Vor geplanter Räumung - Bewohner der Bauwagen-Siedlung "Köpi 137" verschanzen sich

Do 07.10.21 | 07:54 Uhr
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Passanten gehen am Zaun des links-autonomen Wohnprojekts und Kulturzentrums "Köpi" mit Wagenplatz in der Köpenicker Straße vorbei. (Quelle: dpa/Christoph Soeder)
Bild: dpa/Christoph Soeder

Mehr als 20 Jahre haben sie in der Wagenburg gelebt, nun sollen die etwa 30 Menschen der Köpenicker Straße 137 das Gelände aufgeben. Die Räumung ist für den 15. Oktober geplant. Die Bewohner hatten Widerstand angekündigt - und setzen ihn nun um.

Kurz vor der angekündigten Räumung des linksalternativen Bauwagencamps "Köpi-Platz" in Berlin-Mitte rüsten sich die Bewohner gegen einen möglichen Polizeieinsatz am 15. Oktober. Der Zaun um das Grundstück mit den Bauwagen wurde auf mehr als vier Meter erhöht und zum Teil mit Blechen und Platten verstärkt. Mitte der Woche standen Männer mit Akkuschraubern auf Leitern und befestigten weitere Bleche von außen an den Gittern vor dem Grundstück an der Köpenicker Straße, an der Grenze zwischen Mitte und Kreuzberg.

Räumung vom Berliner Landgericht im Juni angeordnet

Auf dem Gitterzaun vor dem Haus Köpenicker Straße 137, genannt "Köpi", und dem Bauwagencamp verläuft an einigen Stellen Stacheldraht, daneben Metallverstrebungen zur Befestigung. In großen weißen Buchstaben steht auf der Blechwand: "Köpi-Platz Tag X 15/10". Die "Köpi" gilt als eines der letzten verbliebenen Symbolprojekte der linksradikalen Szene in Berlin. Widerstand gegen die Räumung wurde bereits bei Demonstrationen und im Internet angekündigt. Der Bewohner-Verein will auf einer Pressekonferenz am Freitag seine Position darlegen.

Im Juni hatte das Berliner Landgericht die Räumung des Grundstücks mit den bewohnten Bauwagen angeordnet. Geklagt hatte der Eigentümer. Laut Urteil muss das unbebaute, 2.600 Quadratmeter große Grundstück frei gemacht werden. Der Eigentümer hat dort eine Baugenehmigung. Nach Angaben des Bewohner-Vereins leben dort etwa 30 Menschen. Das
Haus selbst ist von der Räumung nicht betroffen.

Sendung: Inforadio, 07.10.2021, 09:05 Uhr

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38 Kommentare

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  1. 38.

    "Manch einer lebt lieber in einem Bauwagen als in einer (teuren) komfortablen Wohnung! (Nicht alle Menschen haben die gleichen Lebensvorstellungen und Wunschträume!)"
    Dagegen ist ja auch nix zu sagen - nur auf fremden Grund und Boden kann dies schon problematisch werden. Angenommen, da kommen zwei drei Leutchen, campieren in ihrem Vorgarten und sagen "Das ist jetzt Unser!!. Ich kann mir nicht vorstellen, das sie vor Freude 'ne Grillparty geben.

  2. 37.

    Sich fremdes Eigentum illegal zu bemächtigen halten Sie für ein tragfähigen Zukunftsmodell?

  3. 36.

    Der Preis spielt keine Rolle, viele Unterstützer hätten großzügig spenden können.

    Im Übrigen gibt es nichts zu verschenken.

    Beim spenden tun sich die Sozialisten übrigens untereinander dann immer schwer - eine im Kern sehr egoistische Einstellung, wie ich finde.

    Der eine Sozialist gönnt wohlmöglich dem zweiten Sozialisten keinen kapitalistischen Vorteil - menschlich nachvollziehbar.



  4. 35.

    Einverstanden

    Für die Selbstverwirklichung müsste man aber dann noch schlussendlich selbst auch die Verantwortung übernehmen.

    Grüne Wiese a la Löwenzahn sollte vorhanden sein.

    So wichtig scheint den Bewohnern die „Lebensart a la Bauwagen“ ohne Berlin-Kreuzberg aber nicht zu sein.

  5. 33.

    Das behauptet auch Donald Trump trotz erdrückend Fakten auch immer wieder wenn er von der Presse bloßgestellt wird.

  6. 32.

    Diese Leute wohnen sehr bescheiden in einer Gemeinschaft in selbst ausgebauten Wohnwagen, verbrauchen kaum Strom und benötigen wenig Platz. Sollte das nicht ein Wohnmodell der Zukunft sein?. Auf diesem Gelände sollen stattdessen wie bei uns in der Straße Luxus Apartments gebaut werden, die nicht mal zum Wohnen, sondern nur der Geldanlage/Steuerabschreibung lukrativer Firmen dienen.

  7. 31.

    Leuten wie ihnen ist der Wohnraummangel anzulasten, die Überheblichkeit kommt noch erschwerend dazu.

  8. 29.

    Es gab mehrere Zwangsversteigerungen. Die fanden teils unter massiven Polizeischutz statt, da auf Krawall gebürstete Linksextremisten die gestört hatten.

  9. 28.

    Illegal besetzen ist immer billiger als Mieten oder Kaufen. An einem Kauf sind solche Kreise nicht interessiert. Deshalb der Hinweis auf die R94. Hier verschanzen sich die Besetzer ebenfalls.

  10. 27.

    Es rufen doch alle nach mehr Wohnraum. Dann will der Eigentümer nun die Fläche bebauen, geht den mühsamen rechtlichen Weg und bekommt Recht. Jetzt kann er die Fläche räumen lassen und dann bebauen. Wird Zeit, dass auch in Berlin das Leistungsprinzip gilt. In GB werden gerade LKW-Fahrer gesucht, vielleicht könnten die Bewohner am 15.10.2021 mit ihren Bauwagen auf die Insel umziehen?

  11. 26.

    Nicht ihr Ernst... Noch gibt es glücklicherweise keinen Verkaufs-Zwang. Also kann der Eigentümer selbst entscheiden, ob und an wen er verkauft - auch wenn es dem ein oder anderen nicht passen sollte.

  12. 25.

    Sebastian:
    "Antwort auf [Immanuel] vom 07.10.2021 um 13:15
    Bei der R94 hätte eine Stiftung für einen Kauf bereit gestanden, war aber von den Besetzern nicht erwünscht. Auch hier sind die eher auf Krawall aus denn an einer dauerhaften Lösung interessiert."

    Wir sind hier aber nicht in der Rigaer 94, sondern in der Köpi 137. Insofern geht Ihr Hinweis völlig am Thema vorbei.

  13. 24.

    Sebhastian:
    "Antwort auf [Henriette Moospichler] vom 07.10.2021 um 13:19
    Es gab mehrere Zwangsversteigerungen vor der Baugenehmigung. Bisher war es aber billiger, sich dort einfach so selbst zu verwirklichen."

    Zu welchen Preisen?

  14. 23.

    Kartei:
    "Mir fehlt das Verständnis dafür, dass der Termin für die Räumung überhaupt bekannt gegeben wird. Somit können die Betroffenen in aller Ruhe ihre Gegenmaßnahmen treffen, und die Polizei, die es dann wieder ausbaden darf, muss so lange untätig zusehen."

    Es gehört zum Rechtsstaatsprinzip, dass der Gerichtsvollzieher sich ankündigt, so dass der zu Räumende weiß, wann ihm der Besitz entzogen wird.

  15. 22.

    Sebastian:
    "Antwort auf [Berliner] vom 07.10.2021 um 11:19
    Es gab mehrmals die Chance zum Kauf. Auf Kosten anderer lässt sich aber besser leben."

    zu einem bezahlbaren Preis? Oder nur zu einem astronomischen Spekulationspreis, den der Käufer nur durch teure Luxusvermietung oder Aufteilung in Eigentumswohnungen und deren teuren Verkauf wieder refinanzieren kann?

  16. 21.

    Sobieski:
    "Wenn die mit dem gleichen Elan einer geregelten Erwerbsarbeit nachgingen wie ihren Verschanzungsarbeiten, könnten sie möglicherweise komfortabler leben als in einem Bauwagen."

    Woher wollen Sie wissen, dass die Bewohner keiner geregelten Erwerbsarbeit nachgehen? Belegen Sie bitte Ihre Behauptung!

    Manch einer lebt lieber in einem Bauwagen als in einer (teuren) komfortablen Wohnung! (Nicht alle Menschen haben die gleichen Lebensvorstellungen und Wunschträume!)

  17. 20.

    Rael:
    "Abgesehen davon ,dass sich alle, die länge Zeit dort, oder auch woanders leben, als Genossenftsgründer hätten organisieren um das Areal zu erwerben zu können, um ihr Lebenskonzept dann auch richtig leben zu können."

    Dazu hätte aber 1. der Eigentümer verkaufsbereit und 2. der Kaufpreis bezahlbar sein müssen! Es ist leider nicht so, dass man, wenn man eine Genossenschaft gründet, automatisch das Grundstück zu einem bezahlbaren preis bekommt.

  18. 19.

    Hmmm, im Juni also wurde die Räumung mit einem Titel festgestellt. Wenn meine Finger das richtig zählen, haben die Betroffenen vier Monate Zeit, sich zu Verbarrikadieren. Gut, wird die Räumung a Tick teurer und die Beamten erhalten wieder ein Spezialdienstsport. Berlin!

  19. 18.

    Anstatt sich zu verschanzen sollten sie dem Eigentümer sehr dankbar sein das sie dort so lange geduldet wurden und friedlich weiterziehen . Wenn dort gebaut wird dann schafft das Arbeitsplätze und das ist gut für die Stadt .

  20. 17.

    Um es mit Loriot zu sagen: "ACH!"

    Hatte irgendjemand wirklich angenommen, die Grundstücksbesetzer würden das rechtsstaatliche Urteil respektieren und zum "Tag X" den Platz friedlich räumen?
    Stattdessen verstärken sie auch noch - ungestraft - die Bewehrung ihrer Burg!

    Aber: Linke Aktivisten "dürfen" das scheinbar - ginge es um einen "rechten Rocker-Club", hätte man schon längst über den Einsatz der Bundeswehr zur Räumung diskutiert...

  21. 16.

    Bei der R94 hätte eine Stiftung für einen Kauf bereit gestanden, war aber von den Besetzern nicht erwünscht. Auch hier sind die eher auf Krawall aus denn an einer dauerhaften Lösung interessiert.

  22. 15.

    Es gab mehrere Zwangsversteigerungen vor der Baugenehmigung. Bisher war es aber billiger, sich dort einfach so selbst zu verwirklichen.

  23. 13.

    Ich war jetzt mal da in der Geend und habe mir das "alternative projekt" angesehen. Sieht eher aus wie eine Müllkippe. Dabei geht es um ein großes Hinterhaus eines Altbaukomplexes, das Vorderhaus fehlt. Dazu kommt das benachbarte Grundstück, auf dem alte Bauwagen zwischen Bäumen, Gerümpel und Müll stehen. Wie das mit der Notdurft-Versorgung gemacht wird, ist mir nicht klar. Bei jedem Campingplatz wird peinlich genau hingesehen, wie das bewerkstelligt wird.

  24. 12.

    "Es gab mehrmals die Chance zum Kauf. ". Von was denn? Der Eigentümer hat dort eine Baugenehmigung. Seine Anwälte betonten, noch in diesem Jahr solle mit der Bebauung der Flächen begonnen werden.

  25. 11.

    Berliner:
    "Mal eine ernste Frage zu diesem Thema: Warum können sich diese linksalternativen Projekte nicht finanzieren? Wäre es nicht die einfachste Lösung nicht das Gelände zu kaufen? Geht das zu sehr in den Kapitalismus? Gibt es keine Investoren oder Crowd Funding?2

    Vermutlich können die Bewohner nicht mit russischen Oligarchen und internationalen Heuschrecken, die dort vermutlich hochpreisigen Wohn-/Gewerberäume bauen würden, wenn das verkauft werden würde, mithalten. Für Normalverdiener sind doch Grundstücke in der Innenstadt unbezahlbar.

  26. 10.

    Die Messen sind gesungen. Die illegalen Bewohner(so das Gericht) werden das Gelände räumen müssen und die AccuschrauberInnen(?) sind wahrscheinlich schon vorher weg.

  27. 9.

    Mir fehlt das Verständnis dafür, dass der Termin für die Räumung überhaupt bekannt gegeben wird. Somit können die Betroffenen in aller Ruhe ihre Gegenmaßnahmen treffen, und die Polizei, die es dann wieder ausbaden darf, muss so lange untätig zusehen.

  28. 8.

    Es gab mehrmals die Chance zum Kauf. Auf Kosten anderer lässt sich aber besser leben.

  29. 7.

    Wenn die mit dem gleichen Elan einer geregelten Erwerbsarbeit nachgingen wie ihren Verschanzungsarbeiten, könnten sie möglicherweise komfortabler leben als in einem Bauwagen.

  30. 6.

    "Mein Glaube an den Rechtsstaat ist schon lange geschwunden."
    Dann können Sie ja der Köpi die Daumen drücken!

  31. 5.

    Ich meine den Rechtsstaat, der Grundrechte höher wertet als linke Selbstverwirklichungsträume auf Kosten anderer.

  32. 4.

    Keine Ahnung, welche Ewartung Sie an oder von einem Rechtstaat haben. Es geht auch nicht um das, zurecht kritisierte, dass Zuwenig zuviel und Zuviel zuwenig haben - jedoch gibt es genügend wohlhabende Leute, die, auch wenn Sie dies negieren werden, sozial handeln und auch Wohnraum zu nicht überzogenen Preisen anbieten. Denen, die sich ihr Kapital erarbeitet und es verantwortungsvoll einsetzen, sprechen Sie also deren Existenzgrundlage ab? Abgesehen davon ,dass sich alle, die länge Zeit dort, oder auch woanders leben, als Genossenftsgründer hätten organisieren um das Areal zu erwerben zu können, um ihr Lebenskonzept dann auch richtig leben zu können. Das fiel leider niemandem ein, aber jetzt wird sich in eine Opferrole gestellt - so gehts aber nicht. Ich kann nicht nur nehmen aber nichts leisten wollen. Und der Rechtstaat muss auf Antrag des Eigentümers, egal was ich von diesem halte oder nicht, tätig werden. Ihre Gesellschaftsform entspräche bitte welcher Grundlage?

  33. 3.

    Mal eine ernste Frage zu diesem Thema: Warum können sich diese linksalternativen Projekte nicht finanzieren? Wäre es nicht die einfachste Lösung nicht das Gelände zu kaufen? Geht das zu sehr in den Kapitalismus? Gibt es keine Investoren oder Crowd Funding?

    Ich verstehe das die Bewohner gern dort wohnen bleiben möchten aber in einem Rechtsstaat gibt es nunmal das Recht auf Eigentum. Das hätten die Bewohner vielleicht beachten können.

  34. 2.

    Welchen Rechtsstaat meinen Sie? Den, in dem die Interessen von wenigen Reichen vor denen der Mehrzahl der Bürger liegen? Den, in dem sich Parteigenossen kurz vor der Wahl schnell noch ein paar neue Posten zuschanzen, sodass die Ministerien mal schnell noch um 267 neue Stellen angewachsen sind? Den, in dem der Durchschnittsverdiener um seine Wohnung sorgen muss? Mein Glaube an den Rechtsstaat ist schon lange geschwunden.

  35. 1.

    Der Bewohnerverein will am Freitag darlegen, war er auf den Rechtsstaat sch...

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