Protest in Berlin -
Nachdem am Samstagabend knapp 1.000 Menschen gegen die geplante Räumung des linksautonomen Bauwagencamps "Köpi-Platz" protestiert haben, hat die Berliner Polizei am Sonntag Bilanz gezogen - nach ihrem Einsatz mit rund 700 Beamten.
Auf Anfrage von rbb|24 sagte die Polizeisprecherin Dajana Hirth am Sonntagvormittag, es seien im Zusammenhang mit der Demonstration 34 Ermittlungsverfahren eingeleitet worden: unter anderem wegen Landfriedensbruch, dem Versuch, Gefangene zu befreien und tätlichen Angriffen auf die Polizei.
Sechs Beamte seien leicht verletzt worden, konnten aber weiter am Einsatz teilnehmen. Zu Verletzten auf Seiten der Demonstrierenden "liegen uns keine Informationen vor", sagte die Polizeisprecherin auf Anfrage von rbb|24.
Die Sanitätsgruppe "Left-wing Demonstration Medics" teilte rbb|24 am Sonntag mit, in zivil mit drei Sanitätskräften bei dem Protestzug im Einsatz gewesen zu sein und erste Hilfe geleistet zu haben. Unter den Demonstrierenden habe es "eine zweistellige Zahl" von Verletzten gegeben - vor allem durch Pfefferspray, das die Polizei eingesetzt habe. Auf Nachfrage von rbb|24 nannte die Gruppe keine konkretere Zahl.
Jörg Reichel, Vorsitzender der Berliner Gewerkschaft Deutsche Journalistinnen- und Journalisten-Union (dju), Teil von Verdi, kritisierte via Twitter, mehrere Journalisten seien von der Polizei an der Ausübung ihres Berufs gehindert und angegangen worden [twitter.com].
Böller auf Beamte geworfen
24 vorübergehende Festnahmen hat es im Verlauf der Demonstration nach Angaben eines Polizeisprechers aus der Nacht gegeben. Nach Aufnahme der Personalien seien aber alle Personen wieder auf freien Fuß gekommen. Einige Demonstranten hätten Pyrotechnik gezündet und Böller auf die Polizei geworfen. Nach Polizei-Angaben sind zwei Ordnungswidrigkeitsverfahren wegen Verstößen gegen das Sprengstoffgesetz eingeleitet worden.
Insgesamt sei der Verlauf des Protestzugs "recht ruhig" gewesen, hieß es von der Polizei nach dem Ende der Demonstration in der Nacht. Vereinzelt hätten Demonstrierende aber nach Beamten getreten, Flaschen seien geflogen. Daraufhin hätten Einsatzkräfte "die Protestierenden zurückgedrängt", sagte Dajana Hirth am Sonntagvormittag.
Räumung des Wagencamps am 15. Oktober
Das Wagencamp "Köpi Platz" gilt als eines der letzten Symbolprojekte der linksautonomen Szene in Berlin. Im Juni hatte das Landgericht die Räumung des Grundstücks mit bewohnten Bauwagen angeordnet, die nun für den 15. Oktober angesetzt ist. Die Bewohner wollen versuchen, dies mit einem Eilverfahren vor dem Kammergericht zu stoppen.
Sollte es doch zur Räumung kommen, wollen sie "nicht kampflos aufgeben", wie Sprecher am Freitag ankündigten. Die Demonstration am Samstag sollte auch an die Räumung des besetzten Hauses "Liebig 34" vor einem Jahr erinnern.
Sendung: Inforadio, 10.10.2021, 08:20 Uhr