Ausstoßer in der Geschichte und das bei einer Bevölkerung von 80 Millionen Menschen", sagte Thunberg auf Englisch vor dem Reichstagsgebäude. "Deutschland ist objektiv gesehen einer der größten Klima-Bösewichte."
Neubauer: "Scholz' Plan ist zum Scheitern verurteilt"
Luisa Neubauer, die wohl bekannteste deutsche Stimme der Bewegung, kritisierte die Kanzlerkandidaten Olaf Scholz (SPD) und Armin Laschet (CDU) für ihre Klimapolitik. "Einen Sommer lang musste sich Olaf Scholz anhören, dass sein durchgeknallter Plan, Kohle bis 2038 laufen zu lassen, zum Scheitern verurteilt ist", sagte Neubauer. "Wir haben die Parteien dazu gezwungen einen Sommer lang über Klimapolitik zu reden, obwohl ihre Programme dafür nicht ausreichen, und das wissen sie auch selbst. Kein Wunder, dass Sie dann lügen müssen, Herr Laschet."
Die Berliner Demonstranten riefen in Sprechchören: "Wir alle für 1,5 Grad". Auf Plakaten standen Slogans wie "Fight für Climate Justice", "Oma was ist ein Schneemann" oder "Die Natur verhandelt nicht". Unter den größtenteils jungen Demonstranten waren viele Schüler, die an dem Tag einen Schulstreik ausriefen. Eine Gruppe von Kindern aus der 3. bis 6. Klasse rief im Chor: "Wir sind hier, wir sind laut, weil ihr unsere Zukunft klaut". Der zehnjährige Sasha sagte: "Wir wollen nicht, dass die Welt kaputt geht und mit Plastik voll ist."
Auf dem Vordach eines Hotels an der Friedrichstraße standen zwei Frauen, die an dem Hungerstreik für mehr Klimaschutz nahe dem Reichstagsgebäude teilgenommen hatten. Sie zündeten sogenannte Rauchtöpfe, aus denen schwarzer Rauch über die Demonstration zog.
Tausende auch in Brandenburg unterwegs
Auch in Brandenburg haben am Freitag tausende junge Menschen für mehr Klimaschutz demonstriert. Im ganzen Land seien rund 6.000 Teilnehmer in 21 Städten und Gemeinden bei Mahnwachen und Demonstrationen auf die Straßen gegangen, sagte der Sprecher von Fridays for Future Brandenburg, Filibert Heim. Die größte Demonstration sei mit rund 3.000 Teilnehmern durch die Potsdamer Innenstadt gezogen. Die Polizei äußerte sich nicht zu Teilnehmerzahlen.
Die Demonstranten wollten mit ihren Aktionen vor der Bundestagswahl den Druck auf die Parteien erhöhen, konsequente Maßnahmen zur Begrenzung der Erderwärmung zu ergreifen. "Die Wahlentscheidung jeder einzelnen Person von uns ist ausschlaggebend für die Zukunft unseres Planeten", betonte Heim.
Ernteausfälle, Dürreperioden Flutkatastrophen zeigten auch in Deutschland die Notwendigkeit auf, schnell und konsequent zu handeln, sagte Anna Ducksch, Sprecherin der Ortsgruppe Potsdam. "Es braucht einen Kohleausstieg deutlich vor 2038 - nämlich spätestens 2030."
Sendung: Inforadio, 24.09.2021, 12 Uhr
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