Klimagipfel COP26 - Holzbau und Regenspeicher - wie Städte zum Klimaschutz beitragen können

Fr 12.11.21 | 11:48 Uhr | Von Alina Ryazanova
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Weltklimakonferenz in Glasgow (Quelle: rbb/Alina Ryazanova)
Bild: rbb/Alina Ryazanova

Städte sind für rund 60 Prozent der weltweiten Emissionen verantwortlich. Die Weltklimakonferenz in Glasgow hat daher einen ganzen Tag dem Klimawandel in den urbanen Zentren gewidmet. Von Alina Ryazanova

Globale Entscheidungen müssen regional umgesetzt werden. Darin waren sich am vorletzten Tag der aktuellen Weltklimakonferenz (COP26) alle einig, als das Thema "Städte, Regionen und die bebaute Umwelt" in den Mittelpunkt gerückt ist. Bürgermeister:innen und Expert:innen aus der ganzen Welt riefen dazu auf, Stadtlandschaften in nachhaltige, kohlenstofffreie Oasen mit sauberer Luft und nachhaltiger Infrastruktur umzuwandeln.

Auch im deutschen Pavillon auf der COP26 diskutieren Expert:innen darüber, wie Städte einerseits klimaneutraler werden, andererseits weiterhin bewohnbar bleiben können.

Großteil der weltweit benötigten Energie fließt in die Städte

Städte benötigen ungefähr 80 Prozent der weltweiten Energie und sind gleichzeitig für 60 Prozent der globalen Treibhausgas-Emissionen verantwortlich. "Die Herausforderung an die Städte ist, dass sie sich einerseits an den Klimawandel anpassen müssen, also an stärkere Hitzewellen und Dürren, an Überflutungen, extreme Niederschläge und andererseits, dass sie mit den Emissionen runtergehen müssen", sagt Kira Vinke, Leiterin des Zentrums für Klima und Außenpolitik bei der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik.

Die Wege dazu scheinen klar: Alternative Energien sollen genutzt werden anstelle von Kohle, Öl oder Gas, um die Emissionen zu senken. Neue Häuser sollen nachhaltiger gebaut werden. Immerhin ist der Bausektor für etwa 38 Prozent der globalen energiebezogenen CO2-Emissionen verantwortlich. Die Verwendung konventioneller Baumaterialien wie Beton, Stahl oder Aluminium wird etwa 75 Prozent des CO2-Budgets für das 1,5-Grad-Ziel verbrauchen. Als denkbare Alternative sieht Kira Vinke daher das Bauen mit Holz: Dieses könnte Gebäude in eine Kohlenstoffsenke verwandeln, weil im Holz, das von den Bäumen aus der Luft aufgenommene und in ihren Stämmen eingelagerte CO2 gespeichert wird.

Weltklimakonferenz in Glasgow (Quelle: rbb/Alina Ryazanova)
Bild: rbb/Alina Ryazanova

Bergmannkiez und Schumacher-Quartier als Vorreiter

In Afrika müssen rund 70 Prozent der städtischen Infrastrukturen für Abwasserentsorgung, Strom und Verkehr erst noch gebaut werden. Aber was ist mit Städten wie Berlin, in denen die urbane Struktur schon längst existiert? Hier kommt es auch auf den Verkehrssektor an.

Eins der Vorreiterbeispiele in Berlin ist der Bergmannkiez, sagt Susanne Lottermoser, Leiterin der Unterabteilung Stadtentwicklung im Bundesministerium des Innern, Bau und Heimat: "In Kreuzberg hat man versucht, die Bergmannstraße fußgängerfreundlicher zu gestalten." Solche Projekte werden häufig auch durch den Bund gefördert.

Für Wachstum und nachhaltige Erneuerung waren im Bereich der Städtebauförderung allein 2021 für die Länder und Kommunen 290 Mllionen Euro vorgesehen. Doch das Geld gibt es nicht einfach so: "Voraussetzung ist, dass auch Klimaschutz und Klimaanpassung mitgedacht werden", sagt die Stadtplanerin auf Bundesebene. Das heißt insbesondere, dass man zum Beispiel Bäume und Beete pflanzen sollte oder Versickerungsflächen einbaut, in die das Wasser fließt. Das sei ein starker Hebel für Klimaschutz und Anpassung an die Wetterextremen. Sie benennt das Schumacher-Quartier am Gelände rund um den Flughafen Tegel als Modell-Viertel für eine klimafreundliche Stadt. Eine Schwammstadtteil soll es werden, der Regenwasser aufnimmt und speichert, statt abzuleiten.

Klimaneutrales Berlin

Doch Berlin hat nach Meinung der Klimaforscherin Kira Vinke noch Potenzial: "Wir haben hier zwar eine gute Infrastruktur beim ÖPNV, gleichzeitig aber sind extrem viele Autos in der Stadt, die zum Beispiel Menschen, die mit dem Fahrrad fahren oder zu Fuß gehen, regelrecht verdrängen." Kira Vinke ist eine von vielen Expert:innen, die neben den Vertreter:innen der Staaten auf der COP26 zusammenkommen, um ein gemeinsames Verständnis für die Klimakrise und ihre Lösungen zu entwickeln. Dabei ist die Rolle der Städte entscheidend: "Die Implementierung der Lösungen passiert auf nationalstaatlicher Ebene oder sogar auf kommunaler städtischer Ebene", sagt die Klimaforscherin.

Den notwendigen Druck auf politische Entscheidungen, um diese Lösungen voranzutreiben, versuchen Aktivist:innen und Nichtregierungsorganisationen wie German Zero aus Berlin auszuüben. Die NGO unterstützt Bürgerbegehren für Klimaneutralität, unter anderem die Initiative "Klimaneustart" in Berlin, die von der Hauptstadt fordert, Klimaschutzziele schneller als geplant zu erreichen. Schließlich möchte Berlin bis spätestens 2045 klimaneutral werden. Aktivist:innen von "Klimaneustart" wollen CO2-Emissionen bereits bis 2025 um 70 Prozent und bis 2030 um 95 Prozent im Vergleich zum Jahr 1990 reduzieren. Dafür haben sie dem Senat ca. 39.000 Unterschriften vorgelegt.

"Klimaneutral heißt, dass alle Emissionen gesenkt werden. In den Städten vornehmlich im Gebäudebereich und dem Verkehrsbereich", sagt Julian Zuber, Geschäftsführer von German Zero. So können Kommunen zum Beispiel selbst entscheiden, wie klimaneutral Dienstleister der Energieversorgung sind, die sie einkaufen: "Sie haben die Kraft, Kohlekraftwerke abschalten und Erneuerbare hochzufahren."

Weltklimakonferenz in Glasgow (Quelle: rbb/Alina Ryazanova)
Bild: rbb/Alina Ryazanova

Klimagipfel als Hoffnung

"UN-Klimakonferenzen sind träge, das ist die Natur der Sache", sagt Julian Zuber. Trotzdem sei er über den Ausgang des Gipfels optimistisch. Kira Vinke beobachtet die Verhandlungen und tritt selbst auf den COP26-Veranstaltungen auf. Ihr Gefühl ist gemischt: Der Klimagipfel sei für sie ein Ort, auf dem vor allem nach der coronabedingten Pause, wieder aktiver Austausch zwischen Wissenschaft und Politik stattfindet – unter anderem dazu, wie man Emissionen in den Städten sinkt.

Doch nach aktuellem Stand der Verhandlungen sei selbst die 2-Grad-Grenze schwer einzuhalten, sagt die Wissenschaftlerin: "Wir werden sehr starke Hitzewellen erleben in Berlin und dafür brauchen wir eine Infrastruktur." Man profitiert auch von Erfahrungen anderer Länder: "Die Bevölkerung in Portugal oder Spanien weiß, wie sie sich zu verhalten hat. Aber in Deutschland sind wir einfach nicht daran gewöhnt, mit solchen extremen Ereignissen umzugehen." In den nächsten Tagen werden Staaten entscheiden, wie der Pariser Klimaabkommen konkret umgesetzt wird und wie sich das auf die Städte auswirkt.

Sendung: Inforadio, 12.11.2021, 7:20 Uhr

Beitrag von Alina Ryazanova

23 Kommentare

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  1. 23.

    88 scheint Ihnen zu gefallen. Steht die auch auf Ihrer Stirn ? Berlin wäre doch noch heute Sumpfland ohne Umlandholz. Es lebe die eiserne märkische Kiefer und das schönste Stadion an einer Försterei. Stopp für die Zementlieferung nach Berlin; die bauen ja alles mit Beton zu und reden da von Klimaschutz.

  2. 22.

    Herr 88 legte bisher grossen grossen Wert darauf, dass viel Bauholz aus der Mark in Berlin gelandet ist. Sie sollte deshalb Ihre rhetorische Frage besser an ihn richten.

  3. 21.

    Herr 88 legte bisher grossen grossen Wert darauf, dass viel Bauholz aus der Mark in Berlin gelandet ist. Sie sollte deshalb Ihre rhetorische Frage besser an ihn richten.

  4. 20.

    Andere Menschen mit ihrem umfassenden Wissen zu belehren, gefällt Ihnen, das ist ja bekannt. Hab ich aber gar nicht drum gebeten. Auf meine Frage sind Sie leider nicht eingegangen. Also wieviel Anteil hat denn die Berliner Kundschaft bzw Wirtschaft am entstehen und ausnutzen der Brandenburgischen Nutzwälder?

  5. 19.

    Wer sich in Geschichte etwas auskennt, weiß, dass Berlin und Brandenburg erst seit 1945 gespalten sind und bereits vorher viele Brandenburger in die heutige Bundeshauptstadt geströmt sind oder sich in deren Umfeld angesiedelt hatten wie es umgekehrt auch wohlhabender Berliner in das nahe Umland zog.

    Nicht unbedingt zur Allgemeinbildung gehört das Wissen um die Städte und Ländern, in die das Holz der Mark schon damals exportiert worden ist. Z.B. wusste man auch in Hamburg und den Niederlanden wusste man den Rohstoff aus der Mark zu schätzen.

    Mit etwas Ahnung vob Biologoe kann man zudem darauf kommen, warum Herr 88 schon vor Dekaden in seiner Jugend so viele Kienäppel hat sammeln können obwohl Laubmischwälder eigentlich die natürliche Waldform für diese Region wären.

  6. 18.

    Wenn Sie hier schon wieder die Spalterkeule schwingen, können Sie sicher auch beantworten, wieviel der Brandenburger Monokulturen für den Bedarf der Berliner Bevölkerung angelegt und wieder abgeholzt wurden.

  7. 17.

    "Städte sind für rund 60 Prozent der weltweiten Emissionen verantwortlich" was in etwa dem Anteil der Menschen entspricht die in Städten wohnen.

  8. 16.

    Was wird denn hier kleinteilig gefaselt. Die Quintessenz ist doch, es muss "entstädtet" werden. Weg mit diesen Energiefressern. Hin zu Dörfern und Gemeniden. Wer braucht eine Innenstadt in der nichts mehr ist. Online ist viel besser. Keine Masken in Geschäften, Kino ist sowieso schon out, keine Parkplätze, ins Museum rennen eh nur Touris, Klamottenläden von alberen Billiganbietern für pubertierende, Fridays-for-Future-Gebrülle an jedem Wochenende, usw usw.
    Im Umland baucht man keine Bäume pflanzen, die sind schon da ! Mieten sind im Moloch auch zu teuer und verschlingen Unsummen an Steuergeld für Vorkaufsrecht. Jede Form von Gewerbeansiedlung wird sowieso verhindert. Also weg mit der Stadt.

  9. 15.

    Ihnen scheint es lieber zu sein, wenn die Kiefern preußisch korrekt aufgereiht stehen. Das Bruchholz ist der Lebensraum vieler Tier- und Pflanzenarten, Die mögen Sei aber offensichtlich nicht. Dabei haben Berliner Förster schon vor über 100 Jahren erkannt, dass die Brandenburger Monokulturen ein ökologischer Irrtum sind.

  10. 14.

    Führen Sie ihren Gedanken zur Bodenversiegelung zu Ende. Dann erkennen auch Sie leicht, dass in Städten pro Kopf wesentlich weniger Boden versiegelt wird als auf dem Land. Holz gilt dabei als nachwachsender Rohstoff. Man darf nur nicht die Fehler der Vergangenheit wiederholen und ökologisch wenig wertvolle Monokulturen des schnellen Geldes wegen anlegen. Durch den Bau mit Holz wird übrigens das darin gespeicherte CO2 für längere Zeit dem natürlichen Kreislauf entzogen.

  11. 13.

    Vernunftkraft lässt grüßen! Oder nehmen Sie Herrn 88 auf den Arm? Wollen Sie abends überspitzt bei Kerzenlicht aus selbsterzeugtem Bienenwachs sitzen, Braunkohle verstromen oder erneuerbare Energien nutzen? Herr 88 möchte z.B. nicht darauf verzichten, sich alle paar Jahre einen neuen Verbrenner zu kaufen, wo selbst ein Mercedes EQS mit der gleichen Energiemenge mindestens 3x so weit kommt wie seine CO2-Schleuder, für die Unmengen an Brandenburger Wasser zur Sprit-Herstellung benötigt werden. Kinderarbeit war auch sein Argument, wenn es gegen die Energiewende geht. Nur ist er zwar Profi im Bereich der DDR-Kernfusion, kennt aber die aktuelle Entwicklung der Akku-Technik nicht.

  12. 12.

    Vernunftkraft lässt grüßen! Oder nehmen Sie HErrn 88 auf den Arm? Wollen Sie abends überspitzt bei Kerzenlicht aus selbsterzeugtem Bienenwachs sitzen, Braunkohle verstromen oder erneuerbare Energien nutzen? Herr 88 möchte z.B. nicht darauf verzichten, sich alle paar Jahre einen neuen Verbrenner zu kaufen, wo selbst ein Mercedes EQS mit der gleichen Energiemenge mindestens 3x so weit kommt wie seine CO2-Schleuder, für die Unmengen an Brandenburger Wasser zur Sprit-Herstellung benötigt werden. Kinderarbeit war auch sein Argument, wenn es gegen die Energiewende geht. Nur ist er zwar Profi im Bereich der DDR-Kernfusion, kennt aber die aktuelle Entwicklung der Akku-Technik nicht.

  13. 11.

    Was bringt es, den ÖPNV auszubauen, wenn Menschen wie Sie, Herr 88, vor allem darin groß sind, Ausreden zu finden, den nicht zu nutzen - und sei es nur, um Äpfel aus dem Alten Land zu kaufen obwohl Ihre Lieblingssorte auch in Brandenburg die meistangebaute ist.

  14. 10.

    Richtig erkannt! Keine Rohstoffe! Deshalb haben vor 140 Jahren Ihre Vorfahren begonnen, im großen Stil Bau- und Papierholz anzubauen. Die natürlichen Wälder waren da schon längst überall in die Welt verkauft. Eine andere Möglichkeit zur Erwirtschaftung des Lebensunterhaltes gab es kaum. Heute gäbe es dafür bessere Möglichkeiten ohne wie Ihre Tochter gleich nach Hessen auswandern zu müssen. Wälder können zudem nachhaltig bewirtschaftet werden ohne dafür riesige Monokulturen anzulegen.

  15. 9.

    Es glich einer Waldschlachtung was man hier in der Nähe für TESLA durchzog. Fällung wäre ja Verharmlosung.

  16. 8.

    Hier bei uns im Wald liegt so viel Bruchholz; kleinere Äste und "Kienäppel". Haben wir früher massenweise geholt. Der Wald war überall gesund. Heute liegen tote Stämme auf den jüngeren Bäumen und zerdrücken diese. Es sieht in dieser Hinsicht saumäßig aus im "Biowald".

  17. 7.

    Rede ich immer wieder; die Betonfundamente müßten für Nachfolge-WKA nachnutzbar sein. Standarderweiterungslösung erforderlich. Wieso derart große E-Autos ? Es gilt ÖPNV auszubauen. Kleinwagen benötigen viel weniger Material. Wiederverwertung jeglicher Schrottautos und nicht Export in arme Länder. Schenkt den Dörfern dort Kleintransporter für die Bewohner. Niemals Luxusautos für Machthaber. Man wird uns in der Welt achten. Wir sehen ja, dass so vieles falsch lief.

  18. 6.

    Verkehr und Gebäudesektor sind die beiden großen Posten in der Stadt. Für beide gibt es viele Stellschrauben an denen die Politik für mehr Klimaschutz drehen kann. Leider passiert das oft gar nicht, und wenn, dann wird die Umsetzung durch verschiedene Instanzen hinausgezögert.

  19. 5.

    #Tramsr, können sie sich vorstellen was für Betonfundamente die Windkraftanlagen benötigen? Das der Ausbau der erneuerbaren Energie auf Kosten der Umwelt geschieht wird kaum erwähnt und zeigt ein Dilemma auf.
    Wie so oft bedienen sich die "reichen" Industriestaaten bei den "armen" Entwicklungsländern. Die zur Ausgestaltung der Klimawende benötigten Rohstoffe wie Kupfer, Aluminium, seltene Erden usw. werden mit einem immensen Verbrauch an Energie, Wasser und teilweise Kinderarbeit aus der Erde gekratzt und die Umwelt zerstört. Unsere Braunkohletagebau sind dagegen noch umweltfreundlich.
    Die Industriestaaten sanieren auf Kosten der ärmeren Länder ihr Klima. Aber dagegen demonstriert kein Aktivist, weder von FfF noch von anderen NGO. Was soll man auch machen, so eine Windmühle, ein Solarfeld oder auch ein E-Auto verschlingen eben Unmengen an Ressourcen.
    Die Menschheit hat nur die Wahl zwischen Pest und Cholera. Und die Menschheit wächst weiter (unkontrolliert) und damit das Dilemma.

  20. 4.

    Ich zieh mir sinnvollerweise einen Pullover an, Empfehlung von Herrn Sarrazin.
    Richtig, wie Tramsr schon kommentiert, in 100 Jahre treten die Laubbäume die Nachfolge, beachte, der geschlachtet Bäume an.

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