Steinmeier räumt staatliche Fehler ein - Berlin gedenkt der Opfer des Terroranschlags vom Breitscheidplatz

13 Menschen starben durch den Terroranschlag auf den Weihnachtsmarkt am Breitscheidplatz - mehr als 60 wurden verletzt. Fünf Jahre nach der Tat wurde am Sonntag in Berlin an die Opfer erinnert. Dabei räumte der Bundespräsident Fehler ein.
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat staatliche Fehler und Versäumnisse im Zusammenhang mit dem Terroranschlag auf dem Berliner Breitscheidplatz eingeräumt.
Bei einer Gedenkveranstaltung zum fünften Jahrestag des Anschlags sagte Steinmeier am Sonntagabend, der Staat habe sein Versprechen auf Schutz und Sicherheit nicht eingehalten. Er müsse bei neuen Erkenntnissen zu der Tat weiter ermitteln. Das Staatsoberhaupt kritisierte außerdem Versäumnisse bei der Unterstützung der Hinterbliebenen und Verletzten. Doch es habe auch spürbare Verbesserungen gegeben, und das sei vor allem dem Engagement der Hinterbliebenen zu verdanken.
Müller: Wir sind alle immer noch fassungslos
Der Anschlag habe die Hinterbliebenen in Schmerz und Trauer gestürzt. "Der Riss des 19. Dezember 2016 teilt ihr Leben in ein Davor und ein Danach", erklärte Steinmeier bei der interreligiösen Gedenkfeier mit Hinterbliebenen und Angehörigen in der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche. "Er teilt auch das Bewusstsein unserer Gesellschaft in ein Davor und ein Danach."
Die Predigt bei der Gedenkveranstaltung hielt Christian Stäblein, Bischof der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz. An dem Gedenken nahm auch der scheidende Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD) teil. Er sagte, "wir sind alle immer noch fassungslos" über den schwersten islamistischen Terroranschlag in Deutschland: "Das sind sehr schlimme Erfahrungen, die uns geprägt haben." Der Anschlag habe auch gezeigt, wie wichtig konkrete Hilfe und Unterstützung für die Opfer sei.
Opferbeauftragte hatten zuvor zum Teil scharfe Kritik am Umgang der Behörden mit den Angehörigen geäußert.
Glockenläuten um 20:02 Uhr
Beim anschließenden Gedenken mit Hinterbliebenen am Mahnmal - einem goldenen Riss über die Treppenstufen zum Kirchenschiff - wurden die Namen der 13 Opfer verlesen und Kränze niedergelegt.
Ab 20.02 Uhr, dem Zeitpunkt des Anschlags, schlug die Glocke der Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Kirche 13 Mal für die 13 Todesopfer. Vor fünf Jahren waren bei dem Anschlag zwölf Personen ums Leben gekommen, mehr als 60 Menschen verletzt. Im vergangenen Oktober war ein weiterer Mensch an den Folgen seiner Verletzungen verstorben, die er sich zugezogen hatte, als er Erste Hilfe leistete.
Woidke: unfassbarer Anschlag
Bundeskanzler Olaf Scholz erinnerte auf Twitter an die 13 Todesopfer, die Verletzten und die Hinterbliebenen. "Der Staat muss wehrhaft sein und seine Bürgerinnen und Bürger schützen", schrieb Scholz. Er sprach von einem schrecklichen Vorfall, der sich tief ins kollektive Gedächtnis eingegraben habe.
Bundesinnenministerin Nancy Faeser erklärte in einem Statement, niemand könne absolute Sicherheit garantieren: "Soweit noch Fragen offen sind, werden wir Antworten suchen. Nichts wird unter den Teppich gekehrt. Das sind wir den Opfern und Hinterbliebenen schuldig."
Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke erklärte zum fünften Jahrestag, der unfassbare Anschlag habe eine tiefe Wunde im Gemeinwesen hinterlassen. Seine Gedanken seien bei den Hinterbliebenen und allen, die unter den Folgen litten.
Bei dem Terroranschlag steuerte ein islamistischer Terrorist am 19. Dezember 2016 einen Sattelschlepper in die Besuchermenge des Weihnachtsmarktes. Fünf der 13 Todesopfer stammten aus Polen, Israel, Italien, der Ukraine und Tschechien.
Sendung: Abendschau, 19.12.2021, 19:30 Uhr